Abgerundet wird die Bilanzanalyse mit der Cashflow-Betrachtung. Der Cashflow (CF) ist eine Kennzahl zur Beurteilung der Selbstfinanzierungskraft eines Unternehmens. Er zeigt an, welche in der Abrechnungsperiode selbst erwirtschafteten Mittel dem Unternehmen frei zur Verfügung stehen, um z. B. Investitionen zu tätigen, Dividenden auszuschütten oder Schulden zu tilgen. Aus dem Cashflow kann der Bilanzkritiker erkennen, in welchem Umfang sich ein Unternehmen aus eigener Kraft finanziert. Aus Höhe und Entwicklung des Cashflows können Rückschlüsse auf Ertrags- und Selbstfinanzierungskraft sowie auf Kreditwürdigkeit und Expansionsfähigkeit gezogen werden. Die Aussagefähigkeit des Cashflows wird erweitert, wenn man ihn in Beziehung zu den Umsatzerlösen setzt (Cashflow-Rate); es wird sichtbar, wie viel Prozent der Umsätze für die genannten Zwecke verfügbar sind. Der Cashflow ist eine zentrale Größe für Banken und Investoren, um sowohl Rentabilität- als auch Liquiditätslage eines Unternehmens zu bewerten (Rating, Bonitätsprüfung).

Der Cashflow wird je nach verfügbaren Daten und Zielrichtung des Bilanzkritikers in unterschiedlicher Komplexität und Detaillierung erstellt. Eine in der Praxis häufig zu findende Formel ist in Abb. 6 dargestellt. Sie ermöglicht auch den Vergleich des eigenen Unternehmens mit anderen Betrieben oder anderen Branchen, da alle Zahlen z. B. direkt aus Geschäftsberichten zu entnehmen sind.

 
Ausgewiesener Jahresüberschuss
+ Abschreibungen auf Gegenstände des Anlagevermögens
+ Zuführungen zu Rückstellungen
- Auflösungen von Rückstellungen
= Cashflow I (im engeren Sinn, i. e. S.)

Abb. 6: Muster für die Berechnung des Cashflow (im engeren Sinn)

 
Cashflow-Rate = Cashflow * 100
Umsatzerlöse
 
Praxis-Tipp

Erweiterte Cashflow-Betrachtung sinnvoll

Der einfache Cashflow zeigt nicht, was mit dem erwirtschafteten Geld geschehen ist, ob es gut oder weniger gut verwendet wurde. Daher sehen die internationalen Rechnungslegungsvorschriften nach IAS 7 (IAS = International Accounting Standards) vor, dass zusätzlich bzw. ergänzend eine Verwendungsrechnung erstellt wird. Dabei wird aufgeschlüsselt, wohin das Geld geflossen ist, z. B. in den Kauf von Vorräten, den Aufbau von Forderungen (beides oft problematisch, da hier unnötig Geld gebunden wird, wenn z. B. zu viele Vorräte gekauft oder sich nicht um die rechtzeitige Bezahlung der Forderungen gekümmert wird; Gründe hierfür u. a. Mängel im Forderungsmanagement), die Schuldentilgung oder Entnahmen. Die nachstehende Übersicht zeigt die Mindestgliederung für eine Verwendungsrechnung nach IAS 7. In Deutschland ist auch die Verwendungsrechnung nach DRS 21 weit verbreitet; sie ist derjenigen nach IAS 7 aber relativ ähnlich.

Häufig wird noch der freie Cashflow betrachtet. Er ergibt sich durch Abzug des Cashflows aus Investitionstätigkeit vom operativen Cashflow. Im Mittel mehrerer Jahre sollte es einem Unternehmen gelingen, einen positiven freien Cashflow zu erwirtschaften.

 
  Ergebnis lt. GuV
+/- Abschreibungen/Zuschreibungen
+/- Erhöhung/Minderung langfristige Rückstellungen
+/- Erträge/Verluste aus Anlageabgängen
= Cashflow i. e. S.
+/- Verminderung/Erhöhung Forderungen/Vorräte
+/- Erhöhung/Verminderung Verbindlichkeiten Lieferungen/Leistungen
= Cashflow aus Geschäftstätigkeit (Operativer Cashflow)
+ Einzahlungen aus Anlageabgängen
- Auszahlungen für Anlagevermögen
= Cashflow aus Investitionstätigkeit
+ Einzahlungen aus der Zuführung von Eigenkapital
- Auszahlungen an die Eigentümer
+ Einzahlungen aus Aufnahme von Finanzverbindlichkeiten
- Auszahlungen aus Rückzahlung von Finanzverbindlichkeiten
= Cashflow aus Finanzierungstätigkeit
  Summe CF Geschäftstätigkeit, CF Investitionstätigkeit, CF Finanzierungstätigkeit
+/- Finanzmittelbestand zu Beginn des Geschäftsjahrs
= Finanzmittelbestand zum Ende des Geschäftsjahrs

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