"Beyond Budgeting" zielt neben der Verlagerung der Budgetierungsfunktionen auf andere Instrumente auf eine grundlegende Veränderung der handlungsleitenden Ordnung: Instrumente, interne Modelle und organisatorische Regeln müssen den veränderten Anforderungen angepasst werden. Der Weg dorthin ist aber schwierig und kann – wie viele organisatorische Veränderungsprozesse zuvor – scheitern. Dies legt die Suche nach pragmatischen Alternativen nahe. Geht die Kritik an der Budgetierung im Wesentlichen (nur) dahin, dass diese zu starr und zu zeitaufwändig ist, wird es häufig ausreichend sein, im Rahmen der etablierten handlungsleitenden Ordnung den Budgetierungsprozess zu verkürzen, Budgets flexibel zu gestalten und die Planungsinhalte zu fokussieren. Hierauf zielen u. a. die Anregungen von Péter Horváth und das Konzept des "Better Budgeting": Das bestehende Budgetierungssystem soll durch ein Bündel von (im Grunde altbekannten) Maßnahmen zur Fokussierung der Planungsinhalte und zur Verkürzung des Budgetierungsprozesses optimiert werden.

Zur Fokussierung der Budgetierung schlägt Horváth folgende Maßnahmen vor:

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  • Konzentration auf erfolgskritische Prozesse und damit Reduzierung der erforderlichen Budgets und finanziellen Vorgabegrößen,
  • Vereinfachung des Budgetsystems durch weitgehenden Verzicht auf die taktische Planungsstufe,
  • marktorientierte Ziele und Vorgaben anstelle von Budgetierung auf Basis der Fortschreibung,
  • schnelle Vorschauinformationen anstatt detaillierter budgetbasierter Prognoserechnungen
  • Verlassen des Kalenderjahres und z. B. Übergang zur Meilensteinbudgetierung,
  • Reduzierung von Frequenz und Anzahl der Budgetkontrollen und damit Fokussierung des Reporting.

Ergänzend soll der Budgetierungsprozess durch organisatorische Maßnahmen flexibilisiert und verkürzt werden, indem z. B.

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  • "die Top-down-Komponente" der Aufbauorganisation gestärkt wird, um den Arbeits- und Zeitaufwand zu reduzieren,
  • der Budgetvereinbarungs- und -verabschiedungsprozess vereinfacht wird,
  • die operative Planung dezentralisiert wird.

"Better Budgeting" stellt somit – anders als der Ansatz des "Beyond Budgeting" – die internen Modelle der Akteure nicht grundlegend in Frage. Das Konzept zielt vielmehr auf die Verbesserung der Effizienz von Budgetierungsprozessen bei weitgehend unveränderten Rahmenbedingungen. Die knappe Aufmerksamkeit des Managements soll durch die Fokussierung des Prozesses besser genutzt werden. "Better Budgeting" kann (und will) eine grundlegende Veränderung der internen Modelle nicht leisten. Aus diesem Grunde werden entsprechende Projekte auch weniger häufig spektakulär scheitern. Wenn aber die Prämissen einer budgetbasierten Koordination nicht mehr gegeben sind, das eigentliche Problem in den Köpfen steckt und statt Effizienzgewinnen in der Budgetierung eine Veränderung der handlungsleitendenden Ordnung gefragt ist, greift der Ansatz (deutlich) zu kurz. Für die Praxis gilt es daher, viel Zeit und Mühe in die Analyse der Ausgangssituation zu investieren. Nicht immer ist der einfachere Weg auch der bessere.

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