Wenn Sie eine Standortverlagerung planen, hat das natürlich nachhaltige Auswirkungen auf Ihre Planungen für den deutschen Standort. Eine Auslandsexpansion bindet in der Regel viel Kapital oder es muss zumindest in Reserve gehalten werden. Das macht es häufig notwendig, im Inland Ausgaben, Projekte oder Investitionen auf den Prüfstand zu stellen oder zu verschieben. Auch diese Aspekte sollten Sie bedenken und Ihre Planung für das Inland unbedingt überprüfen und ggf. anpassen.

Beantworten Sie deshalb mindestens folgende Fragen:

  • Welche Folgen entstehen, wenn Sie einen Großteil Ihrer Arbeitszeit für die Umsetzung benötigen?

    • Wer soll Ihre Aufgaben übernehmen?
    • Wo treten dann u. U. Lücken auf?
    • Wie können diejenigen entlastet werden, denen Sie neue Aufgaben übertragen?
  • Benötigen Sie für den Aufbau des Auslandsgeschäfts Gelder, die eigentlich für Vorhaben im Inland gedacht waren?

    • Welche Projekte oder Investitionen in Deutschland können oder müssen Sie einstellen, reduzieren oder verschieben?
    • Wollen Sie die Möglichkeit nutzen, von der Bank frisches Kapital zu erhalten? Dann müssen Sie das gesamte Vorhaben mit allen wichtigen Rahmendaten dem Institut vorlegen und über einen Kredit verhandeln. Planen Sie hierfür mindestens 6 Monate (zusätzliche) Zeit ein.
  • Wenn Sie die Produktion in Deutschland reduzieren oder einstellen:

    Verschlechtern sich dadurch Ihre Einkaufskonditionen?

    Können Anlagegüter im Ausland genutzt werden?

    Welche Vermögensgegenstände können oder wollen Sie veräußern?

    Sind von den Veränderungen auch Mitarbeiter betroffen (Entlassungen oder Versetzungen)?

  • Ist es erforderlich, heimisches Personal (zeitweise) im Ausland einzusetzen?

    • Welche Mitarbeiter kommen hierfür generell in Betracht?
    • Sind diese mit einem Auslandsaufenthalt einverstanden?
    • Wie lange soll der Aufenthalt dauern und wie können die Familien integriert werden?
    • Müssen oder wollen Sie finanzielle Anreize setzen?
    • Welche Arbeiten können dann im Inland nicht erledigt werden?
  • Führen die Auslandsaktivitäten dazu, dass im Inland Kapazitäten frei werden (z. B. Produktions- oder Lagerhallen, Verkaufsbüros)?

    • Können Sie damit Kosten im Inland einsparen?
    • Lassen sich Vermögensgegenstände verkaufen?
    • Können Gebäude oder Anlagen vermietet oder verpachtet werden?
    • Inwieweit sind Mitarbeiter betroffen?
  • Wenn Sie Ihren deutschen Standort verlegen oder verkleinern:

    • Müssen Sie den Betriebsrat einbinden? Wenn ja, tun Sie dies möglichst frühzeitig, damit keine Missverständnisse entstehen oder der Verdacht aufkommen kann, dass das Auslandsengagement dazu dient, Beschäftigte freizusetzen. Die Praxis zeigt, dass ein (zu) spätes Einbinden des Betriebsrates dazu führt, dass schneller "gemauert" wird und nicht geplante Verzögerungen entstehen.
    • Wie informieren Sie Ihre Mitarbeiter?
    • Wie halten Sie die Leistungsträger im Unternehmen?
    • Welche Kündigungsfristen müssen Sie beachten?
    • Fallen zusätzliche Kosten an, z. B. für Abfindungen?
  • Können Sie die geplanten Umsatzzahlen für den deutschen Standort halten?

    • Führen die Veränderungen dazu, dass es zu Umsatzrückgängen kommt (etwa weil das Werbebudget reduziert wird oder Vertriebsmitarbeiter verstärkt im Ausland unterwegs sind)?
    • Welche Auswirkungen ergeben sich auf Ergebnis und Liquidität?
    • Werden u. U. Kunden verärgert und verschlechtert sich Ihr Image?
  • Sollen im Rahmen des Aufbaus des Auslandsgeschäfts Anlagegüter (Maschinen, Fahrzeuge, Betriebsausstattung) verlagert werden?

    • Mit welchen Folgen rechnen Sie dann im Inland?
  • Ist es möglich, dass Sie durch Ihre Verlagerungspläne Kunden verlieren?

    • Vermuten Sie, dass Sie künftig nur noch Billigprodukte herstellen, da Sie in Osteuropa oder China fertigen lassen?
  • Sind Sie zusätzlich noch einmal alle Erlös- und Kostenarten durchgegangen und haben geprüft, an welchen Stellen mit Veränderungen zu rechnen ist?
  • Haben Sie Ihre Bank frühzeitig eingebunden?

    • Ist sie über mögliche Änderungen im Inland informiert?
    • Haben Sie darüber gesprochen, welchen Einfluss die veränderten Geschäftsaussichten auf Ihre Bonitätseinstufung und damit die Kreditkosten haben wird?
 
Praxis-Tipp

Lassen Sie sich beraten

Die Fragen können lediglich eine Anregung sein und Ihnen zeigen, dass ein Auslandsengagement auch gravierende Veränderungen am heimischen Standort nach sich ziehen kann. Um weitere relevante Aspekte zu identifizieren, sollten Sie sich mit Ihren Mitarbeitern und Dritten zusammensetzen, z. B. einem spezialisierten Berater oder einem Mitarbeiter, der für Sie zuständigen Außenhandelskammer. Halten Sie alle Aspekte schriftlich fest und versuchen Sie, diese Punkt für Punkt abzuarbeiten. So erhalten Sie den Gesamtüberblick, der nötig ist, wollen Sie Ihren Gesamtbetrieb mit allen Standorten weiterhin erfolgreich führen.

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