Tax Talks 2022: Nachhaltigkeit für Steuerberater

Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Trend, sondern auch sehr facettenreich. Wie viele verschiedene Aspekte die Steuerberatungsbranche dabei in den Blick nehmen kann, haben die Tax Talks 2022 verdeutlicht.

Unter dem Motto " Nachhaltig agieren - nachhaltig profitieren" sprachen Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Fachrichtungen bei dem Online-Event am 9. März über die Chancen und Herausforderungen, die Steuerberaterinnen und Steuerberatern begegnen, die sich mit Nachhaltigkeit befassen.

Patrick Bungard, Experte für nachhaltiges Management, Corporate Social Responsibility und nachhaltige Unternehmenstransformation, machte in seiner Keynote klar, dass der Nachhaltigkeitstrend gekommen ist, um zu bleiben. Deutlich mache das beispielweise die lange Liste an Treibern der Nachhaltigkeit in Unternehmen: Kunden, Investoren, Mitarbeiter, B2B-Partner, die Politik und die Zivilgesellschaft. Nachhaltigkeit in Unternehmen entwickle sich aktuell von einem lästigen Anhängsel zu einer rentablen und nicht mehr wegzudenkenden Unternehmensstrategie.

Einen Überblick über die Entwicklung der Nachhaltigkeitsberichterstattung und Details zur EU-Taxonomie gab Carmen Auer, Partnerin und Leiterin des Fachbereichs Sustainability Services bei der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in München. Sie betonte:

Auer

„Zum einen wird die Nachhaltigkeitsberichterstattung deutlich strategischer und zum anderen wird der Kreis der dazu verpflichteten Unternehmen deutlich ausgeweitet.“

Welchen Bestandteil Steuern in der Nachhaltigkeitsberichterstattung einnehmen und worin aktuell der Unterschied zwischen der verpflichtenden nichtfinanziellen Erklärung und des freiwilligen Nachhaltigkeitsberichts besteht, erklärte Matthias Hülsmann, Steuerberater und Partner bei EY am Berliner Standort. Auch wenn Steuern aktuell noch keinen wesentlichen Bestandteil in der Nachhaltigkeitsberichterstattung ausmachen, könne sich das in der Zukunft ändern. Er appelliert daher an alle Steuerberaterinnen und Steuerberater:

Hülsmann

„In zwei, drei Jahren wird die Nachhaltigkeitsberichterstattung ganz anders aussehen, beschäftigen Sie sich deshalb lieber jetzt mit dem Thema.“

Wie das Thema Nachhaltigkeit zum neuen Geschäftsfeld für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberatungen werden kann, erläutert Matthias Hülsmann im Interview

Wie eine nachhaltige Arbeitswelt beziehungsweise eine nachhaltige Steuerkanzlei in der Praxis aussehen kann, konnten Zuhörerinnen und Zuhörer in den Fachbeiträgen von Claudia Ricci, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IAO, von Prof. Dr. Klaus-Michael Ahrend, Wirtschaftswissenschaftler, und von Kanzleiinhaber Benjamin Schimmel und seiner Mitarbeiterin Karin Schneider erfahren.

Die Beispiele der Vortragenden machten deutlich, dass auch Dienstleister wie Steuerkanzleien an vielen verschiedenen Stellen ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten können, von der Förderung des mobilen Arbeitens, über das Schaffen von klimafreundlichen Geschäftsreisen bis hin zum Wechsel auf Ökostrom und energieeffiziente Geräte. Claudia Ricci erklärte:

Ricci

„Langfristig kann Nachhaltigkeit nur durch die Kombination von Effizienzsteigerung und verändertem Verhalten funktionieren, deshalb ist es wichtig, die Mitarbeitenden miteinzubeziehen, sie zu informieren und ihre Erfahrungswerte zu nutzen."

Lesen Sie im Interview mit Claudia Ricci, wie Sie Prozesse und Strukturen in der Kanzlei ganz unmittelbar nachhaltiger gestalten können. 

Klaus-Michael Ahrend hob hervor, dass sich eine nachhaltige Steuerkanzlei im Idealfall an den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen orientiert und neben ökologischen Zielen auch soziale und ökonomische Ziele verfolgt. So zähle etwa auch die Förderung von sozialem Engagement der Mitarbeitenden zu nachhaltigen Zielen.

Wieso Kanzleien sich mit Nachhaltigkeit befassen sollten, und woran man echtes Engagement von Greenwashing unterscheiden kann, erklärt Klaus-Michael Ahrend im Interview

Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigten die Beispiele aus der Kanzlei von Benjamin Schimmel und Karin Schneider. So hat die Kanzlei zum Beispiel für die Materialbeschaffung eine Richtlinie zur nachhaltigen Beschaffung formuliert, die auf ihrer Homepage einsehbar ist und die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Benjamin Schimmel betont:

Schimmel

„Wir Unternehmer müssen beim Thema Nachhaltigkeit als Leuchttürme agieren in Bezug auf unsere Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten.“

Deshalb sei es so wichtig, dass Kanzleiinhaber ihre eigene Haltung zum Thema fänden, denn einen pauschalen Weg hin zur nachhaltigen Kanzlei gebe es nicht.

Im Interview berichtet Benjamin Schimmel von den nachhaltigen Maßnahmen in seiner Kanzlei - und warum er seinen Dienstwagen als eine der ersten Maßnahmen abgeschafft hat. 

Allerdings müssen sich Kanzleien nicht allein auf den Weg machen. Dieter Pfab, Steuerberater und Umweltbeauftragter des Landesverbands der steuerberatenden und wirtschaftsprüfenden Berufe in Bayern, stellte die Initiative "Nachhaltige Steuerkanzlei" vor, in der sich nachhaltige Steuerkanzleien nicht nur vernetzen können, sondern praktische Hilfe bei der Maßnahmenermittlung erhalten. Pfab betonte, dass kleine Kanzleien ohne diese Betreuung keine Chance hätten, in die Prozesse reinzukommen. Deswegen sei es umso wichtiger, dass immer mehr Verbände in Deutschland das Thema Nachhaltigkeit für ihre Mitglieder erschließen.

Nachhaltigkeitsberatung kann für Steuerberater auch ein interessantes Beratungsangebot sein. Wie eine Klimastrategie und die Erstellung einer Klimabilanz aussehen kann, erläuterte Amir Roughani, Wirtschaftsingenieur mit Fachrichtung Umweltmanagement und Geschäftsführer des Unternehmens Klimahelden, das ein Partnerprogramm für Steuerberater entwickelt hat.

In der abschließenden Expertenrunde sprach Björn Waide, Geschäftsführer des Bereichs Tax and Tax Consultants der Haufe Group mit Amir Roughani, Patrick Bungard, Karin Schneider und Benjamin Schimmel weiter über die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen in der Praxis, das Vermeiden von Greenwashing und die Frage, warum das Thema Nachhaltigkeit genau jetzt von Kanzleien angegangen werden sollte.

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