Kanzleiübernahme: Eine Herausforderung für Steuerberater

Steuerberater Andreas Pfister übernahm vor knapp einem Jahr den Mehrheitsanteil an einer bestehenden Steuerberatungsgesellschaft mit 15 Mitarbeitenden im Herzen von Nürnberg. Wenn der 36-jährige heute auf ein Jahr Selbstständigkeit zurückblickt, dann mit dem guten Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, aber auch mit dem Wissen, wie herausfordernd eine Übernahme ist.

Herr Pfister, wann haben Sie sich dafür entschieden, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen?

Das war nachdem ich rund fünf Jahre lang als angestellter Steuerberater und später auch Wirtschaftsprüfer in einer etwa 100 Beschäftigte zählenden Kanzlei tätig war. Zuvor war ich schon vier Jahre bei KPMG angestellt gewesen. Ich hatte also an die zehn Jahre Berufserfahrung und habe mich gefragt, was ich in Zukunft eigentlich machen will - und das war ganz klar Selbstverwirklichung im Beruf.

Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Ich habe mir mit Hilfe mehrerer Makler viele Kanzleien angesehen, habe mit Freunden gesprochen, die den Schritt in die Selbstständigkeit schon gewagt hatten und bin schließlich über die Jost AG fündig geworden. Wichtig war mir bei der Auswahl, dass die Kanzlei nicht zu klein ist, da ich auf keinen Fall von einzelnen Mitarbeitern abhängig sein wollte. Bei der Geffers Ruhl und Partner PartG mbB Steuerberatungsgesellschaft in Nürnberg habe ich dann die Mehrheitsbeteiligung der damaligen Seniorpartnerin übernommen und bin heute Mehrheitsgesellschafter mit zwei weiteren Partnern.


Bei einer Gründung auf der grünen Wiese wäre mir das finanzielle Risiko zu groß gewesen.


Die Option einer vollständigen Neugründung haben Sie nicht in Betracht gezogen?

Ehrlich gesagt, nein. Denn bei einer Gründung auf der grünen Wiese wäre mir das finanzielle Risiko zu groß gewesen. Ich wollte wissen, worauf ich mich einlasse und auf bestehende Prozesse aufsetzen, mit planbaren Umsätzen kalkulieren. Deshalb war mich auch ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl der Kanzlei, dass sie kein Klumpen-Risiko in Form eines dominierenden Einzelmandats, das allein vielleicht 20 oder 30 Prozent des Umsatzes ausmacht, aufwies. Unsere Kanzlei hat traditionell viele Heilberufe in der Mandantschaft; das halte ich für ideal, weil die Mandate auf diese Weise nicht zu groß sind.

Wollten Sie bewusst diese Branche bedienen?

Nein, nicht unbedingt, da ich darin selbst gar nicht besonders viel Erfahrung hatte. Wichtig war die Heilbranche für mich in ihren strukturellen Eigenschaften. Tatsächlich ist es ja heute kein Problem, eine Kanzlei zu finden, da viele Steuerberaterinnen und Steuerberater eine Nachfolgelösung brauchen. Wer also durchstarten will, hat im Grunde eine gute Auswahl. Allerdings sollte man sich meiner Meinung nach schon ehrlich fragen, ob man tatsächlich auch der Typ Unternehmer ist, oder lieber im Angestelltenverhältnis bleibt.

Weshalb?

Als Unternehmer gehen Sie voll ins Risiko und brauchen gerade in der Anfangszeit eine hohe Motivation, um dranzubleiben. Denn bis die Dinge alle so laufen, wie man es sich vorstellt, dauert es. Daher ist meiner Erfahrung nach Mehrarbeit in einem unabsehbaren Aufwand im ersten Jahr völlig normal. Dazu bedarf es eines familiären Umfelds, das dafür Verständnis mitbringt und dies auffängt. In meinem Fall war das besonders wesentlich, da ich verheiratet bin und zwei kleine Kinder im Alter von drei und fünf Jahren habe.


Es treten intern und extern Widerstände auf, und ohne Beharrlichkeit geht es nicht.


Der familiäre Background hat also gepasst - was ist noch nötig?

Man braucht Kampfgeist. Denn es treten intern und extern Widerstände auf, und ohne Beharrlichkeit geht es nicht. Außerdem muss man aufpassen, es nicht allen recht machen zu wollen, denn dann hat man eigentlich schon verloren. Wichtig ist neben diesen persönlichen Faktoren auch die strategische Entscheidung, Geld in die Hand zu nehmen und Dienstleistungen einzukaufen, die man selbst nur mangelhaft abdecken kann. Denn am Ende spart dies Zeit und damit auch wieder Geld.

Welches sehen Sie als Ihre wichtigste strategische Zukunftsaufgabe an?

Wir sind heute schon in einem Verbund mit einer befreundeten Kanzlei, aber auch mit einigen anderen Partnern, um ein umfangreiches Dienstleistungsspektrum abdecken zu können. Das sind etwa Anwälte. Klar ist, dass wir als verschiedene Dienstleister einander brauchen und man leichten Herzens Disziplinen abgeben sollte, in denen man sich nicht wohl fühlt. Dieses Netzwerk weiter zu stärken und auszubauen, wird eine Zukunftsaufgabe sein.

Was hat Sie in den vergangenen zwölf Monaten am intensivsten beschäftigt?

Wenn man sich selbstständig macht, durchläuft man eine steile Lernkurve. Man wächst ungemein als Persönlichkeit, erlebt und lernt eigentlich jeden Tag etwas Neues. Mir war es am wichtigsten, zunächst alle meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirklich kennen zu lernen. Die Mandanten sind zwar auch wichtig, aber letztlich sind es das Team und die gemeinsame Leistung, die den Ausschlag für den Erfolg geben.


Zur Person

Dipl.-Kfm., WP und StB Andreas Pfister ist Partner der Geffers Ruhl und Partner PartG mbB Steuerberatungsgesellschaft in Nürnberg. Vor seinem Einstieg zum 1.1.2021 war er bereits zehn Jahre zunächst für ein Big-Four-Unternehmen und dann für eine mittelgroße Steuerberatungsgesellschaft tätig. Geffers Ruhl und Partner PartG mbB Steuerberatungsgesellschaft berät überwiegend Mandantinnen und Mandanten aus den Heilberufen, vornehmlich der Zahnmedizin. Neben der reinen steuerlichen Beratung bietet die Kanzlei im "onecepto"-Verbund auch Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung, IT- und Marketing-Services an.