Auf der Erde nehmen die Bevölkerungszahlen zu und damit fortwährend auch der verbundene Bedarf an Wohn- und landwirtschaftlich oder industriell genutzten Flächen. Die Beschneidung des Lebensraums für Tier- und Pflanzenarten sowie die starke Umweltverschmutzung führen zu enormen weltweiten Verlusten an biologischer Vielfalt. Es handelt sich um eine Krise, die dem Klimawandel gleichkommt,[1] und um ein vielseitiges Thema, das auch in der Produktkommunikation eine relevante Rolle eingenommen hat.

[1] Vgl. IPBES 2019 "Global assessment report of the Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services", Bonn, S. 17 ff.

3.3.1 Biodiversität/Beitrag zu biologischer Vielfalt

"Biodiversität" beschreibt die biologische Vielfalt und umfasst neben der Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten auch die Vielfalt der Ökosysteme sowie die genetische Vielfalt.[1]

 
Empfehlung zur Anwendung nein

Dieser Begriff wird nicht für die Produktkommunikation empfohlen, wird jedoch in der Unternehmens- und Markenkommunikation genutzt, z. B. im Rahmen umfangreicherer Projektbeschreibungen auf Unternehmensebene. Auf Produktebene ist der Begriff für Konsument:innen zu komplex und oft zu unkonkret. Über die angewandten Produktsiegel kann der Beitrag zur Biodiversität indirekt kommuniziert werden.

Weiterführende Inhalte finden Sie im Sustainable Product Claims 2.0 Leitfaden.

[1] Vgl. Convention on Biological Diversity (CBD)

3.3.2 Artenvielfalt

"Artenvielfalt" ist ein Teilaspekt der Biodiversität (biologischen Vielfalt). Zur Artenvielfalt zählen auch die Vielfalt an Funktionen, die Arten innerhalb der Ökosysteme füreinander erfüllen und über die sie in Wechselwirkung stehen.[1]

 
Empfehlung zur Anwendung bedingt

Dieser Begriff eignet sich bedingt für die Produktkommunikation und bedarf ergänzender Erläuterungen.

Die konkrete Maßnahme, mit der zur Artenvielfalt beigetragen wird, sollte explizit benannt und – wenn möglich – auch der Effekt beschrieben werden.

 
Praxis-Beispiel

Anwendungsbeispiel

"Bei der Herstellung wird durch Blühstreifen ein Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt geleistet."

Weiterführende Inhalte finden Sie im Sustainable Product Claims 2.0 Leitfaden.

[1] Vgl. WWF "Natur und Artenvielfalt schützen!"

3.3.3 ökologische Landwirtschaft

Bei der "ökologischen Landwirtschaft" werden die Bodennutzung und Viehhaltung individuell an den Standort angepasst. Es wird auf das Schließen von Kreisläufen bei der Erzeugung hingearbeitet, die langfristig die natürlichen Produktionsgrundlagen wie Böden, Artenvielfalt, Gewässer oder Klima schützt. Die Vielfalt der angebauten Kulturen und Tierarten erhält und stärkt die Stabilität und Belastbarkeit der Agrar-Ökosysteme. (Die Mindestanforderungen sind abhängig vom Siegel.)[1]

 
Empfehlung zur Anwendung bedingt

Dieser Begriff eignet sich bedingt für die Produktkommunikation und bedarf Ergänzungen.

Im Rahmen der Kommunikation sollten die entsprechenden Rohstoffe aus ökologischer Landwirtschaft unter Verwendung von Zertifizierungen/Siegeln benannt werden. Hierbei sollten die zentralen ökologischen Herausforderungen und Maßnahmen benannt und Anteile, die geringer als 100 % sind, beziffert werden.

 
Praxis-Beispiel

Anwendungsbeispiel

"Unsere Rohstoffe stammen aus ökologischer Landwirtschaft. Sie wurden gemäß (Siegel XY) ohne künstliche Bewässerung und unter Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen produziert."

Weiterführende Inhalte finden Sie im Sustainable Product Claims 2.0 Leitfaden.

[1] Vgl. Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft "Was ist Ökologische Landwirtschaft?"

3.3.4 nachhaltige Forstwirtschaft

Im Rahmen einer "nachhaltigen Forstwirtschaft" und Waldbewirtschaftung werden Wälder und Waldflächen in einem Umfang und auf eine Weise betreut und genutzt, die ihre Produktivität, biologische Vielfalt, Fähigkeit zur Erneuerung sowie Lebenskraft bewahrt. Zugleich bleibt ihre Fähigkeit erhalten, aktuell sowie zukünftig wichtige ökologische, ökonomische und soziale Anforderungen zu befriedigen, ohne hierdurch die Beeinträchtigung anderer Ökosysteme zu verursachen.[1]

 
Empfehlung zur Anwendung bedingt

Dieser Begriff eignet sich bedingt für die Produktkommunikation und sollte nur in Verbindung mit einem Nachweis genutzt werden.

Im Rahmen der Kommunikation empfiehlt es sich, die entsprechenden Rohstoffe aus nachhaltigerer Forstwirtschaft (beinhaltet soziale und ökologische Aspekte!) unter Verwendung von Zertifizierungen/Siegel zu benennen (z. B. Zertifikate wie FSC).

 
Praxis-Beispiel

Anwendungsbeispiel

"Das in diesem Produkt verwendete Holz stammt aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern." Kennzeichnung der Produkte mit Siegeln wie FSC.

Weiterführende Inhalte finden Sie im Sustainable Product Claims 2.0 Leitfaden.

[1] Vgl. Umweltbundesamt "Nachhaltige Waldwirtschaft"

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