Die E-Mobilität gilt als zentraler Baustein eines nachhaltigen und klimaschonenden Verkehrssystems auf Basis erneuerbarer Energien. Doch während die Treibhausgasemissionen in Deutschland insgesamt seit 1990 stark gesunken sind, gab es im Verkehrssektor bisher kaum eine Verbesserung. Der Anteil des Verkehrs an den Gesamtemissionen ist seit 1990 von etwa 13 % auf 19,4 % im Jahr 2021 gestiegen. Das lag vor allem am stetig wachsenden Straßengüterverkehr, dem motorisierten Individualverkehr und dem zunehmenden Absatz von Dieselkraftstoff. Im Jahr 2019 lagen die Emissionen mit 164,8 Millionen Tonnen (Mio. t) sogar minimal über dem Wert von 1990. Durch die Corona-Pandemie sanken die Emissionen im Jahr 2020 auf rund 146 Mio. t bzw. 2021 auf 147,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten. Aber auch damit wurden die Emissionsziele des Verkehrssektors um 3 Millionen Tonnen CO2 überschritten.

Zudem verursachte der Verkehr 2021 fast 37 % der Emissionen von Stickstoffoxiden in die Luft. Hauptverursacher war der motorisierte Straßenverkehr. Besonders in Ballungsräumen ist die Luft zu stark mit Stickstoffdioxid belastet.

Die Emissionen im Verkehrsbereich könnten dabei zum einen wesentlich gesenkt werden, indem der motorisierte Individualverkehr auf den Umweltverbund aus Bus und Bahn verlagert wird, und zum anderen, indem E-Mobilität stärker in privaten Haushalten und von Unternehmen genutzt wird.

Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen in den Sektoren Verkehr, Gebäude, Teilen der Industrie, Landwirtschaft und Abfall (sogenannter "Non-ETS-Bereich") liegt in der Verantwortung der EU-Mitgliedstaaten, die sich im Rahmen der EU-Klimaschutzverordnung verpflichtet haben, definierte Jahresbudgets für den CO2-Ausstoß einzuhalten. Deutschland hat sich verpflichtet, seine Emissionen im Non-ETS-Bereich bis 2030 um 38 % gegenüber 2005 zu mindern.

Mit dem Klimaschutzplan 2050 von 2016 hat die Bundesregierung eine Minderung der Verkehrsemissionen bis 2030 um 40 bis 42 % im Vergleich zu 1990 auf 98 bis 95 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr 2030 beschlossen (Sektorziel). Zusätzlich wurden entsprechende europäische Klimaschutzziele rechtlich verbindlich durch die EU-Zielverteilungsverordnung im Jahr 2018 (Verordnung (EU) 2018/842 vom 30.5.2018) festgelegt.

Doch gerade im Verkehrssektor wurden in den vergangenen Jahrzehnten keine ausreichenden strukturellen Veränderungen für eine nachhaltige Minderung der Treibhausgasemissionen erreicht.

Im Juli 2022 hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) darum ein Sofortprogramm zur Einhaltung der Klimaziele im Verkehrssektor vorgelegt, dass unter anderem einen beschleunigten Auf- und Ausbau der Ladeinfrastruktur und einen Ausbau der Radinfrastruktur vorsieht.[1]

Mit dem Projektionsbericht 2021 der Bundesregierung wurde zudem deutlich, dass ohne zusätzliche Klimaschutz-Maßnahmen die Klimaziele bis zum Jahr 2030 in allen Sektoren voraussichtlich verfehlt werden. Für das Erreichen des Sektorziels Verkehr 2030 wäre eine ambitionierte Minderung auf 85 Millionen Tonnen und damit um etwa 50 % gegenüber 2019 erforderlich. Die aktuelle Lücke zum Klimaziel 2030 beträgt laut Projektionsbericht 2021 (auf Basis der bis 31.8.2020 beschlossenen Maßnahmen) 41 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, kumuliert von 2022 bis 2030 beträgt die Lücke 271 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Eine zentrale Voraussetzung für die Erreichung des Sektorziels 2030 ist daher, dass der Anteil der elektrischen Fahrleistungen im Straßenverkehr deutlich erhöht wird. Dies erfordert entsprechenden Bestand an Elektrofahrzeugen und Ladestationen.

Zulassungszahlen E-Fahrzeuge

Der Fahrzeugmarkt zeigt dabei eine ambivalente Tendenz. Auf der einen Seite ist der Bestand an Pkw mit Benzin- und Dieselmotoren seit 2011 ständig gestiegen – von 41,7 Millionen Fahrzeugen auf 48,8 Millionen Fahrzeuge (1.1.2023) – und liegt derzeit bei 92,2 % (siehe Abb. 2).

Pkw mit einem Dieselmotor zählen mittlerweile ca. 14 Millionen Fahrzeuge. Während ihr Anteil am gesamten Pkw-Bestand 1991 noch bei 12 % lag, waren es 2023 bereits rund 30 %. Nach einem kurzzeitigen Rückgang im Jahr 2009 hat sich der Anteil der Diesel-Pkws als Folge der Abwrackprämie trotz des "Dieselskandals" und drohender Fahrverbote wieder stabilisiert, ist aber seit 2018 leicht rückläufig.

Bei den Pkw-Neuzulassungen ist der Anteil der Benzinfahrzeuge seit 2019 stark gesunken, liegt 2022 mit 32,6 % aber nach wie vor an erster Stelle. Die Anzahl der neu zugelassenen Elektro-Pkw hat mit über 470.000 Fahrzeugen inzwischen die Anzahl der Diesel-Pkw erreicht. Beide haben jeweils einen Anteil von 17,8 % an den gesamten Pkw-Neuzulassungen.

 

Abb. 2: Bestand an Personenkraftwagen in den Jahren 2011 bis 2023[2]

Bestand an Personenkraftwagen in den Jahren 2011 bis 2023

nach ausgewählten Kraftstoffarten
Jahr (jew. 1. Januar) Benzin Diesel Flüssiggas (LPG) Erdgas (CNG)
einschließlich bivalent
2011 30.487.578 11.266.644 418.659 71.519
2012 30.452.019 11.891.375 456.252 74.853
2013 30.206.472 12.578.950 494.777 76.284
2014 29.956.2...

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