Rz. 75

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Die Erwerbsteuer kann nach § 15 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 UStG grundsätzlich auch als Vorsteuer abgezogen werden. Die Erwerbsteuer unterliegt dabei den ganz normalen Beschränkungen des Vorsteuerabzugs. Derartige Beschränkungen können sich aus speziellen Regelungen wie z. B. § 19 Abs. 1 S. 4 UStG oder aus § 15 Abs. 2 und 3 UStG ergeben. Für den Vorsteuerabzug ist ausweislich der Gesetzesbegründung keine Rechnung erforderlich (vgl. BT-Drucks. 12/2463 vom 27.04.1992, 33; vgl. Abschn. 15.10 Abs. 1 UStAE). Das Recht auf Vorsteuerabzug entsteht im selben Zeitpunkt, in dem auch die Erwerbsteuer entsteht. Der Unternehmer kann demnach die Erwerbsteuer und die Vorsteuer in derselben Voranmeldung angeben (vgl. Abschn. 15. 10. Abs. 3 UStAE). Daraus folgt auch, dass der voll vorsteuerabzugsberechtigte Unternehmer durch die Erwerbsbesteuerung letztlich nicht belastet wird.

 

Rz. 76

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Schwierigkeiten hinsichtlich des Vorsteuerabzugs aus einem i. g. Erwerb ergeben sich nach der Rechtsprechung des EuGH (vgl. EuGH vom 22.04.2010, Rs. C-536/08 "X" und C-539/08 "Facet Trading BV", UR 2010, 418) für den Fall der Verwendung einer USt-IdNr. eines anderen Mitgliedsstaates als dem am Ende der Beförderung oder Versendung (vgl. § 3d S. 2 UStG). Nach Auffassung des EuGH scheidet ein Vorsteuerabzug in diesen Fällen aus, da gemeinschaftsrechtlich die Neutralität der Mehrwertsteuer nicht über den Vorsteuerabzug, sondern über die Berichtigung der Bemessungsgrundlage herzustellen ist (weiterführend von Streit, EU-UStB 2010, 43 ff.; Maunz, UR 2010, 422 ff.; Weimann, UStB 2010, 288 ff. und UStB 2011, 362; Lang, SIS Steuerberaterbrief 8/2011; Küffner/Streit, BBK 2011, 1147). Dieser Beurteilung hat sich der BFH mit Urteilen vom 01.09.2010 (Az: V R 39/08, BStBl. II 2011, 658; a. A. Vorinstanz: Sächsisches FG vom 15.10.2008, Az: 8 K 2097/06, EFG 2009, 1416) und vom 08.09.2010 (Az: XI R 40/08, BStBl. II 2011, 661; a. A. Vorinstanz: Sächsisches FG vom 15.10.2008, Az: 8 K 1490/07, EFG 2009, 1423) angeschlossen und schränkt die Vorsteuerabzugsberechtigung des § 15 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 UStG richtlinienkonform auf die Fälle des § 3d S. 1 UStG ein (vgl. BMF vom 07.07.2011, Az: IV D 2 – S 7300 – b/09/10001, BStBl. I 2011, 739, Übernahme in UStAE als Abschn. 15. 10. Abs. 2 S. 2 UStAE; Übergangsregelung bis 31.12.2011 hinsichtlich Nachweis/Glaubhaftmachung Besteuerung nach § 3d S. 1 UStG; zum Nachweis für Umsätze nach dem 31.12.2011 vgl. OFD Frankfurt vom 01.03.2012, Az: S 7300 b A – 1 – St 128, UR 2012, 699, Nachweis insbesondere über im Staat nach § 3d S. 1 UStG abgegebene Steuererklärung). Durch das AmtshilfeRLUmsG (Gesetz vom 26.06.2013, BGBl I 2013, 1809 m. W. v. 30.06.2013) wurde die Vorsteuerabzugsberechtigung in § 15 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 UStG auf Fälle des § 3d S. 1 UStG beschränkt (deklaratorische Bedeutung; vgl. BMF-Schreiben vom 15.11.2013, Az: IV D 2 – S 7300/12/10003, BStBl. I 2013, 1475). Zur Problematik vgl. Liebgott in UR 2017, 49 ff.

 

Rz. 77

Stand: 5. A. – ET: 12/2018

Nach Auffassung des LfSt Bayern (vom 02.04.2012, Az: S 7196.1.1–3/2 St 33, UR 2012, 653) wirken sich die Urteile des EuGH vom 22.04.2010 (UR 2010, 418) auch auf die Steuerbefreiungen des § 4b UStG aus, die in Fällen des § 3d S. 2 UStG nicht anwendbar sein sollen.

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