Rn. 92

Stand: EL 159 – ET: 08/2022

Liebhabereitatbestände sind Tatbestände, die zwar den sonstigen Merkmalen der jeweiligen Einkunftsart entsprechen, bei denen aber die Einkünfteerzielungsabsicht fehlt. Liebhaberei kann also bei allen sieben Einkunftsarten vorkommen (umgekehrt muss bei allen sieben Einkunftsarten Einkünfteerzielungsabsicht vorliegen, BFH IX R 50/10, BStBl II 2011, 704), dh also bei

 
LuF

BFH IV R 15/05, BStBl II 2008, 465: Ein luf Betrieb setzt eine selbstständige nachhaltige Betätigung voraus, die mit der Absicht, Gewinn zu erzielen, unternommen wird.

Das Erfordernis der Gewinnerzielungsabsicht bei LuF ergibt sich aus § 15 Abs 2 EStG, der auch auf luf Einkünfte iSd § 13 EStG anzuwenden ist (BFH IV R 8/03, BFH/NV 2005, 854; BFH IV R 38/13, BStBl II 2016, 765; BFH VI R 86/14 BStBl II2017, 981; BFH VI R 5/17, BStBl II 2019, 601).
Gewerbebetrieb

BFH BStBl II 1988, 10: Einkünfte aus Gewerbebetrieb liegen ... nur vor, wenn neben anderen Voraussetzungen die Tätigkeit mit Gewinnerzielungsabsicht ausgeübt wird. Fehlt es an dem Gewinnstreben, ist das Tätigwerden als Liebhaberei anzusehen.

BFH BStBl II 2003, 282: "Berücksichtigung des ...Verlustes nur verlangen, wenn er aus einem Gewerbetrieb... erwachsen ist. Dies fordert ... eine selbstständige nachhaltige Betätigung, die mit der Absicht, Gewinn zu erzielen, unternommen wird."

BFH IV R 34/11, BStBl II 2015,380 (bei gewerblich geprägter PersGes): "…muss für die Zeit des Bestehens der gewerblichen Prägung die Absicht vorhanden sein, einen gewerblichen Totalgewinn zu erzielen"
selbstständiger Arbeit Auch hier muss eine Gewinnerzielungsabsicht vorliegen (BFH XI R 10/97, BStBl II 1998, 663; FG Köln 10 K 3679/08, DStRE 2010, 1298 rkr, FG Mchn 5 K 618/12, DStRE 2015, 706 rkr, aA wohl Lindberg in Frotscher/Geurts, § 2 EStG Rz 81, Stand 13.03.2019.
nichtselbstständiger Arbeit BFH VI R 50/06, BStBl II 2009, 243: Hier sind in die Totalüberschussprognose das zu erwartende Ruhegehalt des StPfl und eine evtl Hinterbliebenenversorgung seines Ehegatten mit den nach der aktuellen Sterbetafel des Statistischen Bundesamtes zu bestimmenden und nicht abzuzinsenden Verkehrswerten einer lebenslänglichen Leistung einzubeziehen
KapVerm BFH BStBl II 1982, 463; BFH X R 9/17, 2021,418: Steck, NWB 29/2007, 2445. Zur Rechtslage seit der AbgSt s Rn 122a.
VuV

BFH BStBl II 1997, 650; BFH IX R 1/04, BStBl II 2005, 211; BFH IX R 9/06, BStBl II 2008, 515; BFH IX R 24/07, BStBl II 2010, 127; BFH IX R 9/17, BStBl II 2019, 219; BFH IX R 56/00, BFH/NV 2003, 170; BFH IX R 16/99, BFH/NV 2003, 1043; BFH IX R 30/07, BFH/NV 2008, 1300; BFH IX R 42/15, BFH/NV 2017, 1422; BFH IX B 27/19, BFH/NV 2019, 386; BFH IX R 18/18, BFH/NV 2020, 9); FG Ha 2 K 247/08, DStRE 2010, 1300 rkr: Einkünfte aus VuV... erzielt, wer ein Grundstück gegen Entgelt zur Nutzung überlässt und beabsichtigt, auf die voraussichtliche Dauer der Nutzung des Grundstücks einen Überschuss der Einnahmen über die WK zu erzielen.

BFH BStBl II 2003, 914; 2002, 726: "dass eine Vermietungstätigkeit nur dann einer dieser Einkunftsart (= VuV) zuzurechnen ist, wenn der Vermieter die Absicht hat, auf die Dauer der Vermögensnutzung einen Totalüberschuss der Einnahmen über die WK zu erwirtschaften."

Der Einnahmenüberschuss wird auch verlangt bspw von BFH IX R 14/12, BStBl II 2013, 279; BFH IX R 68/10, BStBl II 2013, 367; BFH IX R 19/11, BStBl II 2013, 376; BFH IX R 13/12, IX R 7/10, BStBl II 2013, 436; BFH BStBl II 2013, 533; BFH IX R 26/11, BStBl II 2013, 613; BFH IX R 48/12, BStBl II 2013, 693; BFH IX R 37/12, BStBl II 2013, 815; BFH IX R 17/16, BStBl II 2017, 633.
sonstige Einkünfte keine Angabe

Diese Einkünfteerzielungsabsicht ist bei der betreffenden Einkunftsart gesondert zu prüfen (BFH IX R 50/10, BStBl II 2011, 704) und auch für jede Einkunftsquelle (s Rn 77c). Zuvor muss aber die Einkunftsart geklärt werden, da es eine die Einkunftsarten übergreifende Einkünfteerzielungsabsicht nicht gibt (BFH IX R 50/10, BStBl II 2011, 704; auch s Rn 71).

 

Rn. 93

Stand: EL 159 – ET: 08/2022

Zum Nachweis dazu, dass die Einkünfteerzielungsabsicht fehlt, greift der BFH auf im Bereich der Lebensführung des StPfl liegende persönliche Gründe, Neigungen oder Motive zurück (GrS BFH BStBl II 1984, 751; 1985, 455; 1999, 638; 1999, 727; 2000, 227; 2001, 674; 2004, 455; 2005, 336; BFH IX R 49/09, BStBl II 2010, 1038; BFH VI R 86/14, BStBl II 2017, 981; BFH VI R 5/17, BStBl II 2019, 601; BFH IV R 34/11, BStBl II 2015, 380; BFH IV R 38/13, BStBl II 2016, 765; FG Köln 10 K 3679/08, DStRE 2010, 1298 rkr; FG BdW v 09.02.2017, 1 K 841/15, DStRE 2018, 710 rkr).

 

Rn. 94

Stand: EL 159 – ET: 08/2022

Liebhaberei kann nur dann gegeben sein, wenn zB ein Betrieb objektiv nicht die Existenzgrundlage des StPfl darstellt, sondern ihm andere Geldmittel zur Verfügung stehen, die wirtschaftlich seine wirkliche Existenzgrundlage bilden und es ihm darüber hinaus ermöglichen, trotz der ständigen Verluste den Betrieb beizubehalten (BFH BStBl II 1983, 2; 2005, 392; BFH/NV 1998, 845).

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