Rn. 352

Stand: EL 167 – ET: 09/2023

Bei Aufwendungen, die nach der Lebenserfahrung gleichzeitig der Lebenshaltung zu dienen geeignet sind, die aber in äußerem Zusammenhang mit einem Dienstverhältnis gemacht werden, ist zu unterscheiden, ob die laufenden Aufwendungen gleichzeitig oder nacheinander beruflichen bzw privaten Bedürfnissen dienen. Zu den nicht abziehbaren Lebenshaltungskosten zählen zB

  • Einbürgerungskosten, BFH BStBl II 1984, 588;
  • Zahlungen zum Freikauf vom Wehrdienst oder dessen Abkürzung, BFH BStBl II 1986, 459, ­sowie
  • Aufwendungen für die persönliche Sicherheit, so FG BdW EFG 1979, 546, rkr, betreffend die Pistole des Strafrichters; FG Köln EFG 1981, 558 rkr zu Bewachungskosten und FG Münster EFG 1983, 400 zur Unterhaltung einer Alarmanlage.

Aufwendungen für Sicherungsmaßnahmen konkret gefährdeter ArbN in ihrem Haus sind mE WK, da derartige Aufwendungen zur Vorbeugung von Schäden durch den Beruf veranlasst sind, vgl auch FG Nbg EFG 1986, 493 rkr. Zur Behandlung der Kosten für vom ArbG übernommene Aufwendungen für Sicherheitsmaßnahmen s Rn 281. Zum Lösegeld BFH BStBl II 1981, 303; 1981, 307. Diesbezügliche Aufwendungen des ArbG für den ArbN müssen aber bei letzterem nicht Arbeitslohn sein, FG Nbg EFG 1986, 493; Risse, BB 1987, 448. Kindergartenkosten berufstätiger Eheleute sind nach BFH BStBl III 1967, 726 keine WK; ebenso wenig die Aufwendungen für eine Hausgehilfin, BFH BStBl II 1973, 631; zur ag Belastung in diesen Fällen s Erläut zu § 33 (Nacke) und s Erläut zu § 33a (Pust).

 

Rn. 353

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Sind Aufwendungen, auch größeren Umfangs, nur aus der beruflichen Tätigkeit des ArbN heraus erklärbar, zB für Arbeitsmittel,

  • zum Flügel des Musiklehrers zB BFH BStBl II 1978, 459; FG Köln und Nds EFG 1982, 560; 1982, 561; 1982, 562; FG Bln EFG 1985, 69;
  • zum Elektronenrechner des Mathematiklehrers BFH BStBl II 1981, 735;
  • zu Computer FG RP EFG 1985, 605; FG He EFG 1987, 301; 1987, 173; FG Köln EFG 1987, 349;
  • zu Sportkleidung und Gerät BFH BStBl II 1987, 262, FG Nds EFG 1985, 291 einerseits und FG Sa EFG 1986, 174 andererseits; Günther, FR 1985, 613; Prinz, FR 1987, 330 f,

so sind sie WK, gleichgültig, ob hierfür ein Ersatzanspruch gegen den ArbG besteht oder auch, ob der Ersatzanspruch vielleicht nur bis zu einer bestimmten Höhe besteht; vgl BFH BStBl II 1972, 243; 1972, 257.

Diese Grundsätze gelten zB nach ständiger Rspr für die Kosten zur Erlangung von Titeln, etwa Promotionskosten (grds keine WK) BFH BStBl III 1967, 777; 1967, 778; BStBl II 1972, 251; 1978, 431; BVerfG StRK EStG § 9 S 1 und 2 R 380; es sei denn, die Promotion ist Gegenstand des Arbeitsverhältnisses, BFH BStBl II 1987, 780 (es ist nicht ausreichend, dass die Promotion lediglich Voraussetzung für die Einstellung ist, BFH BStBl II 1991, 637); Habilitationskosten eines wissenschaftlichen Assistenten sind WK, BFH vom 29.11.1984, IV R 267, 82 nv.

Der Aufwand von ArbN wegen Beförderungs- oder Geburtstagsfeiern mit den Kollegen kann WK beinhalten, s Rn 288a.

Ebenso werden bei ArbN grundsätzlich Bewirtungskosten, die in Gaststätten anfallen, behandelt. Dieses gilt zB für angestellte Handelsvertreter, die Kunden oder sonstige Geschäftsfreunde des ArbG bewirten, BFH BStBl II 1984, 433; FG Münster EFG 1975, 252 und FG Bln EFG 1981, 559 rkr; zum Auslagenersatz s Rn 286. Die Einschränkungen des § 4 Abs 5 Nr 2 S 2 EStG galten bis 1991 nicht für ArbN, BFH BStBl II 1984, 433; Offerhaus, StBp 84, 117, 141. Ab 1992 gilt über § 9 Abs 5 EStG § 4 Abs 5 und 6 EStG.

 

Rn. 353a

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Ein Bsp für die Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen WK und Lebenshaltungsaufwand bildet das häusliche Arbeitszimmer. Die Kosten seiner Unterhaltung wurden bis Kj 1995 den WK des ArbN zugerechnet, wenn der Raum so gut wie ausschließlich für berufliche Zwecke genutzt wurde, BFH BStBl III 1966, 219; BStBl II 1968, 77; 1970, 458; 1977, 464; 1984, 110; 1984, 112. In der Praxis stellte sich als Hauptproblem dar, wie der StPfl die nahezu ausschließliche berufliche Nutzung des Raumes nachweisen oder glaubhaft machen konnte, vgl zB FG BdW EFG 1984, 340 rkr.

Ab Kj 1996 bis Kj 2006 einschließlich ist ein häusliches Arbeitszimmer für ArbN nur noch dann steuerlich anzuerkennen, wenn kein anderer Arbeitsplatz zur Verfügung steht oder die berufliche Nutzung des Arbeitszimmers mehr als 50 % der gesamten beruflichen Tätigkeit beträgt. Die Höhe der abziehbaren Aufwendungen für das häusliche Arbeitszimmer ist auf 1 250 EUR jährlich begrenzt worden, § 9 Abs 5 EStG iVm § 4 Abs 5 Nr 6b EStG aF. Auch bei unentgeltlicher Nutzung des im Miteigentum des anderen Ehegatten stehenden Arbeitszimmers konnten WK gegeben sein, BFH BStBl II 1987, 623 und zur AfA BFH BStBl II 1988, 764; vgl aber FG D'dorf EFG 1986, 283. Zur Flächenberechnung als Aufteilungsmaßstab der Haus- bzw Wohnungskosten BFH BStBl II 1987, 500. Leerzeiten wurden bei der Beurteilung, ob der private Nutzungsanteil ganz untergeordnet war, diesem nicht zugerechnet, BFH BStBl II 1985, 467; umfangreichere Darlegung der Ver...

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