Rn. 21

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

§ 11 Abs 1 S 1 EStG stellt auf den Zufluss von Einnahmen ab. Maßgeblich für den Zufluss ist dabei der Zeitpunkt, in dem der StPfl tatsächlich die wirtschaftliche Verfügungsmacht über die Einnahme erlangt, BFH vom 30.06.2011, VI R 37/09, BStBl II 2011, 923; BFH vom 11.12.2008, VI R 9/05, BStBl II 2009, 385; BFH vom 30.09.2008, VI R 67/05, BStBl II 2009, 282; BFH vom 12.04.2007, VI R 89/04, BStBl II 2007, 719. Ob ein StPfl tatsächlich die wirtschaftliche Verfügungsmacht erlangt hat, ist eine grundsätzlich dem FG obliegende Frage der Tatsachenfeststellung und -würdigung, BFH vom 30.06.2011, VI R 37/09, BStBl II 2011, 923; BFH vom 30.11.2010, VIII R 40/08, BFH/NV 2011, 592.

Ohne Bedeutung ist dabei idR die Fälligkeit, vgl dazu BFH vom 23.09.1999, IV R 1/99, BStBl II 2000, 121, sowie der Zeitraum, für den die Leistung erfolgt. Die Fälligkeit einer Forderung kann jedoch ein Beweisanzeichen für den Übergang der wirtschaftlichen Verfügungsmacht beinhalten, BFH vom 21.10.1981, I R 230/78, BStBl II 1982, 139. Die Erlangung der wirtschaftlichen Verfügungsmacht (vgl dazu BFH vom 02.10.1987, VI R 65/84, BFH/NV 1988, 86) kann durch einen tatsächlichen Vorgang, zB eine Barzahlung erfolgen, sie kann jedoch auch auf einer Rechtshandlung, zB einer Willenserklärung, beruhen (Aufrechnung, Abtretung, vgl dazu FG Nds vom 15.07.2009, 4 K 92/09, EFG 2010, 1021). Der StPfl hat die wirtschaftliche Verfügungsmacht erlangt, sobald er in Kenntnis der Verfügungsmöglichkeit über die Einnahme wirtschaftlich verfügen kann (BFH vom 01.10.1993, III R 32/92, BStBl II 1994, 179; BFH vom 21.11.1989, IX R 170/85, BStBl II 1990, 310; BFH vom 18.08.2016, VI R 18/13, BStBl II 2018, 72; Oenings/Altenburg, DStR 2017, 538) oder über sie verfügt (BFH vom 02.05.2001, VIII R 44/00, BStBl II 2001, 562; BFH vom 10.12.1985, VIII R 15/83, BStBl II 1986, 342; BFH vom 14.06.2005, VIII R 53/03, BFH/NV 2005, 2183).

Die Herkunft der Mittel ist unerheblich, BFH vom 10.07.2001, VIII R 35/00, BStBl II 2001, 646.

 

Rn. 22

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Wirtschaftlich verfügen kann der StPfl (Gläubiger) bereits dann über die Leistung, wenn ihn der Schuldner dazu in die Lage versetzt hat, den Leistungserfolg ohne weiteres Zutun des Schuldners herbeizuführen. Dies gilt allerdings nur unter der weiteren Voraussetzung, dass der Schuldner leistungsbereit und leistungsfähig ist, BFH vom 28.10.2008, VIII R 36/04, BStBl II 2009, 190; BFH vom 30.10.1980, IV R 97/78, BStBl II 1981, 305; BFH vom 16.03.2010, VIII R 4/07, BStBl II 2014, 147; BFH vom 11.02.2010, VI R 47/08, BFH/NV 2010, 1094.

Mit der Hingabe des gedeckten Schecks ist deshalb grundsätzlich bereits die Scheckzahlung zugeflossen, da der Schecknehmer davon ausgehen kann, dass er die Schecksumme ausgezahlt oder gutgeschrieben erhält, BFH vom 28.10.2008, VIII R 36/04, BStBl II 2009, 190; BFH vom 20.03.2001, IX R 97/97, BStBl II 2001, 482; BFH vom 30.10.1980, IV R 97/78, BStBl II 1981, 305. Der Empfänger des – bei Hingabe – gedeckten Schecks ist in der Lage, den Leistungserfolg durch Einreichung des Schecks bei der Bank herbeizuführen, Kister in H/H/R, § 11 EStG Rz 45 (April 2021). Reicht der Empfänger den Scheck erst später bei der Bank ein und ist der Scheck in diesem Zeitpunkt nicht mehr gedeckt, ist somit gleichwohl ein Zufluss gegeben (Kister in H/H/R, § 11 EStG Rz 45 (April 2021).

Nimmt der leistungsbereite und leistungsfähige Schuldner in seinen Büchern eine Gutschrift vor, kann dies für einen Zufluss bereits dann ausreichen, wenn dem Schuldner kein Leistungsverweigerungsrecht zusteht und die Gutschrift zum Ausdruck bringt, dass dem Gläubiger der gutgeschriebene Betrag von nun an zur Verfügung steht, BFH vom 24.03.1993, X R 55/91, BStBl II 1993, 499; BFH vom 24.01.1990, I R 55/85, BStBl II 1991, 147; BFH vom 12.11.1997, XI R 30/97, BStBl II 1998, 252; BFH vom 30.11.2010, VIII R 40/08, BFH/NV 2011, 592; BFH vom 11.02.2010, VI R 47/08, BFH/NV 2010, 1094; BFH vom 19.06.2007, VIII R 63/03, BFH/NV 2008, 194; BFH vom 18.12.2001, IX R 74/98, BFH/NV 2002, 643; BFH v 12.07.2022, VIII R 18/19, BFH/NV 2023, 116. Nach dem Gesamtbild der Verhältnisse entscheidet sich, ob der geschuldete Betrag dem Gläubiger zur Verfügung steht. Dafür ist ua maßgebend, ob der geschuldete Betrag im Interesse des Gläubigers stehen bleibt, BFH vom 11.02.2010, VI R 47/08, BFH/NV 2010, 1094 und der Gläubiger die Möglichkeit hat, von der Gutschrift Kenntnis zu nehmen; diese Möglichkeit kann auch auf ständiger Übung beruhen, BFH vom 16.03.2010, VIII R 4/07, BStBl II 2014, 147, Rn 27; Kister in H/H/R, § 11 EStG Rz 51, 52 (April 2021); Krüger in Schmidt, § 11 EStG Rz 50 "Gutschrift" (42. Aufl).

 

Rn. 22a

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Die Schuldumschaffung (Novation) muss sich als Folge der Ausübung der wirtschaftlichen Verfügungsmacht des Gläubigers (Anlegers) über den Gegenstand der Altforderung darstellen und auf dessen freiem Entschluss beruhen. Entscheidend ist, ob der dem Gläubiger geschuldete Betrag gerade in dessen Interesse nicht ...

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