Ein Veränderungsprozess wie der Aufbau eines Betriebssicherheitsmanagementsystems ist immer nur dann effizient und nachhaltig, wenn es gelingt, die Mitarbeiter mitzunehmen. Das bringt eine hohe Identifikation und Motivation. Ebenso fließen alle betrieblichen Erkenntnisse und Erfahrungen der Mitarbeiter unmittelbar in den Prozess ein. Dazu ist eine partizipierende Managementstrategie zu wählen.

Bedeutende positive Effekte der Partizipation sind:

  • Förderung des unternehmerischen Denkens der Mitarbeiter,
  • Förderung höherer Arbeitsmotivation und Entscheidungsgüte,
  • Förderung wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Ziele (Herstellung von Lohn- und Gehaltsgerechtigkeit).

Die Weltgesundheitsorganisation[1] und die Internationale Arbeitsorganisation[2] empfehlen seit langem, die Beschäftigten in die Gestaltung von Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz einzubeziehen. Dasselbe leitet sich auch aus den Arbeiten von Haines & Wilson[3] über die Weiterentwicklung der Gesellschaft hin zu einem Mehr an Mitspracherecht in den Organisationen ab. Hignett et al.[4] kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Malchaire[5] zeigt in seinen Arbeiten zur partizipierenden Managementstrategie SOBANE (Screening, Oberservation, Analysis, Expertise) in ganz hervorragender Weise die Übertragbarkeit des partizipierenden Ansatzes gerade auf den Arbeitsschutz. "Partizipation" im Sinne Malchaires bedeutet dabei nicht nur die "Befragung" der Mitarbeiter mittels Fragebögen, sondern die "direktive, aktive und gleichstellende Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmern und Vorgesetzten bei der Gestaltung des Betriebslebens, wobei hinreichend Informationen und Befugnisse zu erteilen sind, um die Gesundheit, die Sicherheit und das Wohlbefinden des Personals sowie die technische und wirtschaftliche Gesundheit des Unternehmens sicherzustellen und auf optimalem Niveau zu halten".[6]

Für den Mitarbeiter bedeutet dies aber auch, dass er die Prävention in erster Linie mitgestalten soll, er steht im Mittelpunkt "seiner" Prävention und ist nicht "nur" Zielobjekt.

Gerade bei der Einführung eines Betriebssicherheitsmanagementsystems hängt der Erfolg in entscheidendem Maße von der Unterstützung des Top-Managements ab. Durch mangelnde Einbeziehung und fehlende Information durch das Top-Management wird das mittlere Management verunsichert und es entwickelt Skepsis gegen das Projekt, die sich auf die Mitarbeiter überträgt.

[1] WHO European Center for Environment and Health, Declaration on occupational health for all, Recommendation of the 2nd meeting of the WHO Collaborating Centres in Occupational Health, Bejing, China, 11-14 October 1994.
[2] Bureau International du Travail, Principes directeurs concernant les systèmes de gestion de la sécurité et de la santé au travail, ILO-OSH, Geneve, 2001.
[3] Haines/Wilson, Development of a framework for participatory ergonomics, Contract Research Report 174/1998, Health and Safety Executive, 1998.
[4] Hignett/Wilson/Morris, Finding ergonomic solutions participatory – approaches, Occupational Medicine, 55:200–207, 2005.
[5] Malchaire, The SOBANE risk management strategy and the Déparis method for the participatory screening of the risks, Int Arch Occup Environ Health; 77(6):443-50, 2004; Malchaire, Participative management strategy for occupational health, safety and well-being risks” G Ital Med Lav Ergon., 28(4):478-86, 2006; Malchaire, SOBANE – A participative management strategy to improve health and safety at work, Occupational Hygiene and Work Physiology Unit, Catholic University of Louvain, Brussels, 2007.
[6] Malchaire, SOBANE – A participative management strategy to improve health and safety at work, Occupational Hygiene and Work Physiology Unit, Catholic University of Louvain, Brussels, 2007.

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