Tz. 49

Stand: EL 111 – ET: 09/2023

Auch immaterielle WG können (funktional) wes Betriebsgrundlage des Betriebs sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese WG bilanziert werden oder wegen § 5 Abs 2 EStG nicht aktiviert werden dürfen (zB s Urt des BFH v 16.12.2008, BStBl II 2010, 808 unter Rn 14; s Herlinghaus, in R/H/vL, 3. Aufl, § 20 UmwStG Rn 113). Erworbene oder selbst geschaffene immaterielle WG sind wes Betriebsgrundlagen, wenn sie zur Erreichung des Betriebszwecks erforderlich sind und ein besonderes wirtsch Gewicht für die Betriebsführung haben. Dies ist insbes der Fall, wenn der Erfolg eines Unternehmens (in erheblichem Umfang) auf der Verwertung des immateriellen WG beruht. Als wes Betriebsgrundlagen kommen zB in Frage:

  • Patente (s Urt des BFH v 01.06.1978, BStBl II 1978, 545; v 21.10.1988, BFH/NV 1990, 58; v 20.07.2005, BStBl II 2006, 457 unter II. 1 b); s Urt des FG Bre v 27.01.1994, EFG 1994, 1003 – rkr),
  • Marken/Warenzeichen, Formeln (s Urt des BFH v 20.03.2017, BStBl II 2017, 992 unter Rn 27–29; s Schweiger, BB 1999, 451),
  • Firma, Name oder Zeichen des Betriebs (zB Apothekenname; s Urt des BFH v 03.04.2014, BFH/NV 2014, 1038 unter Rn 37; v 20.03.2017, BStBl II 2017, 992 unter Rn 27–28),
  • Mandantenstamm (s Urt des BFH v 21.11.2017, BFH/NV 2018, 522 unter Rn 34; s Vfg der OFD Ffm v 10.05.2012, FR 2012, 976 unter 2.1.5; s Schmitt, in S/H, 9. Aufl, § 20 UmwStG Rn 55; aA s Herlinghaus, in R/H/vL, 3. Aufl, § 20 UmwStG Rn 113),
  • Name, Internetauftritt und E-Mail-Adresse (s Urt des FG Nbg v 11.03.2014, EFG 2014, 1642, rkr mit Anm von Wendt),
  • Konzessionen (s Schmitt, in S/H, 9. Aufl, § 20 UmwStG Rn 54 mwNachw),
  • Rezepte, Herstellungsverfahren (s Urt des BFH v 20.09.1973, BStBl II 1973, 869),
  • Erfindungen (s Urt des BFH v 14.09.1989, BFH/NV 1990, 522; v 06.11.1991, BStBl II 1992, 415 und v 26.08.1993, BStBl II 1994, 168),
  • Recht an einem Namen oder Zeichen (wes Betriebsgrundlage auch dann, wenn es nicht bilanzierungsfähig und nicht warenzeichenrechtlich bzw markenrechtlich besonders geschützt ist, s Urt des BFH v 16.12.2009, BStBl II 2010, 808),
  • Besondere Geschäftsbeziehung (s Urt des BFH v 03.04.2014, BStBl II 2014, 1000 unter Rn 54) und Vertriebsrecht als selbständiges WG (s Urt des BFH v 24.03.2010, BFH/NV 2010, 818 unter Rn 52ff),
  • Nutzungsrechte an Erfindungen oder obligatorische Rechtspositionen (Lehrmethode; s Urt des BFH v 01.06.1994, BFH/NV 1995, 154).

Zu weiteren immateriellen WG s Tz 63.

 

Tz. 50

Stand: EL 111 – ET: 09/2023

Eine wes Betriebsgrundlage können auch ungeschützte Erfindungen sein. Es ist wie folgt zu unterscheiden:

  • keine wes Betriebsgrundlage ist ein nichtpatentfähiges Verfahren, das jederzeit durch Vertrag mit einem Dritten oder sogar ohne vertragliche Vereinbarung genutzt werden kann (s Urt des BFH v 25.10.1988, DB 1989, 26);
  • eine wes Betriebsgrundlage ist aber bei ungeschützten Erfindungen gegeben, wenn sie mit absoluter Wirkung ausgestattet sind. Dies bedeutet, dass nutzungswillige Dritte auf den Abschluss eines Lizenzvertrags mit dem Erfinder angewiesen sind (s Urt des BFH v 01.06.1994, BFH/NV 1995, 154; v 16.12.2009, BStBl II 2010, 808; und s Urt des FG Ddf v 16.02.2011, EFG 2012, 341 – rkr).
 

Tz. 51

Stand: EL 111 – ET: 09/2023

Basiert der wirtsch Erfolg des Betriebs nicht ausschl auf der Nutzung der Rechte, Patente, technischen Entwicklungen, Erfindungen etc, ist für die Frage der wes Betriebsgrundlage die Bedeutung des immateriellen WG im Betriebsablauf zu bestimmen. Immaterielle WG haben nur dann ein wes wirtsch Gewicht für das Unternehmen, wenn die Umsätze in erheblichem Umfang auf der Verwertung des Rechts oder sonstigen WG beruhen (s Urt des BFH v 20.09.1973, BStBl II, 869; v 01.06.1978, BStBl II 1978, 545; v 11.07.1989, BFH/NV 1990, 99; und v 14.09.1989, BFH/NV 1990, 522). Bei dieser Beurteilung macht es keinen Unterschied, ob im Betrieb das Recht, Patent etc dadurch selbst genutzt wird, dass es im Betriebsablauf eingesetzt wird oder nur durch Weiterüberlassung im Wege der Lizenzvergabe verwertet wird. Eine feste Grenze für eine erhebliche Auswirkung kann der Rspr nicht entnommen werden. Der BFH hat aber im Sachverhalt des Urt v 20.09.1973 (BStBl II 1973, 869) einen Umsatzanteil von 25 % zur Annahme einer wes Betriebsgrundlage als ausreichend angesehen.

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