Rz. 35

Die Erbschaftsteuer ist auf Antrag des Erwerbers auf die Dauer von bis zu 10 Jahren zu stunden, sofern zum Erwerb ein zu Wohnzwecken vermietetes Grundstück gehört[1] und der Erwerber die Steuer nur durch Veräußerung des Vermögens aufbringen kann.[2] Die Stundung ist auch bei Schenkungen unter Lebenden möglich, da § 28 Abs. 3 S. 1 ErbStG[3] alle Erwerbe (und nicht nur Erwerbe von Todes wegen) erfasst.[4] Ein Anspruch auf Stundung besteht aber nicht, wenn eine Kreditaufnahme im familiären Umfeld möglich ist.[5] Die Stundung endet, wenn der Erwerber das Grundstück weiter überträgt.[6]

 

Rz. 36

Die Stundung der Steuer erfolgt bei Erbfällen zinslos.[7] Bei Schenkungen werden Zinsen von 0,5 % pro Monat erhoben.[8]

Eine Änderung der Zinshöhe ist bislang – trotz der Vorgaben des BVerfG[9] – nicht erfolgt.[10]

 

Rz. 37–50

einstweilen frei

[4] S. auch § 1 Abs. 2 ErbStG; so auch die FinVerw in R E 28 Abs. 5 S. 2 ErbStR 2019.
[5] So FG Münster v. 11.3.2021, 3 K 3054/19 AO, BFH II R 7/21, EFG 2021, 869 mit Anm. Mai (zum schenkweisen Erwerb eines vermieteten Wohngrundstücks unter Nießbrauchvorbehalt).
[7] § 28 Abs. 3 S. 5 und § 37 Abs. 16 S. 1 ErbStG; geändert durch Art. 18 des Gesetzes zur Vermeidung von Umsatzsteuerausfällen beim Handel mit Waren im Internet und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften vom 11.12.2018, BGBl I 2018, 2338, BStBl I 2018, 1377. S. dazu die Gesetzesbegründung in BT-Drs. 19/5595, S. 84.
[8] § 28 Abs. 3 S. 5 ErbStG und §§ 234, 238 AO; s. R E 28 Abs. 8 ErbStR 2019.
[9] Grundlegend zum Ganzen BVerfG v. 8.7.2021, 1 BvR 2237/14 u. a., DStR 2021, 1934, DB 2021, 1986 mit Anm. Eppler/Dorn (zur Verfassungswidrigkeit der Vollverzinsung i. H. v. jährlich 6 % ab dem Jahr 2014 nach §§ 233a, 238 AO). Näher dazu u. a. Haupt, DStR 2022, 126, und BMF v. 17.9.2021, BStBl I 2021, 1759, DB 2021, 2465 und BMF v. 3.12.2021, BStBl I 2021, 2227, DB 2021, 3005.
[10] Allgemein zur Anpassung der Verzinsung im Steuerrecht (aber nicht für das ErbStG bzw. BewG) s. das Zweite Gesetz zur Änderung der Abgabenordnung und des Einführungsgesetzes zur Abgabenordnung v. 12.7.2022, BGBl I 2022, 1142, BStBl I 2022, 1215. Näher dazu Dorn/Dräger, DB 2022, 569; Seer, DB 2022, 1795; zur Änderung der §§ 233239 AO s. BMF v. 22.7.2022, BStBl I 2022, 1217.

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