Rz. 8

Nach S. 1 muss eine Geschäftseinrichtung oder Anlage vorliegen. Eine Geschäftseinrichtung oder Anlage ist jeder Gegenstand oder jede Zusammenfassung von Gegenständen, die Grundlage einer Geschäftstätigkeit sein können[1]. Die Grenze zwischen Geschäftseinrichtung und Anlage ist fließend, praktisch aber ohne Bedeutung[2]. Eine Geschäftseinrichtung ist ein einzelnes Wirtschaftsgut oder eine Zusammenfassung von materiellen und/oder immateriellen Wirtschaftsgütern, Know-how, Organisation, Personal usw., wobei diese einzelnen Bestandteile vorhanden sein können, aber nicht müssen. Eine Anlage besteht aus ei nem oder mehreren materiellen Wirtschaftsgütern, die, wenn sie aus mehreren Wirtschaftsgütern besteht, funktionell aufeinander bezogen sind. Anlagen können nur aus materiellen Wirtschaftsgütern bestehen (z. B. maschinelle Anlagen). Anlagen können sich dabei in Geschäftseinrichtungen befinden (z. B. Fabrikhalle). Die Geschäftseinrichtung ist daher der umfassendere Begriff, der Anlagen umfassen kann, aber nicht muss.

 

Rz. 9

Der Begriff der Geschäftseinrichtung wird weit ausgelegt; grundsätzlich kann jeder körperliche Gegenstand, der als Grundlage der Unternehmenstätigkeit geeignet ist, eine Geschäftseinrichtung sein[3]. Daher reichen nach der Rechtsprechung auch landwirtschaftlich bewirtschaftete Flächen aus[4]. Unerheblich ist dabei, dass insoweit im strengen Sinne keine Zusammenfassung von Wirtschaftsgütern vorliegt, wie sie für eine gewerbliche Betriebstätte typisch ist. Nicht ausreichend ist nach deutschen Steuerrecht allerdings, dass ein Stpfl. bloß in einem anderen Staat tätig wird, ohne eine feste Geschäftseinrichtung zu unterhalten[5]

. Eine sog. Dienstleistungsbetriebstätte wird nach deutschen Steuerrecht nicht anerkannt; dies ist in ausländischen Staaten teilweise anders.

Die Geschäftseinrichtung oder Anlage kann einfachster Art sein. BFH v. 17.9.2003, I R 12/02, BFH/NV 2004, 244 bezeichnet als Geschäftseinrichtungen einen Laptop oder Orderblock eines Verkäufers im Außendienst, eine Mustermappe oder den Bauchladen eines reisenden Händlers. Vgl. auch FG Münster v. 6.11.2000, 9 K 6931/98 K, EFG 2001, 234 (Auszug) sowie Thüringer FG v. 7.7.2015, 2 K 646/12, EFG 2015, 1496, wonach Arbeitstische in einem Schlachthof Geschäftseinrichtungen sein können. Eine uferlose Ausweitung des Betriebstättenbegriffs wird durch das Merkmal der "festen" Geschäftseinrichtung verhindert.

Es ist aber weder ein umschlossener Raum noch eine bauliche Vorrichtung erforderlich. Die Einrichtung braucht insbesondere nicht zum Aufenthalt von Menschen geeignet zu sein[6]. Lagerplätze, Spiel- und Verkaufsautomaten[7], ein nur mit Schreibtisch und Telefon ausgestattetes Büro sowie ein ständiges Trainingslager eines Sportlers mit gewerblichen Einkünften[8] können Betriebstätten sein. Die Räume eines Büros brauchen nicht Betriebsvermögen zu sein; eine Tätigkeit von der Wohnung aus kann eine Betriebstätte begründen[9]. Eine Geschäftseinrichtung oder Anlage ist auch ein unter der Erdoberfläche befindliches Rohrleitungssystem zum Transport von Rohöl; es ist dabei ohne Bedeutung, ob es sich um eine für sich allein gesehen funktionstüchtige Einrichtung handelt, oder ob sie unselbstständig und daher ohne weitere Einrichtungen oder Anlagen nicht funktionstüchtig ist[10]. Da für die Begründung von Betriebstätten kein Personal vorhanden sein muss, können auch ortsfeste Windräder[11] o.ä. Anlagen für die Gewinnung von erneuerbaren Energien (z.B. Photovoltaik, Solaranlagen) Betriebstätten darstellen.

Eine Geschäftseinrichtung oder Anlage setzt aber immer ein sachliches Substrat voraus, d. h. Sachen. Andere Gegenstände (Rechte) reichen nicht aus, das bloße Halten von Rechten, z. B. einer Kapitalbeteiligung, begründet keine Betriebstätte[12].

 

Rz. 10

Es muss sich um eine "feste" Geschäftseinrichtung oder Anlage handeln. Eine Einrichtung oder Anlage ist fest, wenn sie für eine gewisse Dauer einen Bezug zu einem Teil des Erdbodens aufweist.[13] Es kann sich um eine mechanische Verbindung mit dem Erdreich handeln oder um eine bloße Belegenheit, bei der die Einrichtung bzw. Anlage sich für eine gewisse Dauer an einem bestimmten Ort befindet.[14] Gebäude und Räume sind regelmäßig feste Geschäftseinrichtungen. So ist z. B. bei einer gewerblichen Vermietung die vermietete Ferienwohnung eine feste Geschäftseinrichtung und begründet eine Betriebstätte.

Der Bezug zum Erdboden muss mehr sein als nur die Beziehung zu einem Bezirk, auf den sich die Geschäftstätigkeit bezieht.[15] Ein abgrenzbares Gebiet ist für eine Betriebstätte gem. § 12 AO allerdings erforderlich; darin kann sich die Definition gem. § 12 AO von der Definition für Lohnsteuerzwecke unterscheiden.[16] Auch wenn ein Bezirk für eine Betriebstätte ausreicht, muss die erforderliche Verfügungsmacht vorliegen. Dies kann insbesondere bei Schornsteinfegerbezirken fraglich sein.[17]

Eine Geschäftseinrichtung ist jedenfalls dann fest, wenn sie eine feste (mechanische) Verbindung zur Erdoberfläche hat[18], doch k...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Steuer Office Gold. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge