Rn. 60

Stand: EL 151 – ET: 06/2021

Bei der Festsetzung des Kindergelds als einer Steuervergütung handelt es sich um eine Abgabenangelegenheit iSd § 347 Abs 2 AO, sodass der Einspruch (§ 347 Abs 1 S 1 Nr 1 AO) und nachfolgend der Finanzrechtsweg gegeben ist. Ein Verpflichtungsklage ist in den Fällen gegeben, in denen die Familienkasse das Kindergeld nicht antragsgemäß festgesetzt bzw einen ablehnenden Bescheid erlässt, BFH v 02.06.2005, III R 66/04, BStBl II 2006, 184; BFH v 27.01.2011, III R 65/09, BFH/NV 2011, 991; hebt die Familienkasse hingegen die Kindergeldfestsetzung auf, ist die Anfechtungsklage gegeben, BFH v 03.07.2014, III R 53/13, BStBl II 2015, 282.

 

Rn. 61

Stand: EL 151 – ET: 06/2021

Vorläufiger Rechtsschutz bei der Aufhebung einer Kindergeldfestsetzung ist ausschließlich durch Aussetzung der Vollziehung zu gewähren, BFH v 20.02.1998, VI B 205/97, BFH/NV 1998, 963; BFH v 26.05.1998, VI B 36/98, BFH/NV 1999, 30. Lehnt die Familienkasse einen Antrag auf Festsetzung von Kindergeld ab, ist nur ein Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung zulässig, BFH v 31.07.2002, VIII B 142/00, BFH/NV 2002, 1491; kritisch Greite, FR 2002, 1320.

Hebt die Familienkasse einen Kindergeldbescheid auf, weil sie der Auffassung ist, der Berechtigte habe seinen Wohnsitz im Ausland, handelt sie nicht ermessenswidrig, wenn sie die Vollziehung des Aufhebungsbescheides nur gegen Sicherheitsleistung in Form einer Bankbürgschaft aussetzt, BFH v 18.12.2000, VI S 15/98, BFH/NV 2001, 637.

 

Rn. 62

Stand: EL 151 – ET: 06/2021

Auch der Sozialhilfeträger ist zur Anfechtung der Aufhebung der Kindergeldfestsetzung befugt, vgl BFH v 12.01.2001, VI R 181/97, BStBl II 2001, 443. In diesem Fall ist derjenige notwendig beizuladen, zu dessen Gunsten das Kindergeld bisher festgesetzt war, BFH v 19.02.2001, VI R 169/97, BFH/NV 2001, 812. Aus der eigenen Antragsbefugnis des Kindes gemäß § 67 S 2 EStG auf Festsetzung des Kindergeldes folgt die Klagebefugnis des Kindes; in diesem Fall ist der Kindergeldberechtigte notwendig beizuladen, BFH v 30.10.2008, III R 105/07, BFH/NV 2009, 193. Gegen einen positiven Kindergeldbescheid, der dem einen Ehegatten erteilt worden ist, steht dem anderen Ehegatten keine Klagebefugnis zu, BFH v 08.07.2013, III B 149/12, BFH/NV 2013, 1602; Weber-Grellet in Schmidt, § 70 EStG Rz 2 (40. Aufl).

Zur Beiladung eines Dritten, der ebenfalls das Kindergeld beansprucht, auf Antrag der Familienkasse gemäß § 174 Abs 5 S 2 AO, vgl FG Ha v 16.01.2008, 1 K 160/07, EFG 2008, 917.

 

Rn. 63

Stand: EL 151 – ET: 06/2021

Das Landesarbeitsamt war befugt, das Arbeitsamt (Familienkasse) vor dem FG zu vertreten, BFH v 25.08.1997, VI B 94/97, BStBl II 1998, 118 mwN.

 

Rn. 64

Stand: EL 151 – ET: 06/2021

Zum Streitwert bei der Ablehnung bzw Aufhebung einer Kindergeldfestsetzung vgl BFH v 02.10.2014, III S 2/14, BStBl II 2015, 37; BFH v 24.05.2000, VI S 4/00, BStBl II 2000, 544. Zum Streitwert in kindergeldrechtlichen Verfahren vgl auch Wüllenkemper, StB 2010, 403; Reuss, EFG 2010, 228; Siegers, EFG 2006, 141; Wüllenkemper, EFG 2007, 1341 mit Gestaltungsempfehlungen. Der Streitwert sollte sich in einem Verfahren wegen Aufhebung einer Kindergeldfestsetzung von unbestimmter Dauer grds nach der bis zur Einreichung der Klage zu zahlenden Kindergeldbeträge zuzüglich eines Jahresbetrags des Kindergelds entsprechend § 42 Abs 1 S 1 Abs 5 S 1 GKG aF (der zum 01.09.2009 aufgehoben worden ist) nach § 13 Abs 1 GKG aF (jetzt § 52 Abs 1 GKG) bemessen, BFH v 24.05.2000, VI S 4/00, BStBl II 2000, 544; BFH v 20.10.2005, III S 20/05, BStBl II 2006, 77. Da es an einer Bindungswirkung für die Zukunft fehlt, ist dem nicht zu folgen, Wüllenkemper, StB 2010, 403.

Zutreffend hat der BFH deshalb im Beschluss BFH v 02.10.2014, III S 2/14, BStBl II 2015, 37 in Änderung seiner bisherigen Rspr entschieden, dass sich der Streitwert nach § 52 Abs 3 GKG bemisst, da der Antrag des Klägers eine bezifferte Geldleistung bzw einen hierauf gerichteten VA betroffen hat. Für eine sich an der Bedeutung der Sache für den Kläger orientierenden Ermessensentscheidung des Gerichts bzgl des Streitwerts ist kein Raum. Allerdings hat der Gesetzgeber in Kenntnis und unter Berücksichtigung der (bisherigen) st Rspr des BFH nun durch § 52 Abs 3 S 3 GKG, der ab dem 16.07.2014 Anwendung findet, klargestellt, dass in Kindergeldverfahren vor den Gerichten der Finanzgerichtsbarkeit § 42 Abs 1 S 1 u Abs 3 GKG entsprechend anzuwenden ist; an die Stelle des dreifachen Jahresbetrags tritt dabei der einfache Jahresbetrag.

Auch wenn es in Kindergeldverfahren – wie auch in anderen finanzgerichtlichen Streitverfahren – an einer Bindungswirkung für die Zukunft fehlt, geht die Regelung des § 52 Abs 3 S 3 GKG nicht ins Leere, sondern ist zu beachten; BFH v 06.05.2019, III S 16/18, BFH/NV 2019, 1133; Selder in Blümich, § 70 Rz 24 (November 2019).

Bei einem "echten" Untätigkeitseinspruch in Kindergeldsachen bemisst sich der Gegenstandswert nach § 52 Abs 1 GKG und nicht nach § 52 Abs 3 S 1 GKG; BFH v 18.12.2019, III R 46/17, BFH/...

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