Rn. 196

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Neben den Einkünften sind auch Bezüge auf die nach § 33a Abs 1 S 1 und S 2 EStG ermittelten Höchstbeträge anzurechnen. Zu den Bezügen iSd § 33a EStG gehören alle Einnahmen in Geld oder Geldeswert, die iRd einkommensteuerrechtlichen Einkunftsermittlung deshalb nicht erfasst werden, weil sie nicht steuerbar oder steuerfrei sind.

Dabei ist es für die Anrechnung der Bezüge ab dem VZ 2010 nicht mehr erforderlich, dass die Bezüge zur Bestreitung des Unterhalts bestimmt oder geeignet sind, Mellinghoff in Kirchhof/Seer, § 33a EStG Rz 21 (22. Aufl); aA Musil in H/H/R, § 33a EStG Rz 96 (Juli 2022); Loschelder in Schmidt, § 33a EStG Rz 27 (42. Aufl); Baldauf in Brandis/Heuermann, § 33a EStG Rz 218 (August 2022). Während § 33a Abs 1 S 4 EStG aF (jetzt § 33a Abs 1 S 5 EStG nF) bis einschließlich des VZ 2009 auf § 32 Abs 4 S 2 EStG verwies, wonach nur solche Bezüge anzurechnen waren, die zur Bestreitung des Unterhalts bestimmt und geeignet waren, ist diese Bezugnahme auf § 32 Abs 4 S 2 EStG seit dem VZ 2010 nicht mehr in § 33a Abs 1 S 5 EStG nF enthalten. Diese Einschränkung lässt sich auch nicht aus dem Sinn und Zweck der Vorschrift herauslesen; aA Loschelder in Schmidt, § 33a EStG Rz 27 (42. Aufl); Musil in H/H/R, § 33a Rz 96 (Juli 2022); offengelassen von BFH vom 20.10.2016, VI R 57/15, BStBl II 2017, 194.

 

Rn. 197

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Zu den Bezügen gehören ua

Auch einmalige Bezüge wie Lottogewinne oder Geldgeschenke, sofern sie nicht von den Eltern stammen, sind als Bezüge zu erfassen, Baldauf in Brandis/Heuermann, § 33a EStG Rz 219 (August 2022).

 

Rn. 198

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Mit Wirkung ab dem VZ 2010 gehören nach der nunmehr in § 33a Abs 1 S 5 EStG aE enthaltenen Aufzählung zu den Bezügen auch steuerfreie Gewinne nach den §§ 14, 16 Abs 4, § 17 Abs 3 und § 18 Abs 3 EStG, die nach § 19 Abs 2 EStG steuerfrei bleibenden Einkünfte sowie Sonderabschreibungen und erhöhte Absetzungen, soweit sie die höchstmöglichen AfA nach § 7 EStG übersteigen.

 

Rn. 199

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Fraglich erscheint, ob zweckgebundene Bezüge, die dem Unterhaltsberechtigten wegen eines nach Art und Höhe über das Übliche hinausgehenden besonderen und außergewöhnlichen Bedarfs zufließen, nicht als Bezüge zu erfassen sind, zB die iRd Sozialhilfe geleisteten Beträge für Krankenhilfe (§§ 47, 48 SGB XII), für häusliche Pflege (§ 63 Abs 2 SGB XII), Mehrbedarf (vgl § 30 SGB XII), Sozialhilfeleistungen iRd Altenhilfe (§ 71 SGB XII), so BFH vom 22.07.1988, III R 253/83, BStBl II 1988, 830; BFH vom 22.07.1988, III R 175/86, BStBl II 1988, 939; so Mellinghoff in Kirchhof/Seer, § 33a EStG Rz 21 (22. Aufl); Baldauf in Brandis/Heuermann, § 33a EStG Rz 221 (August 2022). Dagegen ergeben sich gleichheitsrechtlichen Bedenken, wenn bei den Bezügen im Hinblick auf einen speziellen Lebensbedarf zweckgebunden gewährte Sozialleistungen nicht erfasst würden, bei den Einkünften jedoch Mittel, die für einen vergleichbaren "Sonderbedarf" verwendet werden, erfasst werden, Kanzler, NWB 2022, 3714, 3721; Bleschick in Kanzler/Kraft/Bäuml/Marx/Hechtner/Geserich, § 33a EStG Rz 79 (7. Aufl); offengelassen von BFH vom 26.03.2009, VI R 60/08, BFH/NV 2009, 1418.

Keine Bezüge sind die steuerfreien Einnahmen nach § 3 Nr 12, 13, 26 EStG, da sie den tatsächlichen Aufwand abgelten, Fin Min Nds vom 02.01.1990, DB 1990, 152; Erziehungsgeld nach dem BErzGG, BFH vom 24.11.1994, III R 37/93, BStBl II 1995, 527; Loschelder in Schmidt, § 33a EStG Rz 29 (42. Aufl).

Die Renteneinkünfte der unterhaltenen Person sind auch dann anzusetzen, wenn sie vom Sozialamt in voller Höhe für die Kosten der Heimunterbringung einbehalten werden, vgl dazu BFH vom 26.03.2009, VI R 60/08, BFH...

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