Rn. 20

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Aus Art 1 Abs 1 GG iVm mit dem Sozialstaatsprinzip folgt, dass der Staat dem StPfl sein Einkommen insoweit steuerfrei belassen muss, als es zur Schaffung der Mindestvoraussetzungen für ein menschenwürdiges Dasein benötigt wird (BVerfG v 29.05.1990, 1 BvL 20/84, 1 BvL 26/84, 1 BvL 4/86, BStBl II 1990, 653, 657). Unter Berücksichtigung der in Art 6 Abs 1 GG getroffenen Wertentscheidung zu Gunsten der Familie ergibt sich, dass bei der Besteuerung der existenznotwendige Bedarf sämtlicher Familienangehöriger des StPfl steuerfrei zu belassen ist (BVerfG v 10.11.1998, 2 BvL 42/93, BStBl II 1999, 174; BVerfG v 29.05.1990, 1 BvL 20/84, 1 BvL 26/84, 1 BvL 4/86, BStBl II 1990, 653), nur das darüber hinausgehende Einkommen darf der Besteuerung unterworfen werden.

Gemäß § 2 Abs 8 EStG sind die Regelungen des EStG zu Ehegatten und Ehen auch auf Lebenspartner und Lebenspartnerschaften anzuwenden. Die in § 2 Abs 8 EStG bestimmte Gleichstellung von Lebenspartnern und Lebenspartnerschaften mit Ehegatten und Ehen ist in entsprechender Anwendung des § 52 Abs 2a EStG aF in allen Fällen anzuwenden, in denen das Kindergeld noch nicht bestandskräftig festgesetzt ist, vgl BFH v 08.08.2013, VI R 76/12, BStBl II 2014, 36.

 

Rn. 21

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Auf Art 3 Abs 1 GG iVm dem Sozialstaatsprinzip basiert der Grundsatz der gleichmäßigen Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit (BVerfG v 29.05.1990, 1 BvL 20/84, 1 BvL 26/84, 1 BvL 4/86, BStBl II 1990, 653, 658). Dieser gebietet in seiner Ausprägung als horizontale Besteuerungsgleichheit, StPfl gleicher Leistungsfähigkeit gleich hoch zu besteuern. Dementsprechend ist bei allen StPfl – unabhängig von der Höhe ihres Grenzsteuersatzes – die verminderte steuerliche Leistungsfähigkeit durch Unterhaltsverpflichtungen gegenüber Kindern in dem Umfang zu berücksichtigen, in dem die Unterhaltsaufwendungen zur Gewährleistung des Existenzminimums des Kindes erforderlich sind (BVerfG v 08.06.2004, 2 BvL 5/00, BFH/NV 2005 Beilage 1, 33; BVerfG v 04.12.2002, 2 BvR 400/98, 2 BvR 1735/00, BStBl II 2003, 534).

Gegenüber kinderlosen Ehepaaren dürfen Familien mit unterhaltsbedürftigen Kindern steuerlich nicht benachteiligt werden (BVerfG v 29.05.1990, 1 BvL 20/84, 1 BvL 26/84, 1 BvL 4/86, BStBl II 1990, 653; BVerfG v 10.11.1998, BVerfG v 29.05.1990, 1 BvL 20/84, 1 BvL 26/84, 1 BvL 4/86, BStBl II 1999, 182).

Das steuerlich freizustellende Familienexistenzminimum darf jedenfalls nicht niedriger sein als das sozialhilferechtliche (BVerfG v 10.11.1998, 2 BvL 42/93, BStBl II 1999, 174).

 

Rn. 22

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Neben Sachleistungen schulden die Eltern ihren Kindern auch Betreuungs- und Erziehungsleistungen. Diese beanspruchen die Arbeitskraft oder Zahlungspflicht der StPfl mit Kindern und sind als Bestandteil des kindbedingten Existenzminimums bei den Eltern steuerlich zu verschonen. StPfl mit Kindern sind wegen dieser Betreuungspflichten im Vergleich zu kinderlosen StPfl weniger leistungsfähig (BVerfG v 10.11.1998, 2 BvR 1057/91, 2 BvR 1226/91, 2 BvR 980/91, BStBl II 1999, 182, 187). Darauf, wie der StPfl den Betreuungsbedarf seines Kindes deckt, ob durch persönliche Betreuung oder durch Fremdbetreuung, kommt es nicht an.

 

Rn. 23

Stand: EL 155 – ET: 12/2021

Daneben ist der Erziehungsbedarf, dh die Aufwendungen der Eltern, die dem Kind die persönliche Entfaltung und Entwicklung ermöglichen, unabhängig vom Familienstand der Eltern, die einen Kinderfreibetrag oder ein Kindergeld erhalten, zu berücksichtigen (BVerfG v 10.11.1998, 2 BvR 1057/91, 2 BvR 1226/91, 2 BvR 980/91, BStBl II 1999, 182, 191).

 

Rn. 24–29

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vorläufig frei

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