Rn. 201

Stand: EL 138 – ET: 09/2019

Ein Teilbetrieb ist jede mit gewisser Selbstständigkeit ausgestattete, organisch geschlossene Einheit eines Gesamtbetriebs, die für sich allein lebensfähig ist (BFH v 18.10.1999, GrS 2/98, BStBl II 2000, 123). Ein unselbstständiger Betriebsteil liegt hingegen vor, wenn eine Unterteilung des Gesamtbetriebs lediglich organisatorisch nach Leistungen erfolgt o sich dieser fachlich o örtlich abgrenzt (BFH v 27.10.1994, BStBl II 1995, 403). Erbringt eine betriebliche Organisationseinheit keine eigenständigen Leistungen am Markt, ist ein Teilbetrieb jedenfalls nicht in Betracht zu ziehen (BFH v 16.11.2005, BFH/NV 2006, 532; krit Haarmann, FS Widmann, 388ff).

 

Rn. 202

Stand: EL 138 – ET: 09/2019

Der Begriff bestimmt sich nach der nationalen Teilbetriebsdefinition u ist normspezifisch auszulegen. Nach Sinn u Zweck der Vorschrift kommt es neben der funktionalen Betrachtungsweise auch auf das quantitative Kriterium der stillen Reserven an. Die Streitigkeiten, ob sich der umwandlungssteuerrechtliche Teilbetriebsbegriff nach den Vorgaben der FusionsRL 2009/133/EG zu orientieren hat u ob damit auch wirtschaftlich der organisatorischen betrieblichen Einheit zuordenbare WG die Annahme eines Teilbetriebs rechtfertigen können, wirken sich bei § 16 Abs 1 S 1 Nr 1 EStG nicht aus (BFH v 14.09.2005, BFH/NV 2006, 532; BFH v 07.11.2013, BFH/NV 2014, 676; glA Wacker in Schmidt, § 16 EStG Rz 141 (38. Aufl); Schallmoser in Blümich, § 16 EStG Rz 192 (August 2017); Seer in Kirchhof, § 16 EStG Rz 48, 18. Aufl). Es gilt weiterhin der bisherige Teilbetriebsbegriff (vgl hierzu auch Neumann/Benz, StbJb 2013/2014, 175, 176).

 

Rn. 203

Stand: EL 138 – ET: 09/2019

Ein organisch geschlossener Teil des Gesamtbetriebs setzt eine Zusammenfassung mehrerer WG voraus. Keine geschlossene Verbindung von WG liegt vor, wenn eine natürliche Person mehrere Betriebe hat u die WG in keinem sachlichen u wirtschaftlichen Zusammenhang zueinander stehen. Nach einer Auffassung ist dem Merkmal keine eigenständige Bedeutung beizumessen, da die Merkmale der "gewissen Selbstständigkeit" u "eigenständigen Lebensfähigkeit" die organisatorische Geschlossenheit miteinschließen (s Trossen in K/S/M, § 16 EStG Rz B 602 (November 2017); Geissler in H/H/R, § 16 EStG Rz 142, März 2013; Haarmann, FS Widmann, 375).

 

Rn. 204

Stand: EL 138 – ET: 09/2019

Eigenständig lebensfähig ist die organisatorische Einheit, wenn sie ihrer organisatorischen Struktur nach die betriebliche Tätigkeit eigenständig ausüben kann (BFH v 19.02.1976, BStBl II 1976, 415; BFH v 18.06.1998, BStBl II 1998, 735). Insb sind dafür eigene Einkaufsbeziehungen u ein eigener Kundenkreis erforderlich (BFH v 12.02.1992, BFH/NV 1992, 516; BFH v 10.03.1998, BFH/NV 1998, 1209; krit Tiedtke, DStZ 2000, 127; Haarmann, FS Widmann, 380), wohingegen das Wertverhältnis zu dem Gesamtbetrieb nicht in die Beurteilung miteinfließt (BFH v 05.10.1976, BStBl II 1977, 45). Ausreichend sollte aber sein, wenn eine konzerninterne Einkaufsgesellschaft den Einkauf für den Teilbetrieb übernimmt. Nicht erforderlich ist, dass in dem Unternehmensbereich Gewinne erwirtschaftet werden (BFH v 13.02.1996, BStBl II 1996, 409).

 

Rn. 205

Stand: EL 138 – ET: 09/2019

Maßgeblich für die Beurteilung, ob ein Teilbetrieb vorliegt, ist eine "gewisse Selbstständigkeit". Eine organisatorische Einheit ist mit gewisser Selbstständigkeit ausgestattet, sofern sich die Tätigkeit nach dem Gesamtbild von der übrigen Tätigkeit des Gesamtunternehmens unterscheidet (BFH v 14.06.2000, BFH/NV 2000, 1342; BFH v 13.02.1996, BStBl II 1996, 409; BFH v 26.04.1979, BStBl II 1979, 557). Maßgebliche Beurteilungsperspektive ist die des Veräußerers (BFH v 18.10.1999, GrS 2/98, BStBl II 2000, 123; BFH v 13.02.1996, BStBl II 1996, 409) nach dem Gesamtbild der Betätigung zum Zeitpunkt der Teilbetriebsveräußerung (BFH v 13.07.1998, BFH/NV 1999, 38). Die Beurteilung richtet sich nach verschiedenen Abgrenzungsmerkmalen (BFH v 15.07.2007, BFH/NV 2007, 1661; BFH v 16.11.2005, BFH/NV 2006, 532). Insb gehören dazu (BFH v 15.03.2007; BFH/NV 2007, 1661; BFH v 18.06.1998, BStBl II 1998, 735; zu Preisgestaltung u Mitwirkung bei Wareneinkauf auch: BFH v 02.04.1997, BFH/NV 1997, 481):

  • Indizien für die sachliche Eigenständigkeit: örtliche Trennung, Verwendung anderer Betriebsmittel, eigenes AV (eigene (angemietete) Räumlichkeiten);
  • Indizien für die personelle Eigenständigkeit: Einsatz verschiedenen Personals, eigene Verw;
  • Indizien für die wirtschaftliche Eigenständigkeit: gesonderte Buchführung/Kostenrechnung, selbstständige Preisgestaltung, eigener Kundenstamm, Vergütung eines eigenen Geschäftswerts durch den Erwerber.

Die indizielle Wirkung bzw die Gewichtung der Kriterien hängt maßgeblich von der Relevanz dieser für die konkret ausgeübte betriebliche Betätigung (Fertigungs-, Handels-, o Dienstleistungsbetrieb) ab (BFH v 04.07.2007, BStBl II 2007, 772; BFH v 05.06.2003, BStBl II 2003, 838; BFH v 17.10.2001, BFH/NV 2002, 366).

 

Rn. 206

Stand: EL 138 – ET: 09/2019

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