Rn. 302a

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Nach beteiligten Rechtsformen (ohne Bedeutung für die Rechtsfolgen einer Betriebsaufspaltung) unterscheidet man

(1)

(mögliche) Besitzunternehmen:

(a) Einzelunternehmen (BFH BStBl II 1989, 455; 1981, 379; 1973, 27), allerdings nur im Verhältnis zu einer Betriebs-KapGes (sonst Sonder-BV vorrangig);
(b) Bruchteilsgemeinschaft (BFH BStBl II 1989, 363; 1987, 858; 1986, 296; 1984, 474; 1983, 299 – wird idR zur GbR, s BFH vom 29.08.2001, BFH/NV 2002, 185 und BFH vom 18.08.2005, BStBl II 2005, 830);
(c) GbR (auch konkludente) zwischen zwei oder mehr Personen (ggf auch bei Bruchteilseigentum), die als enge Wirtschaftsgemeinschaft mit gleichgerichteten Interessen der Betriebs-Gesellschaft zB je ein Grundstück oder je andere wesentliche Betriebsgrundlagen – zB Rechte – verpachten und dabei planmäßig gemeinsam handeln, was die insofern bestehende Personenvereinigung im Zusammenhang mit der sog Personengruppentheorie (s Rn 320a) konstitutiv als Besitzunternehmen im Verhältnis zur GmbH erscheinen lässt; soll auch für Nichtehegatten gelten (sog bewusst geplante Doppelgesellschaft): zur mitunternehmerischen Betriebsaufspaltung mit einer Betriebs-PersGes s Rn 29, 29a; s BFH vom 24.07.1986, BStBl II 1986, 913; BFH vom 07.11.1985, BStBl II 1986, 364; kritisch Gosch, StBp 2000, 185. Betreffend Ehegatten auch s Rn 326 und BFH vom 29.08.2001, BFH/NV 2002, 185;
(d) Erbengemeinschaft (BFH BStBl II 1987, 120);
(e) Wohnungseigentümergemeinschaft (BFH vom 20.09.2018, BStBl II 2019, 160; BFH vom 10.04.1997, BStBl II 1997, 569); daran hat sich auch durch die gemäß § 9a Abs 1 S 1 WEG lt WeMoG vom 16.10.2020, BGBl I 2020, 2187 gegebene Rechtsfähigkeit der Gemeinschaft der Wohnungseigentümer (GdWE) mE nichts geändert (auch die neue GbR lt MoPeG ist rechtsfähig, ohne dass sich die Zuordnung als Mitunternehmerschaft ändern soll: s Rn 13f;
(f) eheliche Gütergemeinschaft (s Rn 23c);
(g) PersGes (OHG, KG, insbesondere GmbH & Co KG oder Stiftung & Co KG – nicht gewerblich geprägt);
(h) KapGes (dann sog kapitalistische Betriebsaufspaltung: BFH vom 28.01.2015, BFH/NV 2015, 1109; BFH vom 24.01.2012, BFH/NV 2012, 1176; BFH BStBl II 1995, 75; 1987, 117; OFD Ffm, BB 1986, 1882). Dabei kommt es für das Vorliegen einer Betriebsaufspaltung (mit der Folge des Ausschlusses der erweiterten Kürzung nach § 9 Nr 1 S 2 GewStG) nur darauf an, ob die Besitz-KapGes selbst ihren "geschäftlichen Betätigungswillen" in der Betriebs-KapGes durchsetzen kann; ein Rückgriff auf die hinter der Besitz-KapGes stehenden Anteilseigner ist nicht zulässig, sog Durchgriffsverbot (BFH vom 28.01.2015, aaO; bestätigt BFH vom 16.02.2022, BFH/NV 2023, 60 zum Fall eines Wertpapierhandels, s Rn 135; offen für die Beurteilung der Nachhaltigkeit im Konzern bei Grundstückshandel gemäß FG BBg vom 18.01.2022, 8 K 8008/21, nrkr, Az BFH III R 12/22);
(i) Verein, auch gemeinnütziger oder Berufsverband (BFH vom 21.05.1997, BFH/NV 1997, 825; implizit BFH vom 29.03.2006, BStBl II 2006, 661; OFD Han vom 23.07.1998, FR 1998, 911; OFD Ffm vom 22.02.1999, DStR 1999, 1111; auch s Bitz, DStR 2002, 752; BFH BFH/NV 1986, 433; FG Köln EFG 1995, 360);
(j) rechtsfähige Stiftung: dazu s Fichtelmann, GStB 2012, 235 und FG D'dorf vom 17.09.2013, EFG 2013, 1958 sowie dazu Weidmann/Kohlhepp, DStR 2014, 1197!
(2)

mögliche Betriebsunternehmen:

(a) PersGes, zB GmbH & Co KG (dann sog mitunternehmerische Betriebsaufspaltung: s Rn 29) oder
(b) idR KapGes (auch Vor-GmbH: BFH BStBl II 2008, 579), auch börsennotierte AG (BFH X vom 23.03.2011, BStBl II 2011, 778 – mit Bezug auf BVerfG vom 22.02.2011, 1 BvR 699/06, NJW 2011, 1201 unter B.I.; auch s Wachter, DStR 2011, 1599), wenn sich aufgrund der gesellschaftsrechtlich abgesicherten Möglichkeit des/der Mehrheitsaktionärs, mittelbar die personelle Zusammensetzung des Geschäftsführungsorgans zu bestimmen, in der AG auf Dauer nur ein solcher geschäftlicher Betätigungswille entfalten kann, der vom Vertrauen des/der Mehrheitsaktionärs(e) getragen ist (der eigenen Verantwortung des Vorstands nach § 76 Abs 1 AktG wurde mE unberechtigt keine entscheidende Bedeutung zugemessen). Offen gelassen bei einer der paritätischen Mitbestimmung unterliegenden AG (wohl bejahend Bode in Brandis/Heuermann, § 15 EStG Rz 612 (November 2011) und Fichtelmann, GStB 2012, 74.
(c) eG: eine eingetragene Genossenschaft, BFH IV, BStBl II 2012, 136.

Ein Einzelunternehmen kann nicht Betriebsunternehmen sein: s Rn 29.

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