Rn. 1

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Hält der typisch stille Gesellschafter seine Beteiligung im PV, fließt der Gewinnanteil (§ 20 Abs 1 Nr 4 EStG) unter Anwendung des § 11 Abs 1 EStG und nicht des § 44 Abs 3 EStG zu (vgl BFH vom 22.07.1997, VIII R 13/96 , BStBl II 1997, 767; BFH vom 30.10.2001, VIII R 15/01, BStBl II 2002, 138BFH vom 14.06.2005, VIII R 53/03, BFH/NV 2005, 2183; Krüger in Schmidt, § 11 EStG Rz 50 "Stille Gesellschaft" (42. Aufl)), indem der stille Gesellschafter die wirtschaftliche Verfügungsmacht über den Gewinnanteil erlangt, zB wenn der Gewinnanteil gutgeschrieben wird, BFH vom 22.07.1997, VIII R 57/95, BStBl II 1997, 755, wenn der Gewinnanteil dem Einlagekonto gutgeschrieben wird oder wenn der Gewinnanteil zur Wiederauffüllung der zuvor durch Verluste geminderten Einlage verwendet wird, BFH vom 24.01.1990, I R 55/85, BStBl II 1991, 147; Kister in H/H/R, § 11 EStG Rz 64 (April 2021).

Weist der Betriebsinhaber den Gewinnanteil des stillen Gesellschafters in der Bilanz aus und übersendet dem stillen Gesellschafter eine Bilanzabschrift, wird Letzterer idR die Verfügungsmacht über seinen Gewinnanteil erlangen, da er infolge der ihm bekannt gemachten Gutschrift darüber verfügen kann, BFH vom 02.11.1962, VI 284/61 S, BStBl III 1963, 96; BFH vom 06.10.2009, I R 25/09 , BFH/NV 2010, 620. Haben sich die Beteiligten darauf geeinigt, dass die Erstellung der Bilanz und die Ermittlung des Gewinnanteils des stillen Gesellschafter unterbleibt, kann darin bereits eine Verfügung des stillen Gesellschafter über seinen Gewinnanteil zusehen sein, wenn die Beteiligten mit dieser Vorgehensweise bezwecken, dass die Gewinnanteile im Unternehmen verbleiben, BFH vom 02.11.1962, VI 284/61 S, BStBl III 1963, 96.

Wird mit dem Gewinnanteil das Einlagenkonto erhöht ist, erfolgt eine Umwandlung des Gewinnanteils durch Änderung des Gesellschaftsvertrags und damit ein Zufluss, RFH vom 10.01.1929, VI A 1589/28, RStBl 1929, 225. In der Stundung des Gewinnanteils liegt regelmäßig die Hingabe eines Darlehens und damit eine den Zufluss begründende Verfügung des stillen Gesellschafter, RFH vom 10.01.1929, VI A 1589/28, RStBl 1929, 225.

Mehrergebnisse aufgrund einer Außenprüfung sind dem stillen Gesellschafter auch dann nicht bereits mit der Feststellung des Mehrgewinns zugeflossen, wenn die Beteiligten vereinbart haben, dass für die Gewinnverteilung der steuerliche Gewinn maßgebend ist, BFH vom 06.09.1963, VI 153/62, HFR 1964, 42.

 

Rn. 2

Stand: EL 166 – ET: 08/2023

Ist der stille Gesellschafter auch am Verlust beteiligt, liegt ein Abfluss bereits bei der Verringerung der Einlage vor, und zwar bei Erstellung der Bilanz und Berechnung bzw Abbuchung des individuellen Verlustanteils, BFH vom 10.11.1987, VIII R 53/84, BStBl II 1988, 186; BFH vom 16.10.2007, VIII R 21/06, BStBl II 2008, 126; BFH vom 28.01.2014, VIII R 5/11, BFH/NV 2014, 1193; zum Zeitpunkt des Abflusses beim Verlust der Einlage aufgrund Insolvenz FG D'dorf vom 02.04.1993, 14 K 82/89 E, EFG 1993, 710 sowie FG BdW vom 02.09.1992, 12 K 353/88, EFG 1993, 228 zum Verlust der Einlage aufgrund Vergleich. Die Gesellschafter können jedoch einen abweichenden späteren Fälligkeitszeitpunkt, zB bei Beendigung der stillen Gesellschaft, vereinbaren, so dass erst zu diesem Zeitpunkt ein Abfluss erfolgt, vgl BFH vom 16.10.2007, VIII R 21/06, BStBl II 2008, 126; FG D'dorf vom 02.04.1993, 14 K 82/89 E, EFG 1993, 710; Kister in H/H/R, § 11 EStG Rz 135 "Stille Gesellschaft" (April 2021).

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