Das RL-Kennzahlensystem, das eine Weiterentwicklung des Kennzahlensystemgedankens darstellt,[1] ist sowohl für Analysezwecke als auch als Hilfsmittel für die Unternehmensführung konzipiert, wo es im Rahmen des Planungs- und Kontrollprozesses entscheidungsbezogene Informationen liefern soll.[2] Im Hinblick auf die von der Unternehmensführung zu treffenden Entscheidungen ist eine zweckgerechte Auswahl hinsichtlich des Inhalts, Umfangs und der Struktur der Informationen festzulegen. Hierbei ist davon auszugehen, dass diese Informationen nicht anstatt derjenigen aus dem betrieblichen Rechnungswesen, sondern zusätzlich zu diesen bereitzustellen sind.

Die Beschränkung auf relativ wenige Kennzahlen ist dadurch möglich, dass mit Hilfe der Systemtheorie die wesentlichen entscheidungsrelevanten Kenngrößen in ihren wechselseitigen Zusammenhängen herausgestellt werden, ohne ihre gegenseitige formal mathematische Verknüpfung über Hilfskennzahlen im Einzelnen darzustellen. Eingebettet in diese Aussagelogik übersteigt der Aussagewert der verwendeten Kennzahlen des RL-Kennzahlensystems den einzelner Key Performance Indicators (s. Abb. 1 und 2). Die zentralen Kenngrößen des Steuerungssystems sind die Größen:

  • Erfolg und
  • Liquidität.

Der Erfolg, der für die laufende Steuerung benötigt wird, setzt sich zusammen aus

  • dem aus der Umsatz- und Kostenplanung abgeleiteten ordentlichen Betriebsergebnis,
  • dem aus den laufenden Zinserträgen und dem Beteiligungsergebnis resultierenden ordentlichen Finanzergebnis sowie
  • dem außerordentlichen Ergebnis.

Die Liquidität selbst ist hingegen kein originäres Ziel. Sie ist jedoch eine unerlässliche Voraussetzung für den Bestand des Unternehmens. Die Größen des Systems stellen zunächst Plangrößen dar. In die Unternehmensplanung werden nur Sachverhalte aufgenommen, die als Einzelgrößen schon hinreichend wichtig und einer Planung zugänglich sind, wie z. B. Umsatz und Betriebsergebnis. Aufgrund regelmäßiger Soll-Ist-Vergleiche liefert dieses System Informationen für unternehmerische Entscheidungen. Die Ermittlung von Kennzahlen hängt vom jeweiligen Zweck ab und erfolgt sowohl jährlich als auch innerhalb kürzerer Zeiträume.

Abb. 1: Rentabilitätskennzahlen

Die Existenz des Unternehmens hängt davon ab, ob die Liquidität gesichert ist. Dabei handelt es sich um ein gesamtbetriebliches Problem, das nur für das Unternehmen als Ganzes geplant und kontrolliert werden kann. Die Zahlungsbereitschaft des Unternehmens hängt dabei von der Höhe und von dem Zeitpunkt des Anfalls der Einzahlungen und Auszahlungen (respektive Einnahmen und Ausgaben) sowie den liquiden Mitteln ab. Ein Überblick über die Entwicklung der Liquidität kann durch Kennzahlen erfolgen. Diese Kenngrößen werden aus den übrigen Plänen des Unternehmens abgeleitet. Sie bringen in verdichteter Form die für die Liquidität der Gesellschaft zentralen Sachverhalte zum Ausdruck. Solange diese Indikatoren keine nennenswerten Abweichungen vom gesetzten Sollwert aufweisen, kann die Unternehmensleitung davon ausgehen, dass die Liquidität wie geplant sichergestellt ist und von dieser Seite das Unternehmensziel nicht gefährdet wird.

Abb. 2: Rentabilitäts- und Liquiditätsteil des RL-Kennzahlensystems[3]

Als zentrale Steuerungsgröße des Liquiditätskennzahlensystems wird die Größe liquide Mittel vorgeschlagen. Der Bestand an liquiden Mitteln hat eine Signalfunktion, deren Abweichen zu einer Analyse der Ursachen führen sollte. Eine weitere wichtige Größe im Liquiditätsteil ist der Cashflow, der verdeutlicht, in welchem Umfang im betrachteten Zeitraum die laufenden Betriebstätigkeiten zu Einnahmenüberschüssen führten. Der Cashflow ist ein Finanz- und Erfolgsindikator, der angibt, in welchem Umfang das Unternehmen aus eigener Kraft durch betriebliche Umsatztätigkeit finanzielle Mittel erwirtschaftet hat bzw. erwirtschaften kann. Neben dem Cashflow können zwei weitere Größen, nämlich der laufende und der disponierbare Einnahmenüberschuss eine zentrale Rolle einnehmen. Zum einen kann mit deren Hilfe erkannt werden, ob bei den nicht disponierbaren Zahlungen Ungleichgewichte bestehen. Zum anderen soll erkannt werden, in welcher Höhe Finanzierungsspielräume bestehen, etwa in Form von vorziehbaren Einzahlungen oder aufschiebbaren Auszahlungen.

Eine weitere Größe der Planung ist das Working Capital als Differenz von Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten. Hiermit sollen die kurzfristigen Liquiditätsrisiken tendenziell erkannt werden. Das Working Capital kann ergänzt werden durch den Liquiditätskoeffizienten, der Verschiebungen in den kurzfristigen Deckungsrelationen anzeigt. Im Rahmen der Beobachtung der langfristigen Finanzstruktur spielt die Kennzahl Anlagendeckung eine wichtige Rolle, der das Prinzip der fristenkongruenten Finanzierung des langfristig gebundenen Vermögens zu Grunde liegt und strukturelle Ungleichgewichte anzeigt.

Insbesondere im Falle einer erheblichen Anspannung der Liquiditätssituation ist darüber hinaus eine lückenlose Überwachung des finanziellen ...

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