Tz. 187

Stand: EL 80 – ET: 04/2014

Einbringungsgeborene Anteile (Wertpapiere), die am Bewertungsstichtag (s Tz 183, 200-201) an einer inl Börse zum Handel im regulierten Markt (bisher: amtlichen Handel) zugelassen sind, werden mit dem niedrigsten am Stichtag notierten Kurs angesetzt (s § 11 Abs 1 BewG). Entspr gilt für Wertpapiere, die in den Freiverkehr einbezogen sind. Der im amtl Handel notierte Kurs der Wertpapiere ist als deren gW anzusehen. Es handelt sich um eine – verfassungsrechtlich unbedenkliche – Typisierung bei der Wertfindung, die dem stlichen Massenverfahren Rechnung tragen und der gleichmäßigen St-Festsetzung dienen soll. Abweichungen vom Kurswert sind nur dann zuzulassen, wenn der amtl festgestellte Kurs nicht der wirklichen Geschäftslage des Verkehrs an der Börse entspricht, dh eine Streichung des festgestellten Kurses hätte erreicht werden können. Andere Einwendungen, die nicht die Geschäftslage betreffen, sind ausgeschlossen. Insbes kann grds nicht eingewandt werden, dass der Börsenpreis nicht dem gW der Aktien entspreche (s Urt des BFH v 01.10.2001, BFH/NV 2002, 319 mwNachw). Die Ermittlung des gW nach § 11 Abs 1 BewG (Kurswert) ist gegenüber der Ableitung des gW aus Anteilsverkäufen (s § 11 Abs 2 S 1 BewG,Tz 186ff) und der Schätzung nach § 11 Abs 2 S 2ff BewG (s Tz 188) vorrangig.

 

Tz. 188

Stand: EL 80 – ET: 04/2014

Liegt für die einbringungsgeborenen Anteile keine Börsennotierung vor (s Tz 187) und kann der Wert der Anteile auch nicht aus Verkäufen abgeleitet werden (s Tz 186ff), ist der gW nach Maßgabe der §§ 9 Abs 2, 11 Abs 2 BewG zu schätzen/ermitteln. Die Schätzung des gW gem § 11 Abs 2 S 2, 2 HS BewG (vor SEStEG) (dh nach dem sog Stuttgarter Verfahren, s Tz 188a) ist nicht anwendbar; dies ergibt sich ab 13.12.2006 (Tag nach der Verkündung des SEStEG) unmittelbar aus § 11 Abs 2 S 3 BewG idF des SEStEG.

Für Bewertungsstichtage bis 31.12.2008 ist der gW der einbringungsgeborenen Anteile durch Unternehmensbewertung der Kap-Ges nach dem Ertragswertverfahren zu schätzen (s § 24 UmwStG Tz 114). Bei Bewertungsanlässen ab 01.01.2009 gilt für Zwecke des § 21 Abs 2 S 2 UmwStG die Ermittlung des gW gem § 11 Abs 2 S 2 bis 4 BewG idF des ErbStRG (dh inkl des sog vereinfachten Ertragswertverfahrens; s Schr des BMF v 22.09.2011, BStBl I 2011, 859; dazu s § 24 UmwStG Tz 114).

Umstritten ist, wie der gW für Entstrickungstatbestände vor Inkrafttreten des § 11 Abs 2 S 3 BewG idF des SEStEG (dh vor dem 13.12.2006) zu bestimmen ist. Sofern sich der gW von nicht an der Börse notierten Anteilen nicht aus Verkäufen ableiten lässt (s Tz 186), ist grds gem § 11 Abs 2 S 2, 2 HS BewG (vor SEStEG) dieser Wert unter Berücksichtigung des Vermögens und der Ertragsaussichten der Kap-Ges zu schätzen. In Ausgestaltung dieser Gesetzesregelung hat die Fin-Verw in den Abschn 4ff VStR 1995 unter Berücksichtigung der Rspr des BFH Regeln zur Ermittlung des gW aufgestellt (sog Stuttgarter Verfahren). Es stellt sich die Frage, ob das Stuttgarter Verfahren für die Bestimmung des gW für Zwecke des § 21 Abs 2 S 1 und 2 UmwStG heranzuziehen ist (in diesem Sinne, s Kusterer, DStR 1998, 319; ders, EStB 1999, 29; s H/B, 2. Aufl, § 21 UmwStG Rn 229; s Merkert in Bordewin/Brandt, § 21 UmwStG Rn 49) oder ob eine Ermittlung des Veräußerungspreises im gewöhnlichen Geschäftsverkehr iSd § 9 Abs 2 BewG durch eine Unternehmensbewertung bei der Kap-Ges, an der die Anteile bestehen, zu erfolgen hat (hM s W/M, § 21 UmwStG, Anh 15 Rn 334; s S/H/S, 4. Aufl, § 21 UmwStG Rn 103; s Haritz, in H/M, 3. Aufl, Anh 21 aF Rn 163: Kritik am Stuttgarter Verfahren "verständlich"; s Schr des BMF v 25.03.1998, BStBl I 1998, 268 Rn 21.06; wohl auch s Urt des FG Köln v 11.12.2008, EFG 2009, 448, rkr). UE ist nach dem Sinn und Zweck der St-Begünstigung von Einbringungen nach den §§ 20f UmwStG und der Regelung in § 21 Abs 2 UmwStG im speziellen der gW iSd § 9 Abs 2 BewG zu ermitteln (dazu s § 24 UmwStG Tz 114 unter Bewertungsanlässe bis 2008).

Die Gegenmeinung (insbes s Kusterer, DStR 1998, 319) verweist auf die Gültigkeit der allgemeinen Bewertungsvorschriften des ersten Teils des BewG (insbes s §§ 9, 11) auch für Ertrag-St, die Selbstbindung der Fin-Verw durch das sog Stuttgarter Verfahren zur Bewertung von Anteilen an Kap-Ges und auf allgemeine Prinzipien der St-Gerechtigkeit. Es trifft zwar zu, dass das Stuttgarter Verfahren für Zwecke des § 16 Abs 3 EStG herangezogen werden kann (s Urt des BFH v 21.01.1993, BFH/NV 1994, 12). Der BFH hat jedoch die Anwendung des Stuttgarter Verfahrens nur unter dem Vorbehalt zugelassen, dass diese Ermittlung nicht aus besonderen Gründen im Einzelfall zu offensichtlich unrichtigen Ergebnissen führt und demzufolge dem Sinn und Zweck der ges Regelung zuwiderläuft (s Urt des BFH v 21.01.1993, BFH/NV 1994, 12). Das Stuttgarter Verfahren stellt nur ein mögliches Verfahren zur Schätzung des gW dar (s Beschl des BFH v 26.06.2007, BFH/NV 2007, 1707 unter 1. c); deshalb kommt ihm für Ertrag-St-Zwecke grds auch keine Selbstbindung der Fin...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Steuer Office Gold. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge