(1) 1In § 18 EStG ist nicht abschließend umschrieben, weiche Tätigkeiten als freiberufliche Tätigkeiten und als sonstige selbständige Arbeit anzusehen sind. 2Die Vorschrift beschränkt sich auf eine Aufzählung der wesentlichen Berufsgruppen, die als freie Berufe anzusehen sind (§ 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG); auch der Begriff der sonstigen selbständigen Arbeit wird nur durch die Aufführung von Beispielen erläutert (§ 18 Abs. 1 Nr. 3 EStG). 3Erfordert die Ausübung eines in § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG genannten Berufs eine gesetzlich vorgeschriebene Berufsausbildung, so übt nur derjenige, der auf Grund dieser Berufsausbildung berechtigt ist, die betreffende Berufsbezeichnung zu führen, diesen Beruf aus (BFH-Urteil vom 1. 10. 1986 - BStBl 1987 II S. 116). 4Unter den Begriff der selbständigen Arbeit können auch Tätigkeiten fallen, die in § 18 EStG nicht ausdrücklich bezeichnet sind. 5Es ist aber Voraussetzung, daß diese Tätigkeiten tatsächlich einer der in § 18 Abs. 1 Nr. 1 und 3 EStG aufgeführten Tätigkeiten ä h n 1 i c h sind (vgl. BFH-Urteil vom 16. 3.1951 - BStBl III S. 97). 6Eine Tätigkeit ist ähnlich, wenn das typische Bild einer der in § 18 Abs. 1 Nr. 1 oder 3 EStG aufgezählten Tätigkeiten mit allen ihren Merkmalen dem Gesamtbild der zu beurteilenden Tätigkeit vergleichbar ist (BFH-Urteile vom 23.5.1984 - BStBl II S. 823, vom 7.2.1985 - BStBl ll & 293, vom 11. 6.1985 - BStBl II S. 584 und vom 19. 11. 1985 - BStBl 1986 II S. 520); hierbei sind die Art der Tätigkeit und die Vorbildung in beiden Berufen zu vergleichen (BFH-Urteil vom 24.1.1985 - BStBl II S. 676). 7Allein die Tatsache, daß die Tätigkeit die gleichen charakteristischen Merkmale aufweist, die für die im Katalog erwähnten Berufe insgesamt typisch sind, genügt nicht (BFH-Urteil vom 30. 3.1976 - BStBl II S. 464). 8Setzt der Katalogberuf eine qualifizierte Ausbildung voraus, so muß auch die Ausbildung desjenigen, der einen ähnlichen Beruf ausübt, vergleichbar sein (BFH-Urteile vom 22. 6.1965 - BStBl III S. 593, vom 23. 5. 1984 - BStBl II S. 823, vom 7. 2.1985 - BStBl II S. 293 und vom 19. 7.1985 - BStBl 1986 II S. 15). 9Der Nachweis einer wissenschaftlichen Ausbildung kann sich in besonderen Fällen erübrigen, in denen die berufliche Tätigkeit an sich schon so geartet ist, daß sie ohne eine theoretische Grundlage, wie sie eine wissenschaftliche Ausbildung vermittelt, nicht ausgeübt werden könnte; dazu gehört, daß sie eine gewisse fachliche Breite aufweist, d. h. die Tätigkeit muß zumindest das Wissen des Kernbereichs eines Fachstudiums voraussetzen (BFH-Urteile vom 18. 6. 1980 - BStBl 1981 II S. 118 und 121, vom 31. 7. 1980 - BStBl 1981 II S. 121, vom 22.1. 1988 - BStBl II S. 497 und vom 10. 11. 1988 - BStBl 1989 II S. 198). 10Dabei sind strenge Maßstäbe anzulegen (BFH-Urteil vom 31. 7. 1980 - BStBl 1981 II S. 121). 11Die selbständige Tätigkeit als Berater für EDV ist grundsätzlich als gewerbliche Tätigkeit anzusehen (BFH-Urteile vom 3.12.1981 - BStBl 1982 II S. 267, vom 11. 6.1985 - BStBl II S. 584 und vom 11. 12.1985 - BStBl 1986 II S. 484). 12Ein selbständig tätiger Diplom-Informatiker oder Diplom-Mathematiker übt keine dem Ingenieurberuf ähnliche freiberufliche Tätigkeit aus, wenn er sog. Systemanalysen erarbeitet, aus denen sich ergibt, ob gewisse betriebliche Prozesse mit Hilfe von EDV-Anlagen vollziehbar sind (BFH-Urteil vom 7.,12.1989 - BStBl 1990 II S. 337). 13Die Tätigkeit eines Zwangsverwalters ist nicht der eines Katalogberufs ähnlich; sie fällt in der Regel unter § 18 Abs. 1 Nr. 3 EStG (BFH-Urteil vom 23. 5. 1984 - BStBl II S. 823). 14Kann der zu vergleichende Beruf ohne eine vorgeschriebene Berufsausbildung ausgeübt werden, so können an die Vorbildung des ähnlichen Berufs keine höheren.Anforderungen gestellt werden (BFH-Urteile vom 12. 12.1963 - BStBl 1964 III S. 136 und vom 2.12.1970 - BStBl 1971 II S. 233). 15lst für die Ausübung des aufgeführten Berufs eine staatliche Erlaubnis erforderlich oder unterliegt die Ausübung einer staatlichen Aufsicht, muß der ähnliche Beruf unter entsprechenden Bedingungen ausgeübt werden (BFH-Urteile vom 7. 7. 1976 - BStBl II S. 621, vom 25.3.1977 - BStBl II S. 579 und vom 9.10.1986 - BStBl 1987 II S. 124). 16Eine freiberufliche e r z i e h e r i s c h e Tätigkeit kann ohne Ablegung einer fachlichen Prüfung ausgeübt werden (vgl. BFH-Urteil vom 25. 4. 1974 - BStBl II S. 642). 17Zur Abgrenzung der selbständigen von der nichtselbständigen Tätigkeit vgl. Abschnitt 67 LStR.

 

(2) 1Die Beschäftigung von fachlich vorgebildeten Mitarbeitern steht der Annahme einer freiberuflichen Tätigkeit nicht entgegen, wenn der Berufsträger auf Grund eigener Fachkenntnisse leitend tätig wird und auch hinsichtlich der für den Beruf typischen Tätigkeit eigenverantwortlich mitwirkt (BFH-Urteile vom 29.7.1965 - BStBl III S. 557, vom 7.10.1987 - BStBl 1988 II S. 17 und vom 10. 6.1988 - BStBl II S. 782); im Fall eines Schulleiters genügt es, daß er eigenständig in den Unterricht anderer Lehrkräfte eingreift, indem er die Unterrichtsveranstaltun...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Kühn, Abgabenordnung und Finanzgerichtsordnung (Schäffer-Poeschel). Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge