Neue Mitarbeiter für die Steuerkanzlei gewinnen

Fachkräftemangel, demografischer Wandel sowie neue Aufgaben- und Wissensfelder durch die Digitalisierung und die Automatisierung der Buchführung sorgen dafür, dass es immer schwieriger wird, passende Mitarbeiter zu finden.

Hinzukommt, dass die heutige Mitarbeitergeneration keine Zeitung mehr liest, sondern online aktiv ist. Die früher gut funktionierenden Wege wie Stellenanzeigen in der Tageszeitung bringen kaum oder keinen Rücklauf mehr.

Die Suche findet inzwischen auf Jobbörsen statt. Die schiere Anzahl an Stellenanzeigen lässt dabei nicht nur Arbeitgeber aufgrund der Wettbewerbssituation, sondern auch Arbeitnehmer bei der Auswahl verzweifeln. Auf kimeta.de finden sich im März 2019 beispielsweise insgesamt 12.856 Stellenanzeigen für Steuerfachangestellte bundesweit. Doch je größer die Auswahlmöglichkeiten, desto eher wird der Schritt zu einem neuen Arbeitgeber gewagt.

Wenn Sie akuten Bedarf haben, ist es zu spät

Der erste und entscheidende Punkt lautet: Sie sind immer auf der Suche. Lassen Sie sich keine Gelegenheit entgehen, Mitarbeiter auf die Kanzlei aufmerksam zu machen und potenzielle Bewerber kennen zu lernen. Auch wenn Sie aktuell keine Stelle frei haben und Null Fluktuation, wäre es fatal nach außen zu signalisieren: "Kein Bedarf". Schreiben Sie auf Ihrer Webseite beispielsweise: "Gute Mitarbeiter finden über kurz oder lang bei uns einen Platz. Auch wenn aktuell keine Stelle frei ist, lernen wir Sie gerne kennen. Nehmen Sie einfach Kontakt auf, um einen Gesprächstermin zu vereinbaren".

Wenn Sie offen sind für solche Kennenlern-Gespräche mit potenziellen Mitarbeitern, können Sie sich sukzessive eine Kandidatenliste aufbauen. Dann können Sie im akuten Bedarfsfall darauf zurückgreifen und diese Mitarbeiter ansprechen, ob sie jetzt wechseln wollen. Denn nichts ist Schlimmer für eine Kanzlei, wenn ein Mitarbeiter überraschend kündigt und dann "der oder die Erstbeste" genommen wird, um den Arbeitsrückstand aufzuholen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Denn auch wenn der Markt leer gefegt scheint, gibt es durchaus Wechselbereitschaft – zumindest generell -, wenn die Konditionen eine Verbesserung versprechen.

Die Webseite eines attraktiven Arbeitgebers

Die Auswahl an Stellenangeboten ist groß, die Mitarbeiter haben die Wahl. Und bevor sie sich bewerben, schauen sie sich um, welche Kanzlei infrage kommt. Fast 75 % der Jobsuchenden

  • starten ihre Suche bei Google,
  • landen von dort aus bei zahlreichen Jobbörsen
  • und letztlich bei den konkreten Angeboten.

Ausgangspunkt für eine konkrete Vorauswahl sind dann häufig die Kanzlei-Webseiten. Doch was finden die Interessenten da in den meisten Fällen: Allgemeinplätze über Kanzleiphilosophie und Inhalte für Mandanten. In Sachen Arbeitgeber und attraktiver Arbeitsplatz: Fehlanzeige.

Das bedeutet, potenzielle Bewerber landen erst gar nicht bei Ihnen, weil Sie die Mitarbeiter auf der Webseite nicht ansprechen. Auch das Design selbst spielt eine Rolle – eine Webseite, die auf junge Mitarbeiter wie aus den 80ern wirkt, fällt gleich unten durch. Schauen Sie sich Ihre Webseite aus Mitarbeitersicht an und zeigen Sie Ihre Arbeitgeberqualitäten:

  1. Tipp - Eigener Menüpunkt: Gönnen Sie Ihrer Webseite einen eigenen Button "Für Mitarbeiter". In dieser Rubrik beschreiben Sie konkret, warum es sich lohnt bei Ihnen zu arbeiten. Tragen Sie 5 bis 7 Gründe zusammen – am besten lassen Sie sich diese von Ihren Mitarbeitern sagen. Mögliche Unterpunkte auf dieser Seite: 5 Gründe warum es Spaß macht bei uns zu arbeiten; Arbeitsplatz und Aufgaben; Arbeitszeiten, Home-Office, Tätigkeiten, QM, Digitale Zusammenarbeit, Gehaltsbestandteile; Entwicklung – Fortbildung, Mitarbeitergespräche, Karrieremöglichkeiten; Aktuelle Stellen und Bewerbung.
  2. Tipp - Floskeln vermeiden: Engagement, gutes Betriebsklima, Flexibilität – das sind Worthülsen, die auf nahezu jeder Webseite stehen. Werden Sie konkret, beispielsweise: "Unsere Mitarbeiter können wählen, ob sie im Büro oder zu Hause arbeiten. So bringen sie Familie und Beruf problemlos unter einen Hut. Viele Mitarbeiter nutzen das und haben sich für 3 Tage in der Kanzlei und 2 Tage zu Hause entschieden."
  3. Tipp - Mitarbeiter als Fürsprecher: Nichts wirkt besser als eine Referenz. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter zu Wort kommen und 2 bis 3 Sätze sagen, warum sie gern in der Kanzlei arbeiten. Oder die Mitarbeiter beschreiben, wie sie sich den oder die neue Teamkollegin vorstellen, nach dem Motto "Du solltest gern lachen und auch mal die Spülmaschine ohne Murren ausräumen."
  4. Tipp - Bilder sagen mehr als Worte: Zeigen Sie Ihre Kanzlei und die Aktivitäten mit Bildern. Der letzte Betriebsausflug, das gemeinsame Team-Frühstück, Fortbildungsmaßnahmen. Ein pfiffiges Video ist natürlich das Tüpfelchen auf dem I.

Social Media: Facebook ist Pflicht, alles weitere (momentan noch) Kür

Facebook erfreut sich nach wie vor keiner großen Beliebtheit bei deutschen Steuerberatern. Das ist beim Thema Mandantenmarketing durchaus nachvollziehbar. Potenzielle Mandanten suchen nicht direkt über Facebook nach einem neuen Steuerberater, die persönliche Weiterempfehlung steht nach wie vor im Vordergrund.

In Puncto Mitarbeitermarketing sieht die Sache allerdings anders aus: Facebook ist eines der zentralen Instrumente, um potenzielle Mitarbeiter zu erreichen und ansprechend über die Kanzleiaktivitäten zu informieren. Die Reichweite ist unschlagbar und die Möglichkeiten vielfältig. Wohingegen XING bei der Mitarbeitersuche zwar unterstützen kann, vor allem wenn die Kanzleimitarbeiter sich dort mit Bekannten vernetzen. Es wird jedoch eher als Recruiting Instrument von Personaldienstleistern eingesetzt und kann bei der aktuellen Stellensuche sinnvoll eingesetzt werden.

Ein Kanzleiauftritt auf Facebook zur Positionierung als attraktive Arbeitgeberkanzlei ist äußerst effektiv, wenn Sie Mitarbeiter ansprechen möchten. Richten Sie daher die Inhalte Ihrer Facebook-Seite an Mitarbeitern aus. Machen Sie diese hier bewusst zur Zielgruppe und posten Sie alles was für potenzielle Mitarbeiter interessant ist. Je stärker Sie Ihre Positionierung aufgebaut und Maßnahmen zur Beziehungspflege entwickelt haben, desto mehr passende Nachrichten finden Sie, um Ihren Facebook-Auftritt zu füllen. Wenn Sie bereits einen Facebook-Auftritt haben und nutzen, um Mandanten über steuerliche und kanzleiinterne Neuigkeiten zu informieren, können Sie das natürlich beibehalten. Ergänzen Sie den Informations-Mix einfach um die Mitarbeiteraktivitäten.

Hinweis: Trotz aller guter Gründe, die für einen Kanzleiauftritt auf Facebook sprechen, gibt es ebenso viele Gründe, darauf zu verzichten. Neben dem Datenschutz und der Informationssammelwut ist einer der ausschlaggebenden Gründe dafür oder dagegen Ihre persönliche Social-Media-Affinität. Denn damit dieses Medium funktioniert, muss es laufend bespielt werden. Es ist ein interaktives Medium im Unterschied zur Webseite, die zwar auch immer wieder aktuelle Elemente haben kann, aber mehr als Drehscheibe dient, auf der sich potentielle Mandanten und Mitarbeiter im Bedarfsfall informieren. Wenn die Webseite grundsätzlich gute Inhalte aufweist, ist der Aktualisierungsbedarf niedrig. Bei Facebook ist mehrmals wöchentlich eine Aktivität gefragt. Bei dieser Vorstellung tun sich einige Steuerberater schwer.

Welche Jobbörsen bringen den meisten Erfolg?

Die Jobsuche findet heute fast ausschließlich online statt. Die meisten Stellen werden auf der eigenen Kanzleiwebseite, auf Online-Jobbörsen, auf der Seite der Arbeitsagentur und über Social Media-Kanäle geschaltet. Eine Jobbörse - auch Stellenbörse oder Stellenmarkt genannt -  ist ein Portal, auf dem Stellenanzeigen jeglicher Art veröffentlicht werden. Im heutigen Sprachgebrauch verbindet man mit dem Begriff Jobbörse in der Regel eine Online-Plattform, die eine große Bandbreite an Jobs abbildet.

Derzeit gibt es mehr als 1.700 Jobbörsen in Deutschland, die spannende Frage ist also, auf welcher Plattform die Erfolgswahrscheinlichkeit am höchsten ist. In den meisten Jobbörsen können Bewerber ihr Profil hinterlegen, parallel nach geeigneten Jobs suchen und sich bei Interesse direkt online bewerben. Diese effektive und schnelle Art der Bewerbung ist für die Arbeitsuchenden meist kostenlos. Zusätzlich bieten viele Jobbörsen hilfreiche Tipps und Informationen rund um das Thema Job, Karriere und Bewerbung.

Welche Arten von Jobbörsen gibt es?

- Jobbörsen-Generalisten

Sie sind "allumfassend" und setzen keine Einschränkungen bezüglich Branche, Fachgebiet oder Lage. Speziellere Suchen sind hier natürlich schwieriger, aber trotzdem sind generalistische Jobbörsen die erfolgreichsten und haben sowohl die größte Anzahl an Stellenangeboten als auch die höchsten Nutzerzahlen. Nutzer können selbstverständlich auch speziellere Angebote finden, indem sie die Suche durch Kriterien wie Lage und Umkreis, Beschäftigungsart und andere einschränken bzw. filtern (z. B. meinedtadt.de, Stepstone, Monster, arbeitsagentur.de).

- Spezial-Jobbörsen

Die Spezial-Jobbörsen fokussieren die angebotenen Jobs auf klar definierte Branchen, Funktionen, Zielgruppen, Regionen oder eine bestimmte Karrierephase, wie beispielsweise die Ausbildung oder auch auf gewisse Fähigkeiten und Kenntnisse wie z. B. Fremdsprachen. Spezial-Jobbörsen widmen sich also dem "Special Interest" (z. B. efinancial careers, experteer).

Die beliebtesten Jobbörsen für die Steuerberaterbranche sind die Jobbörsen der Landeskammern, der Verbände und der Verlage/Softwarehäuser (z. B. Haufe Stellenmarkt Steuern, NWB-Jobbörse).

- Job-Suchmaschinen

Meta-Jobbörsen erfreuen sich großer Beliebtheit, da sie die Informationen mehrerer Jobbörsen bündeln und an einem zentralen Punkt bereitstellen. Das bedeutet, dass die Job-Suchmaschine nicht nur eigene Anzeigen auflistet, sondern die Jobs von anderen Jobportalen, Karriereseiten der Unternehmen oder kleineren Jobbörsen übernimmt. Klickt man die Stellenanzeige an, landet man in den meisten Fällen direkt an der Quelle der Stellenanzeige und kann sich unkompliziert bewerben (z. B. Kimeta, Jobrapido, Indeed).

Stellenanzeige gestalten

Auch und gerade online hängt der Erfolg einer Stellenanzeige von ihrer Gestaltung und dem Aufmerksamkeitswert ab. Kein Wunder, dass sich vielfach gar nicht erst beworben wird, wenn das Inserat eher einer Todesanzeige ähnelt als dem Angebot für einen attraktiven Arbeitsplatz.

Der Vorteil bei Online-Stellenanzeigen: Sie können eine relativ kleine Anzeige als Hingucker gestalten und dann auf eine ausführliche Seite verweisen. Die Devise lautet: Fallen Sie positiv auf – natürlich im Rahmen Ihres authentischen Gesamtauftritts. Hier kann es sich durchaus lohnen, kreative Köpfe aus Werbeagenturen einzuschalten.

Diese Art der Stellenanzeige können Sie natürlich auch im Printbereich nutzen, wenn in Ihrer Region die Stellenanzeigen in Tageszeitungen noch eine Rolle spielen. Dazu richten Sie sich dann entweder eine Unterseite auf Ihrer Webseite ein, auf der Sie verweisen. Oder gleich eine eigene sog. Landingpage, also eine Webseite, die sich ausschließlich an potenzielle Mitarbeiter richtet.

Schlagworte zum Thema:  Steuerberater, Steuerberatung, Kanzleimanagement