Sind Frauen die besseren Berater?

An geschlechtsspezifische Unterschiede in Führungsfragen glaubt die KPMG-Diversity-Expertin Susanne Hüttemann nicht: „Wir haben durch anonyme Befragungen genau untersuchen lassen, ob bei uns Steuerberaterinnen anders führen als ihre männlichen Kollegen. Es ließ sich nichts Derartiges feststellen.“

Der Steuerberater Lothar Kiesel, der bei einer der führenden Anwalts- und Steuerkanzleien auf der Ostalb bewusst auf weibliche Führungskräfte setzt, sieht das anders: „Frauen können sehr schnell eine emotionale Bindung zum Mandanten aufbauen.

Dies ist für die Mandantenzufriedenheit das Allerwichtigste. Fachliche Kompetenz ist selbstverständlich. Sie ist kein Unterscheidungskriterium, vor allem da die meisten Mandanten die fachliche Qualifikation ihrer Berater nicht beurteilen können.“ Der Steuerberater habe immer versucht, geeignete Männer und Frauen in Führungspositionen zu bringen: „Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Männer fast ungesund ehrgeizig sind und sich um der Karriere willen viel schneller verändern als Frauen. Hinzu kommt, dass Frauen ihre eigene Leistung meist besser einschätzen können als Männer. Richtig gefördert und gefordert sind Frauen viel loyalere Mitarbeiter – auch in Führungspositionen – als Männer.“

Zur Frauenförderung gehört für Lothar Kiesel als Arbeitgeber unbedingt die Erfüllung seines Anteils an der Work-Life-Balance: „Voraussetzung dafür, dass Steuerberaterinnen mehr Führungspositionen übernehmen ist, dass unsere Gesellschaft die Erwerbstätigkeit von Frauen neu definiert und dass die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass diese Erwerbstätigkeit familiengerecht stattfinden kann. Mit einer bloßen Verstärkung der Doppelbelastung durch Beruf, Haushalt und Kindern ist keinem gedient. Genauso wenig ist der Verzicht auf Kinder für Steuerberaterinnen eine Lösung. Das sind Sackgassen, die unser Gemeinwesen über kurz oder lang in die Irre und zum Aus führen.“

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