Übergeordnetes Konzept erkennbar

Juristin und Feng-Shui-Beraterin Margit Lipczinsky rät dazu, den Schreibtisch gut zu positionieren und gibt hilfreiche Tipps.

Nicht jeder kann und will so planen wie der Branchenriese, auch wenn viele Ideen zum Nachahmen einladen. Schwierig ist es beispielsweise, wenn in kleineren Kanzleien die Bedürfnisse zweier Generationen unter einen Hut gebracht werden müssen.

Die Juristin Margit Lipczinsky hat sich als Einrichtungsberaterin mit Architektur, Raumgestaltung und der Wirkung auf die menschliche Psyche beschäftigt. Sie rät in einem solchen Fall: „Wichtig ist, dass beim Betreten der verschiedenen Kanzleiräume ein übergeordnetes Konzept erkennbar ist. Dieses drückt sich durch eine stimmige Farbgestaltung aus, die wiederum durch Accessoires, welche die Kanzleipersönlichkeit spiegeln, unterstützt wird.“ In einer Sozietät könne jeder Partner mit der Darstellung verbindender Elemente seine Einrichtungsvorstellungen verwirklichen.

Lesen Sie im Folgenden ein Interview zur Einrichtung von Kanzleien mit Juristin und Feng-Shui-Beraterin Margit Lipczinsky:

"Schreibtisch gut positionieren"

Margit Lipczinsky ist Juristin und Feng Sui-Beraterin bei Boerner Consulting. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Einrichtung von Büros und Kanzleien.

Steuer 1: Was empfinden Bewerber, die in die Kanzlei kommen?

Lipczinsky: Die Atmosphäre ist eher konservativ, seriös, aber auch einschüchternd. Es fehlt die Leichtigkeit. Man stellt sich die Fragen „Wie präsentiert sich mein Gesprächspartner?“, „Ist er einschüchternd?“. Es kommen vielleicht Erinnerungen an eine Gardinenpredigt, die man einmal in einer solchen Umgebung erhalten hat. So etwas ist im sogenannten Tagebuch der Psyche fixiert.

Steuer 1: Wie lässt sich für mehr Wohlfühl-Qualität im Büro, eine höhere Motivation und mehr Effizienz sorgen?

Lipczinsky: Eine gute Positionierung des Schreibtisches ist äußerst wichtig. Wir müssen den Raum im Blick haben, der Rücken darf nicht zur Tür zeigen. Unser Unterbewusstsein ist Tausende von Jahren alt. Was das Menschheitskollektiv erlebt hat, setzt sich in uns bis heute fort. Wenn wir uns sicher fühlen, haben wir mehr psychische Energie für die Arbeit.

Steuer 1: Was ist bei der Neugestaltung der Kanzlei zu beachten?

Lipczinsky: Der Schreibtisch sollte so stehen, dass der Blick nach vorne offen und nicht etwa durch eine Mauer blockiert ist. Das blockiert auch unsere Energie. Generell gilt: Vorne sollte der Blick frei sein, der Rücken durch eine Wand oder eine Regalfront geschützt sein. Im Regal darf kein wüstes Durcheinander von Aktenordnern herrschen. Ein Rollo oder eine Tür beruhigen den Rücken.

Steuer 1: Was mache ich mit den Aktenbergen auf dem Schreibtisch?

Lipczinsky: Auch hier gilt es Ordnung zu schaffen! Die Akten sollten nicht auf dem Schreibtisch direkt vor mir liegen. Das ist demotivierend und signalisiert das Brett vor dem Kopf. Akten können seitlich deponiert werden, vielleicht sogar in einem kleinen Rollcontainer.

Steuer 1: Wie lässt sich der Arbeitsbereich stil- und sinnvoll dekorieren?

Lipczinsky: Wenn man keinen Platz am Fenster einrichten kann, ist es sinnvoll, an der gegenüber liegenden Wand ein aufbauendes Bild zu hängen. Aber keine Berglandschaft. Sie symbolisiert den Berg Arbeit vor mir. Ein Bild mit einer weiten, abfallenden Landschaft oder einem See wirkt stärkend. Ebenfalls stärkend wirkt übrigens auch ein Unternehmensbild des Hauptklienten im Rücken.

Steuer 1: Wie setze ich diese Maßgaben in einem Großraumbüro um?

Lipczinsky: In einem Mehrplatzbüro wird es schwieriger, eine günstige Positionierung für die Schreibtische zu finden. Auch der Lichteinfall spielt eine Rolle und muss berücksichtigt werden. Es empfiehlt sich, mit Trennwänden und Pflanzen zu arbeiten, um dem Bedürfnis nach Schutz nachzukommen. Aber bitte keine Agaven oder Yuka-Palmen – spitze Pflanzen und Gegenstände wirken bedrohlich.

Steuer 1: Wie kann ich Eingangsbereiche und Besprechungszimmer einer Kanzlei gestalten?

Lipczinsky: Eingangsbereiche sollten generell offen, freundlich und „Willkommen heißend“ gestaltet sein. Im Fall einer Steuerkanzlei kommt es darauf an, dass er zwar wertig, aber nicht luxuriös erscheint. Sonst wittert der Mandant saftige Aufschläge auf seine Rechnung. Besprechungszimmer dürfen generell keine Glaswände haben. Wenn sie sehr sachlich mit Glas oder Edelstahl möbliert werden, mildern Elemente wie Stoffe, ein Teppich oder Pflanzen den kühlen Eindruck. Eine Prise Ying weicht den Gegenspieler Yang auf und bringt in diesem Fall Leichtigkeit und Vitalität.

Steuer 1: Wie erkenne ich seriöse Einrichtungsberater und wie geht er vor?

Lipczinsky: Sie erkennen ihn an einem stimmigen Konzept. Der Einrichter muss zunächst die Kanzlei und die Räumlichkeiten genau kennen. Und er fragt „Was will man zum Ausdruck bringen?“, „Welche Klientel wird betreut?“. Schließlich sollen sich Kanzleibetreiber und Mitarbeiter mit ihrer Kanzlei identifizieren können. Wichtig ist ein gutes Farbkonzept, das auch individuelle Nuancen zulässt. Danach folgen zwei bis drei Ausarbeitungen, bis auch die Details, wie beispielsweise die Accessoires, geklärt sind.

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