Familienunternehmen sind in vielen Fällen durch die folgenden Merkmale und Besonderheiten gekennzeichnet.

Vorteile von Familienunternehmen:

  • flache Hierarchien
  • kurze Entscheidungswege
  • ausgeprägtes Kosten-/Nutzendenken
  • starke Identifikation mit dem Unternehmen
  • Verantwortungsgefühl gegenüber der Belegschaft

Nachteile von Familienunternehmen:

  • Vermischung von privaten und unternehmerischen Interessen
  • Private Konflikte übertragen sich ggf. auf den beruflichen Bereich
  • Entscheidungen werden von sachlichen und emotionalen Faktoren geprägt
  • Konflikte zwischen Verstand und Gefühl:

    • o Als "Vater" wünscht man sich den Sohn als Nachfolger, aber
    • o als "Unternehmer" erkennt man, dass der Sohn ungeeignet ist.
  • Rivalitäten zwischen Familienmitgliedern werden (auch) im Unternehmen ausgetragen
  • Konkurrenz von Familienmitgliedern um Macht, Geld, Beteiligungsquoten, Geschäftsführungsbefugnisse und Mitarbeit im Unternehmen
  • Wachsende Zahl der Familienmitglieder mit jeder weiteren Generation: Der Gründer konnte allein entscheiden, dann kommen Kinder, Schwiegerkinder und Enkel hinzu. Folge: stetig zunehmender Abstimmbedarf
  • Zersplitterung der Anteile im Erbgang
  • Fehlende Identifikation von (nicht tätigen) Minderheitsgesellschaftern mit dem Unternehmen
  • Unqualifizierte Familienmitglieder werden im Unternehmen "durchgeschleppt"

Typische Ziele von Familienunternehmen:

  • Erhalt des Unternehmens
  • Sicherung der Handlungsfähigkeit des Unternehmens
  • Sicherung der Einheit, Stabilität und Harmonie innerhalb der Familie

Langfristige Nachfolgeplanung in Familienunternehmen

Die größten Herausforderungen entstehen bei Familienunternehmen häufig durch zwischenmenschliche Auseinandersetzungen innerhalb der Familie und durch die drohende Zersplitterung von Unternehmensanteilen im Erbfall. Familienunternehmen brauchen daher neben einer Unternehmensstrategie auch eine "Familienstrategie", damit das Unternehmen über mehrere Generationen störungsfrei erhalten bleibt. Die individuellen Fragestellungen verändern sich oft mit jeder weiteren Generation:

1. Generation ("Das Gründerunternehmen")

Merkmale:

  • Gründer kann allein entscheiden (Alleinherrscher)
  • schnelle und kompetente Entscheidungen ohne Abstimmbedarf
  • Starke Identifikation des Gründers mit dem Unternehmen ("Lebenswerk")

Mögliche Problempunkte:

  • fehlende Planung der Unternehmensnachfolge
  • Vater/Mutter redet nicht mit Sohn/Tochter (Nachfolge wird als selbstverständlich unterstellt)
  • Sohn/Tochter redet nicht mit Vater/Mutter (eigene Lebenspläne werden nicht offenbart, um die Eltern nicht zu enttäuschen)
  • Geschwister reden nicht miteinander über die Unternehmensnachfolge
  • Mutter/Vater wird aus allem herausgehalten
  • Gleichverteilung von Vermögen und Geschäftsführungsbefugnis auf alle Kinder (aus Gerechtigkeitsüberlegungen) zersplittert das Vermögen und erschwert die Entscheidungsfindung

Maßnahmen:

  • Aktive Planung der Unternehmensnachfolge (auch wenn es unbequem ist)
  • Ein Testament "im stillen Kämmerlein" ist nicht die richtige Lösung

Fragen an den Mandanten:

  • Soll das Unternehmen erhalten oder verkauft werden?
  • Hat ein Familienmitglied ernsthaft Interesse am Unternehmen?
  • Wer soll Gesellschafter werden?
  • Wer soll Geschäftsführer werden?
  • Soll die Geschäftsführung durch Familienmitglieder oder Fremd-Geschäftsführer erfolgen?
  • Soll bei der Beteiligung von Kindern ein Ehevertrag mit deren Ehepartnern abgeschlossen werden?

2. Generation ("Das Kinderunternehmen")

Merkmale:

  • Steigende Zahl der Gesellschafter/Geschäftsführer

Mögliche Problempunkte:

  • Zersplitterung der Anteile im Erbgang
  • Steigender Abstimmbedarf über Ziele und Maßnahmen
  • Verschlechterung der Handlungsfähigkeit im Unternehmen
  • Konflikte zwischen tätigen und nicht tätigen Gesellschaftern:

    • o nicht tätige Gesellschafter: Minderwertigkeitsgefühl, Gefühl der Machtlosigkeit
    • o tätige Gesellschafter: Überlegenheitsgefühl, Informationsvorsprung
  • Streit um die Höhe der Geschäftsführungsvergütungen und Ausschüttungen

Maßnahmen:

  • Definition gemeinsamer Ziele innerhalb der Familie
  • Erarbeitung von Regeln für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und Kommunikation

Fragen an den Mandanten:

  • Können sich die Familienmitglieder auf gemeinsame Ziele einigen?
  • Wie soll die zukünftige Unternehmensstrategie aussehen?
  • Ist der Erhalt des Unternehmens in der derzeitigen Struktur möglich?
  • Sind die Familienmitglieder kompromissbereit und bereit, sich ggf. Mehrheitsentscheidungen zu beugen?

3. Generation ("Das Familienunternehmen")

Merkmale:

  • Weitere Zersplitterung der Anteile im Erbgang
  • Weiter steigende Zahl der Gesellschafter
  • Gemeinsame Beteiligung am Unternehmen ist nicht gezielt herbeigeführt worden, sondern zufällig (durch Erbfall) entstanden ("Zufallsgemeinschaft")

Mögliche Problempunkte:

  • Fehlende Identifikation mit dem Unternehmen bei (nicht tätigen) Minderheitsgesellschaftern, die Beteiligung wird lediglich als "Kapitalanlage" betrachtet
  • Streit um Höhe der Geschäftsführungsvergütungen und Ausschüttungen
  • Handlungsunfähigkeit wegen einer Vielzahl unterschiedlicher Meinungen

Maßnahmen:

  • Gemeinsame Werte und Ziele def...

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