Rz. 17

[Autor/Stand] Als Gebäude sind nur solche Bauwerke anzusehen, die den Gebäudebegriff erfüllen. Demnach handelt es sich um ein Gebäude, wenn das Bauwerk

  • durch räumliche Umschließung Menschen oder Sachen Schutz gegen äußere Einflüsse gewährt,
  • den Aufenthalt von Menschen gestattet,
  • fest mit dem Grund und Boden verbunden,
  • von einiger Beständigkeit und
  • ausreichend standfest ist.
 

Rz. 18

[Autor/Stand] Einzelheiten zum Gebäudebegriff ergeben sich aus dem Abgrenzungserlass vom 5.6.2013[3] sowie Rz. 40 ff. zu § 68 BewG. Bauwerke, die keine Gebäude sind, also insb. die sog. Betriebsvorrichtungen, können mangels Gebäudeeigenschaft keine Gebäude auf fremdem Grund und Boden sein. Eine auf öffentlichem Grund aufgestellte vollautomatische Toilettenanlage stellt keine Betriebsvorrichtung, sondern ein Gebäude dar. Wird sie von einem anderen als dem Grundstückseigentümer errichtet, handelt es sich um ein Gebäude auf fremdem Grund und Boden.[4] Wegen der Außenanlagen s. Rz. 39.

 

Rz. 18.1

[Autor/Stand] Der BFH hat mit Urteil vom 26.10.2011[6] entschieden, dass eine auf dem Wasser schwimmende Anlage mangels fester Verbindung mit dem Grund und Boden und wegen fehlender Standfestigkeit bewertungsrechtlich kein Gebäude darstellt. In der Folge kann in diesen Fällen auch kein Gebäude auf fremdem Grund und Boden i.S. des § 94 BewG vorliegen. In dem vorbezeichneten Urteilsfall war auf einem im Randgebiet des Hamburger Hafens liegenden schiffbaren Kanal eine aus drei Schwimmkörpern ("Terrasse", "Lounge" und "Conference") und einem Pfahlbau ("Foyer") bestehende und als gastronomisches Event- und Konferenzzentrum genutzte Anlage errichtet worden. Für diese ca. 450 m[2] große Anlage war durch die zuständige Wasserbehörde eine Sondernutzungsgenehmigung als sog. Lieger i.S. des § 2 Nr. 12 der Hamburger Hafenverkehrsordnung vom 12.7.1979 erteilt worden. Die Anlage war durch bewegliche Versorgungsleitungen mit dem Festland verbunden. Die Befestigung des schwimmenden Teils der Anlage erfolgte an sog. "Dalben" (d.h. in den Hafengrund eingerammten Pfählen) sowie durch Dalbenschlösser, so dass den Schwimmkörpern nur eine durch Wasserstand, Wellen, Gewichtsbelastung und Winddruck bedingte vertikale, nicht jedoch eine horizontale Positionsänderung möglich war. Der BFH entschied, dass der ausschließlich auf Schwimmkörpern ruhende Teil der Anlage nicht die Merkmale eines Gebäudes erfüllt, da ihm die feste Verbindung mit dem Grund und Boden fehle. Insoweit sei der Gebäudebegriff nicht erfüllt, so dass insoweit auch kein Gebäude auf fremdem Grund und Boden vorliege.

 

Rz. 19

[Autor/Stand] Es ist zu beachten, dass bei § 94 BewG die Regelung des § 72 Abs. 2 BewG zu Gebäuden von untergeordneter Bedeutung keine Anwendung findet, s. § 72 BewG Rz. 70 ff. und § 72 BewG Rz. 61 ff.[8]

[Autor/Stand] Autor: Mannek/Krause, Stand: 01.06.2020
[Autor/Stand] Autor: Mannek/Krause, Stand: 01.06.2020
[3] Gl. lt. Erl. der obersten Finanzbehörden der Länder zur Abgrenzung des Grundvermögens von den Betriebsvorrichtungen v. 5.6.2013, BStBl. I 2013, 734.
[4] FG Berlin v. 27.10.2004 – 8 K 2228/02, EFG 2005, 581.
[Autor/Stand] Autor: Mannek/Krause, Stand: 01.06.2020
[Autor/Stand] Autor: Mannek/Krause, Stand: 01.06.2020

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