Aktuell zeigt sich, dass die Herausforderungen sich ständig ändern, und es wird eben nicht der Zeitpunkt kommen, "an dem wir mal Zeit haben, uns um Strategie zu kümmern." Kanzleien, die heute vorne stehen und relativ krisensicher durch die Zeit manövrieren, arbeiten von jeher mit einem unternehmerischen Fokus – und deshalb auch mit der Frage "Wohin geht unsere Reise, wie sieht die Zukunft unserer Kanzlei aus?". Die Beschäftigung damit ist der Kern der Strategiearbeit, und die Beantwortung kann nicht durch Allgemeinplätze, die für die Branche gelten mögen, erfolgen. Denn hier geht es um die ganz individuelle Zukunft im Detail – was ist erstrebenswert zu erreichen, was ist attraktiv für alle Interessensgruppen der Kanzlei (Ihr Team, die Mandatschaft und die Kanzleiinhaber). Entsprechend haben Kanzleien ganz unterschiedliche Prioritäten in der Strategie identifiziert – genau dafür ist der Workshop "Postdigitale Perspektiven" ein effektives Instrument.

  • Mandantenstruktur und Honorarentwicklung: Unternehmerisch aufgestellte Kanzleien haben den Aspekt "für welche Mandanten arbeiten wir wie für welches Honorar" genau unter Beobachtung. Denn hier gilt es vor allem, eine intelligente Ballance zu halten zwischen dem, was die Kanzleiprozesse und Teamleistung an Wertschöpfung für Mandantenunternehmen hergeben, und dem Honorar, das dafür gezahlt werden muss. Es zeigt sich, dass eben nicht für eine breite Mandantschaft gearbeitet werden kann, sondern genau geschaut werden muss, für wen man arbeitet und für wen nicht – weil es sich für beide Seiten nicht lohnt.
  • Chancen entdecken und über den Tellerrand schauen: Prinzipiell alle Kanzleien, die in der Branche jetzt "vorne dabei sind", haben gemein, dass sie sich sehr stark außerhalb der eigenen Kanzlei umsehen. Dabei finden sie Ansätze in anderen Kanzleien, innovativen Unternehmen oder auch in Softwareunternehmen, die der Branche nahe sind. Im zweiten Schritt – und der ist der entscheidende – wird sortiert und gefiltert, um einen Bruchteil der von außen aufgenommenen Ideen so umzusetzen, dass mehr Nutzen für Mandantenunternehmen generiert wird oder bei Standardprozessen substanziell Zeit gespart wird.
  • Sinnerkennung: Gerade in der heutigen Zeit ist der Sinn des eigenen Tuns ein wichtiger Orientierungspunkt und innerer Halt für das gesamte Team. Die Beschäftigung mit dem eigenen Geschäftsmodell oder Leitbild im gesamten Kanzleiteam – sei es mittelbar über den etablierten kontinuierlichen Verbesserungsprozess oder über regelmäßige Klausurtagungen oder Teamworkshops – zeichnet innovative Kanzleien aus. Was die Durchschnittskanzlei als "Zeitverschwendung" erachtet, wird hier als Basis für die Arbeitsfähigkeit des Teams in immer unsicherer erscheinenden Zeiten als Führungswerkzeug genutzt.
  • Kanzlei als Vorbild in der Digitalisierung – "werde Techy": Viele Unternehmer orientieren sich im eigenen unternehmerischen Handeln an ihrer Steuerkanzlei. Sie ist für kleine und mittlere Unternehmen ein wichtiger Referenzpunkt für eigene Entscheidungen. Viele Kanzleien positionieren sich bewusst so ihren Mandanten gegenüber und erreichen damit eine höhere Glaubwürdigkeit und Effektivität für die digitale Zusammenarbeit.
  • Die eigene Wertschöpfung ernsthaft hinterfragen: So banal es klingt, so schwer ist es in der Praxis, die eigene Arbeit aus den Augen der Mandanten zu betrachten und aus dieser Perspektive den Nutzen zu bewerten. In Zeiten der digitalen Transformation haben unternehmerisch agierende Kanzleien das erkannt und gehen in ihren Zukunftsszenarien auch davon aus, dass reine Steuerdeklaration für bestimmte Zielgruppen substantiell an Wert verlieren wird – auch wenn das aktuell noch nicht der Fall ist. Entsprechend ernsthaft wird an Alternativen werthaltiger Beratung und Steuerdienstleistung gearbeitet.
  • "Eingefahrensein ausschalten": Wenn es bisher allein auf effiziente Abwicklung und Prozessoptimierung ankam, so ist jetzt parallel dazu wichtig, die eingefahrenen Hochleistungsroutinen hinterfragen und ändern zu können. Das ist eine Teamkompetenz, die viele erfolgreiche Kanzleien ganz pragmatisch über ihr Qualitätsmanagement und ein System der Prozessentwicklung und -verbesserung gelöst haben, das vom Mitarbeiterteam getragen und geleitet wird. Insofern stellt eine qualitative Entwicklung hier klar einen Schritt weg von der klassischen, auf eine Berufsträger fokussierte Einzelkanzleistruktur dar.
  • Vernetzung und Kooperationen: Gerade die besten Kanzleien sehen schon seit längerer Zeit, dass die Herausforderungen die Möglichkeiten auch einer 50 Köpfe starken Kanzlei übersteigen. Die Organisation in Netzwerken – auch lose – und die intensive Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern werden hier als Treiber für die eigene Entwicklung genutzt. Entscheidend dabei ist die Einstellung, dass Kooperation auch durch Geben und nicht allein durch Nehmen funktioniert.

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