Rn. 168

Stand: EL 142 – ET: 04/2020

Bodenschätze sind (mit Ausnahme von Wasser) alle mineralischen Rohstoffe in festem oder flüssigem Zustand und Gase, die sich auf natürliche Weise insb in oder auf der Erde abgelagert haben oder angesammelt vorkommen (§ 3 Abs 1 BBergG). Das BBergG differenziert zwischen grundeigenen und bergfreien Bodenschätzen.

ba) Bergfreie Bodenschätze

 

Rn. 168a

Stand: EL 142 – ET: 04/2020

Das Eigentum an einem Grundstück erstreckt sich nicht auf bergfreie Bodenschätze (§ 3 Abs 2 S 2 BBergG). Bergfrei sind eine Reihe von Erzen, Metalle (zB Gold, Silber, Aluminium, Eisen), fossile Brennstoffe (zB Kohle, Erdöl, Erdgas) sowie Erdwärme (§ 3 Abs 3 BBergG). Diese gelten bis zur Ausübung des Aneignungsrechts (§ 958 BGB) als herrenlos (BFH v 04.12.2006, GrS 1/05, BStBl II 2007, 508; BFH v 25.07.2012, I R 101/10, BStBl II 2013, 165). Zur Aneignung bergfreier Bodenschätze ist nur der Inhaber einer bergbaurechtlichen Bewilligung (§ 8 BBergG) oder der Inhaber eines Bergwerkseigentums als ausschließliches Recht, die in der Verleihungsurkunde bezeichneten Bodenschätze zu gewinnen und das Eigentum hieran zu erwerben (§ 9 BBergG), befugt. Mit staatlicher Verleihung des Aneignungsrechts konkretisiert sich der bergfreie Bodenschatz zu einem selbstständigen materiellen WG (BFH v 04.12.2006, GrS 1/05, BStBl II 2007, 508). Dieses entsteht originär mit Verleihung des Aneignungsrechts, eine Abspaltung vom WG Grund und Boden kann mangels Eigentumsumfassung insoweit nicht stattfinden.

bb) Grundeigene Bodenschätze

 

Rn. 168b

Stand: EL 142 – ET: 04/2020

Grundeigene Bodenschätze (zB Dachschiefer, Feldspat, Basaltlava, Ton, Quarz und Quarzit, § 3 Abs 4 BBergG) stehen dagegen im Eigentum des Grundeigentümers (§ 3 Abs 2 S 1 BBergG; vom BBergG nicht erfasst werden insb Sand und Kies, hierfür gelten landesrechtliche Vorschriften, vgl zB BFH v 04.12.2006, GrS 1/05, BStBl II 2007, 508; Weber-Grellet, FR 1997, 519). Dem Oberflächeneigentümer gehören auch darunter befindliche grundeigene Bodenschätze (auch: Säuleneigentum), sie sind wesentlicher Bestandteil des Grundstücks iSd § 94 Abs 1 BGB. Der Abbau ist genehmigungspflichtig.

Auch steuerbilanziell ist ein grundeigener Bodenschatz grds unselbstständiger Teil des Grund und Bodens, dh unselbstständiger Teil eines unbeweglichen WG (BFH v 07.12.1989, IV R 1/88, BStBl II 1990, 317 mwN). Bilanziell konkretisieren sich grundeigene Bodenschätze (erst) dann als vom Grund und Boden getrennte, selbstständige WG, wenn sie zur nachhaltigen Nutzung in den Verkehr gebracht wurden, indem mit ihrer Aufschließung begonnen wurde oder mit einer alsbaldigen Aufschließung und entsprechenden behördlichen Genehmigungen zu rechnen ist (BFH v 04.09.1997, IV R 88/96, BStBl II 1998, 1221; BFH v 17.03.2010, X R 38/06, BStBl II 2011, 622; BMF v 07.10.1998, BStBl I 1998, 1221; FG Münster v 24.03.2015, 12 K 1521/14 E, EFG 2015, 265). Die WG-Eigenschaft eines Bodenschatzes fällt auch dann nachträglich nicht weg, wenn sich später erweist, dass der Bodenschatz nicht für einen Abbau geeignet ist (BFH v 24.01.2008, IV R 45/05 BStBl II 2009, 449).

Die bloße Entdeckung des Bodenschatzes führt noch nicht zu dessen Verselbstständigung als WG, desgleichen steht der Verselbstständigung eine a priori fehlende Abbauabsicht entgegen (BFH v 06.12.1990, IV R 3/89, BStBl II 1991, 346), ebenso eine erfolgte oder zu erwartende Ablehnung der Abbaugenehmigung (zum Genehmigungsvorbehalt zB BFH v 04.09.1997, IV R 88/96, BStBl II 1998, 1221; BFH v 07.12.1989, IV R 1/88, BStBl II 1990, 317; BFH v 16.10.1997, IV R 5/97, BStBl II 1998, 185). Als selbstständiges WG greifbar wird der grundeigene Bodenschatz allerdings, wenn ein Abbauunternehmen, für das Aufschließungsabsicht grds unterstellt werden kann (BFH v 23.06.1977, IV R 17/73, BStBl I 1977, 825; BFH v 25.07.2012, I R 101/10, BStBl II 2013, 165) das den Bodenschatz enthaltende Grundstück erwirbt und für den Bodenschatz einem Mehrpreis zahlt, sofern mit einer behördlichen Abbaugenehmigung zu rechnen ist (zB BFH v 07.12.1989, IV R 1/88, BStBl II 1990, 317; BFH v 04.09.1997, IV R 88/96, BStBl II 1998, 1221; BFH v 17.03.2010, X R 38/06, BStBl II 2011, 622; Sydow, DB 1998, 2238f). Die Vermutung gilt nicht, wenn in absehbarer Zeit nicht mit einem Beginn der Aufschließung gerechnet werden kann (BFH v 04.09.1997, IV R 88/96, BStBl II 1998, 657; BFH v 20.04.2001, IV B 53/00, BFH/NV 2001, 1256; FG Münster v 24.03.2015.12 K 1521/14 E, EFG 2015, 1265). In diesem Fall wird ein etwaiger Mehrpreis nicht für ein bereits verselbstständigtes WG Bodenschatz, sondern für eine dem Veräußerer entgehende Nutzungsmöglichkeit entrichtet, die sich noch nicht zu einem selbstständigen WG entwickelt hatte (BFH v 07.12.1989, IV R 1/88, BStBl II 1990, 317).

Ein Auseinanderfallen wirtschaftlichen Eigentums am Grund und Boden auf der einen und am Bodenschatz auf der anderen Seite kommt darüber hinaus an der Grenze zwischen Dauerschuldverhältnis und Anschaffungsgeschäft insb durch (Substanz-)Ausbeuteverträge in Betracht.

Trotz des bei grundeigenen Bodenschätzen bereits beste...

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