Rn. 20

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Nach dem Beschluss der 3. Kammer des 1. Senats des BVerfG vom 13.12.1996, 1 BvR 1474/88, DStRE 1997, 152 mit Anm Kanzler, FR 1997, 158 besteht ein verfassungsrechtliches Gebot, auch existenziell notwendige Unterhaltsaufwendungen, die der StPfl für eine andere Person leistet, von der Besteuerung auszunehmen. Das BVerfG hat allerdings die realitätsfremde Bemessung des Abzugshöchstbetrags von DM 3 600 für die VZ 1983 und 1984 nicht als besonders gewichtige Grundrechtsverletzung angesehen. Den konkreten Maßstab für die verfassungsrechtlich gebotene Steuerfreistellung hat das BVerfG erst in späteren Jahren sukzessiv in seiner Rspr entwickelt.

Dagegen, dass die Eltern den Unterhalt für ein Kind, das die Altersgrenze des § 33 Abs 6 S 2 EStG überschritten hat, nur iRd § 33a Abs 1 EStG steuerlich zum Abzug bringen können, bestehen keine verfassungsrechtlichen Bedenken, BFH vom 17.06.2010, III R 35/09, BStBl II 2011, 176 (Verfassungsbeschwerde wurde nicht zur Entscheidung angenommen, Beschluss des BVerfG vom 22.10.2012, 2 BvR 2875/10); Görke, BFH/PR 2011, 50; aA Horlemann, DStR 2011, 503; Greite, FR 2011, 138.

Verfassungsrechtliche Bedenken ergeben sich auch nicht daraus, dass der Freibetrag nach § 33a Abs 2 EStG nur für den Sonderbedarf eines auswärtig untergebrachten volljährigen Kindes gewährt wird, nicht aber für den eines minderjährigen Kindes, FG BBg vom 25.03.2009, 2 K 1797/05, EFG 2009, 1118; FG Köln vom 18.03.2009, 7 K 2854/08, EFG 2009, 1234; FG RP vom 27.03.2018, 3 K 1651/16, EFG 2018, 1269; Loschelder in Schmidt, § 33a EStG Rz 3 (42. Aufl). Der Gesetzgeber durfte typisierend davon ausgehen, dass bei minderjährigen Kindern eine auswärtige Unterbringung grundsätzlich nicht notwendig ist; Baldauf in Brandis/Heuermann, § 33a EStG Rz 47, 61 (August 2022); Hufeld in K/S/M, § 33a EStG Rz C 2 (September 2014), zumal atypische Aufwendungen, die durch eine krankheitsbedingte auswärtige Unterbringung minderjähriger Kinder entstehen, über § 33 EStG berücksichtigt werden können, BFH vom 19.06.2008, III R 57/05, BStBl II 2009, 365; BFH vom 30.06.2011, VI R 14/10, BStBl II 2012, 876.

 

Rn. 21

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Seit dem VZ 1996 bemisst sich der Abzugshöchstbetrag des § 33a Abs 1 S 1 EStG nach dem Grundfreibetrag; soweit der Höchstbetrag das Existenzminimum abdeckt, bestehen deshalb keine verfassungsrechtlichen Bedenken.

 

Rn. 22

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Dass der Partner einer eingetragenen Lebensgemeinschaft Unterhaltsleistungen an den anderen Partner nur bis zum Höchstbetrag des § 33a EStG als ag Belastung abziehen kann, verstößt gegen Art 3 Abs 1 GG, Beschluss des BVerfG vom 07.05.2013, 2 BVerfG 1981/06, DStR 2013, 1228, vgl nachfolgend die Einfügung des § 2 Abs 8 EStG durch das Gesetz zur Änderung des EStG in Umsetzung der Entscheidung des BVerfG vom 07.05 2013, BGBl I 2013, 2397.

 

Rn. 23

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Zur Verfassungsmäßigkeit der ermäßigten Höchstbeträge des § 33a Abs 1 EStG entsprechend der Ländergruppeneinteilung s Rn 221.

 

Rn. 24

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Hinsichtlich der durch § 33a Abs 1 S 1 und 2 EStG mit Wirkung vom VZ 1996 erfolgten Einschränkung der abziehbaren Unterhaltsaufwendungen auf solche für gesetzlich unterhaltsberechtigte Personen und gleichgestellte, vgl BFH vom 04.07.2002, III R 53/98, BFH/NV 2003, 20; BFH vom 04.07.2002, III R 8/01, BStBl II 2002, 760. Danach besteht für den Gesetzgeber von Verfassungs wegen keine Verpflichtung, eine die StPfl nach internationalem Privatrecht gegenüber ihren Angehörigen in der Seitenlinie treffende Unterhaltspflicht nach ausländischem Recht steuermindernd zu berücksichtigen. Die Beschränkung des Abzugs auf Unterhaltsleistungen an nach inländischem Recht unterhaltsberechtigte Personen verstößt weder gegen Art 3 Abs 1 GG noch gegen Europarecht; Nichtannahmebeschluss des BVerfG vom 24.05.2005, 2 BvR 1683/02, BFH/NV 2005 Beilage 4, 361; aA Paus, DStZ 2003, 306; Hufeld in K/S/M, § 33a EStG A 107f (September 2014).

 

Rn. 25

Stand: EL 172 – ET: 04/2024

Auch wenn der Freibetrag nach § 33a Abs 2 EStG mit 77 EUR/Monat den zusätzlichen tatsächlichen Bedarf für die auswärtige Unterbringung des Kindes nicht realitätsgerecht abbildet, ist die Regelung verfassungsgemäß, vgl BFH vom 25.11.2010, III R 111/07, BStBl II 2011, 281 (Verfassungsbeschwerde wurde nicht zur Entscheidung angenommen, Beschluss des BVerfG vom 23.10.2012, 2 BvR 451/11) mit Anm Görke, BFH/PR 2011, 132; Hölscheidt, NWB 2011, 1782; BFH vom 29.09.2008, III B 115/07, BFH/NV 2009, 147. Der Freibetrag nach § 33a Abs 2 EStG ist nicht isoliert zu betrachten, BFH vom 17.12.2009, VI R 63/08, BStBl II 2010, 341; vgl auch Beschluss des BVerfG vom 07.07.2009, 2 BvR 1966/04, HFR 2010, 173.

Zudem müssen Aufwendungen für die Berufsausbildung des Kindes, so auch für die auswärtige Unterbringung, nicht genauso behandelt werden wie Aufwendungen für die Sicherung des Existenzminimums, BVerfG vom 26.01.1994, 1 BvL 12/86, BStBl II 1994, 307; es ist nicht zu beanstanden, wenn der Gesetzgeber...

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