Rn. 1009

Stand: EL 153 – ET: 10/2021

Als Einkünfte iSd § 32 Abs 4 S 2 EStG aF sind solche iSd § 2 Abs 2 EStG zu verstehen, BFH v 21.07.2000, VI R 153/99, BStBl II 2000, 566, insoweit bestätigt durch BVerfG v 10.01.2005, 2 BvR 167/02, BFH/NV 2005 Beilage 3, 260; BFH v 07.04.2011, III R 72/07, BStBl II 2011, 974. Der Begriff ist weder als "zvE" iSv § 2 Abs 5 EStG noch als "Einkommen" iSv § 2 Abs 4 EStG zu verstehen, BFH v 18.05.2006, III R 1/06, BFH/NV 2006, 1825 mwN; Loschelder in Schmidt, § 32 EStG Rz 52 (32. Aufl). Bei den Einkünften aus LuF, Gewerbebetrieb und selbstständiger Arbeit ist der Gewinn (§§ 47k EStG) und bei den anderen Einkunftsarten der Überschuss der Einnahmen über die WK (§§ 89a EStG) zu erfassen, BFH v 22.12.2011, III R 69/09, BStBl II 2012, 888; BFH v 31.03.2008, III B 90/06, BFH/NV 2008, 1318. Neben laufenden sind auch einmalige Einkünfte, wie zum Bsp Veräußerungsgewinne (vgl BFH v 22.12.2011, III R 69/09, BStBl II 2012, 888) zu erfassen, auch wenn keine liquiden Mittel zugeflossen sind; Selder in Blümich, § 32 EStG Rz 91 (Februar 2019).

Insoweit findet iRd § 32 Abs 4 S 2 EStG aF nicht das Zuflussprinzip Anwendung, soweit sich aus den Regeln über die Gewinnermittlung (§ 4 Abs 1 EStG oder § 5 EStG) ein abweichender Realisationszeitpunkt ergibt, BFH v 22.12.2011, III R 69/09, BStBl II 2012, 888. Ein gewerblicher Veräußerungsgewinn, der nach § 16 Abs 2 S 2 EStG aufgrund des Veräußerungszeitpunkts im laufenden VZ zu erfassen ist, ist deshalb nach § 32 Abs 4 S 2 EStG aF bei der Ermittlung der Einkünfte des Kindes für das laufende Kj auch dann zu berücksichtigen, wenn er dem Kind tatsächlich erst später zufließt, BFH v 22.12.2011, III R 69/09, BStBl II 2012, 888. Bei der Bemessungsgrundlage für den Jahresgrenzbetrag sind Versorgungsleistungen, die das Kind aufgrund einer Vermögensübergabe im Wege vorweggenommener Erbfolge aus den Erträgen des übergebenen Vermögens an den für dieses Kind nicht kindergeldberechtigten Vermögensübergeber leistet, zu berücksichtigen, BFH v 08.11.2012, V R 57/10, BStBl II 2013, 912.

 

Rn. 1010

Stand: EL 153 – ET: 10/2021

Erzielt das Kind neben positiven Einkünften auch negative, sind diese zu verrechnen, ggf mindert ein nach der erfolgten Verrechnung noch verbleibender negativer Gesamtbetrag der Einkünfte die anrechenbaren Bezüge, vgl BFH v 20.07.2000, VI R 121/98, BStBl II 2001, 107.

 

Rn. 1011

Stand: EL 153 – ET: 10/2021

Entgegen der früheren Rspr des BFH v 21.07.2000, VI R 153/99, BStBl II 2000, 566; BFH v 26.09.2000, VI R 85/99, BStBl II 2004, 684 sind nach BVerfG v 11.01.2005, 2 BvR 167/02, BFH/NV 2005 Beilage 3, 260 im Wege der verfassungskonformen Auslegung Beträge, die wie die gesetzlichen Sozialversicherungsbeiträge von Gesetzes wegen für das Einkünfte erzielende Kind oder dessen Eltern nicht verfügbar sind und deshalb keine Entlastung bei den Eltern bewirken können, sondern anderen Zwecken als der Bestreitung des Unterhalts zu dienen bestimmt sind, nicht in die Bemessungsgrenze des § 32 Abs 4 S 2 EStG aF einzubeziehen. Die Verwaltung hat die Entscheidung des BVerfG übernommen, soweit es um den Abzug der Sozialversicherungsbeiträge des Kindes (Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung) von dessen Einkünften geht.

 

Rn. 1012

Stand: EL 137 – ET: 08/2019

In welchen anderen Fällen der Relativsatz in § 32 Abs 4 S 2 EStG "die zur Bestreitung des Unterhalts (…) bestimmt u geeignet sind" auf die Einkünfte zu beziehen ist, ist nach dem Beschluss des BVerfG offen. Wäre die Höhe der Freigrenze von Verfassungs wegen am Existenzminimum eines Alleinstehenden zu orientieren, dürften auch die gezahlte LSt, KiSt u SolZ nicht berücksichtigt werden, da sie für das Einkünfte erzielende Kind nicht zur Verfügung stehen, aA BFH v 26.09.2007, III R 4/07, BStBl II 2008, 738; BFH v 09.09.2013, XI B 103/12, BFH/NV 2013, 1923.

 

Rn. 1013

Stand: EL 137 – ET: 08/2019

Aufwendungen des Kindes, die dieses anstelle der Beiträge zur Sozialversicherung leistet, zB unvermeidbare Beiträge zur privaten Kranken- u Pflegeversicherung, sind nach BFH v 14.12.2006, III R 24/06, BStBl II 2007, 530 ebenfalls von den Einkünften abzuziehen. Gleiches gilt für Beiträge des Kindes zur freiwilligen gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung, BFH v 16.11.2006, III R 74/05, BStBl II 2007, 527. Beiträge des beihilfeberechtigten Kindes für eine private Kranken- u Pflegeversicherung sind insoweit abzuziehen, als sie auf Tarife entfallen, mit denen der von der Beihilfe nicht freigestellte Teil der beihilfefähigen Aufwendungen für ambulante, stationäre u zahnärztliche Heilbehandlungen abgedeckt wird, BFH v 15.03.2007, III R 72/05, BFH/NV 2007, 1458.

Leisten die Eltern für ihr Kind Beiträge zur privaten Krankenversicherung, sind diese iRd Berechnung der Einkünfte u Bezüge des Kindes iSd § 32 Abs 4 S 2 EStG aF Einkünfte mindernd zu berücksichtigen, FG D'dorf v 28.10.2011, 3 K 1332/09 Kg, EFG 2012, 136 (nachfolgend BFH v 14.03.2012, V R 44/11, BFH/NV 2011, 1906: Rev unzulässig); aA FG Münster v 04.06.2009, 3 K 840/08 Kg, ...

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