Rn. 198

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Dem Ingenieur "ähnlich" ist danach nur, wer eine vergleichbare Ausbildung vorweisen kann und eine in den wesentlichen Punkten vergleichbare Tätigkeit ausübt (BFH BStBl II 1983, 677; 1985, 584; 1988, 497; 1989, 198; 1990, 73; 1990, 337; 1991, 20; 1991, 878; 1993, 100; 1993, 324; 1996, 518; 2003, 761; 2004, 899; Kempermann, FR 1990, 535; Pump, INF 1992, 91f; Schick, StRK-Anm EStG § 18 R 509–510; kritisch Stahl, StRK-Anm EStG § 18 R 508).

Zur Erlangung ingenieurmäßiger Kenntnisse s zunächst die allg Ausführungen in s Rn 135ff. Für den Autodidakten gilt auch hier, dass die für die Ausübung eines ingenieurähnlichen Berufs erforderlichen Kenntnisse nicht dargetan sind, wenn die praktische Tätigkeit des StPfl nicht die volle Breite des Ingenieurberufs abdeckt, sondern nur gelegentlich erhebliche mathematische Kenntnisse voraussetzt (Abgrenzung zu BFH BStBl II 1981, 121; 1991, 878; 1993, 100; 1996, 518).

Wird als Vergleichsstudium das der Wirtschaftsinformatik geltend gemacht, fallen Defizite bei den Kenntnissen im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich neben solchen im Kernfach Mathematik besonders ins Gewicht (BFH BFH/NV 2008, 940). Auch bei einem Dipl-Informatiker gehören Kenntnisse in Mathematik, Statistik und Operations Research auf dem Niveau der Fachhochschule zum erforderlichen Wissen; es kann kein Ausgleich durch Kenntnisse auf anderen Gebieten erfolgen (BFH BFH/NV 2016, 1275; 2017, 732; BFH v 16.09.2014, VIII R 8/12; FG He EFG 2012, 1773 rkr; hierzu Kühnen, BB 2017, 2088).

Nicht ausreichend ist es, wenn die Tätigkeit auch anhand von Formelsammlungen oder praktischen Erfahrungen ausgeübt werden kann (BFH BStBl II 1991, 878). Als Nachweis reicht auch die Bestellung zum Kfz-Sachverständigen einer IHK nicht aus (BFH BStBl II 1993, 100). Allerdings gilt auch hier, dass der Nachweis der entsprechenden Ausbildung entbehrlich ist, wenn die berufliche Tätigkeit ohne die üblicherweise in einer Ingenieurausbildung vermittelten theoretischen Grundlagen nicht ausgeübt werden könnte (s Rn 136), wie etwa bei einem seit Jahren eigenverantwortlich nach den Leistungsstufen 8 und 9 HOAI tätigen Fachbauleiter (BFH BFH/NV 2010, 1300). Das gilt nicht für die Software-Entwicklung (BFH BFH/NV 2006, 2255).

Zum Sachverständigenbeweis BFH BFH/NV 2010, 1650 (s Rn 136f).

 

Rn. 199

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Anerkannt als ähnlich kann werden

  • der Abfallwirtschaftsberater (BFH BFH/NV 2006, 505; 2006, 1270; Kratzsch, PFR 2006, 212);
  • der EDV-Berater, der über die Ausbildung als Dipl-Chemiker, Dipl-Informatiker oder Dipl-Mathematiker oder als Autodidakt über die entsprechenden Kenntnisse verfügt (zu Einzelheiten s Rn 236 "EDV-Berater"); das gilt auch für Systemanalysen (BFH BStBl II 1983, 677), die Leitung von IT-Projekten (BFH BStBl II 2010, 404); für die Einrichtung und Betreuung von Betriebs- und Datenübertragungssystemen (BFH BStBl II 2010, 466) und den Systemadministrator (BFH BStBl II 2010, 467); ohne die entsprechenden Kenntnisse ist die Tätigkeit nicht ingenieurähnlich (BFH BStBl II 2007, 781; s Rn 236 "EDV-Berater");
  • ein Designer bzw Industrieformgestalter (FG Ha EFG 1962, 155);
  • der Projektierer von Elektroanlagen (ua Blitzschutzanlagen) (BFH BStBl II 1981, 121; FG Sa EFG 1991, 475; FG Nds EFG 1999, 975);
  • der Fachbauleiter mit Tätigkeiten nach den Leistungsstufen 8 und 9 HOAI (BFH BFH/NV 2010, 1300);
  • der Hersteller von Gravuren für Stadtpläne (FG He EFG 1992, 333; zu Recht kritisch Schneider, FR 1993, 83);
  • der Güterbesichtiger (hierzu s Rn 236 "Güterbesichtiger");
  • der Kartograph unter bestimmten Voraussetzungen (s Rn 200 und s Rn 249h);
  • der Kompasskompensierer (BFH BStBl III 1958, 3);
  • der Netzplantechniker (s Rn 236 "Netzplantechniker");
  • der Patentberichterstatter unter engen Voraussetzungen (s Rn 236 "Patentberichterstatter");
  • der Projektierer von Elektroanlagen und von Förderanlagen (beide wie Blitzschutzanlagen, jedoch s Rn 236 "Projektieren technischer Anlagen");
  • der Sachverständige (vgl BFH BStBl III 1954, 147; BStBl II 1993, 235) unter den Voraussetzungen wie der Kfz-Sachverständige, der überwiegend mathematisch-naturwissenschaftliche Kenntnisse anwendet, um Verkehrsunfallursachen festzustellen (BFH BStBl II 1989, 198; 1993, 100); ebenso der Schiffssachverständige, der überwiegend mathematisch-naturwissenschaftliche Kenntnisse anwendet (BFH BStBl III 1964, 273; sonst gewerblich BFH BStBl II 1996, 518); bei Tätigkeiten unterschiedlicher Qualität – also auch nur auf kaufmännischer, technischer oder handwerklicher Kenntnisse beruhenden Gutachten – muss die qualifizierte Tätigkeit den Beruf prägen (vgl BFH BStBl II 1989, 198; BFH/NV 1993, 224; 1993, 238).
 

Rn. 200

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Nicht anerkannt werden können

  • der Bezirkskaminkehrermeister (vgl BFH BStBl II 1997, 295);
  • der Datenschutzbeauftragte mangels auf entsprechenden Kenntnissen beruhender Planungstätigkeit (BFH BStBl II 2003, 761);
  • der Dispacheur (BFH BStBl II 1993, 235);
  • der Eichaufnehmer (die Rechtsgrundsätze in BFH BStBl II 1971, 319 sin...

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