Rz. 2

Die Gesetzgebungskompetenz für die ESt steht im Rahmen der konkurrierenden Gesetzgebung dem Bund zu (Art. 105 Abs. 2, Art. 106 Abs. 3 GG). Die ESt gehört zu den Gemeinschaftsteuern, deren Aufkommen Bund und Ländern je zur Hälfte zusteht (Ertragskompetenz). Daneben haben die Gemeinden nach Art. 106 Abs. 5 GG einen Anspruch i. H. v. 15 % an LSt und veranlagter ESt sowie i. H. v. 12 % des Aufkommens an KapESt nach § 43 Abs. 1 S. 1 Nr. 6, 7 und 8 bis 12 sowie S. 2 EStG. Die Verteilung wird nach den Steuerbeträgen bemessen, die die Länder unter Berücksichtigung der Zerlegung nach Art. 107 Abs. 1 GG vereinnahmen. Auf die Gemeinden wird dieses Einkommen nach einer Schlüsselzahl und der Einwohnerzahl verteilt.[1]

 

Rz. 3

Die Verwaltungskompetenz liegt nach Art. 108 Abs. 2, 3 GG bei den Ländern, die im Auftrag des Bundes tätig werden. Die sachliche Zuständigkeit regelt das FVG i. V. m. § 16 AO. Sachlich zuständig für die Verwaltung der ESt sind die FÄ als u. a. (örtliche) Landesfinanzbehörde (§ 17 Abs. 2 FVG i. V. m. § 16 AO). Die örtliche Zuständigkeit ergibt sich aus §§ 17ff. AO, grundsätzlich ist das Wohnsitzfinanzamt nach § 19 Abs. 1 AO örtlich zuständig. Besonderheiten können sich in Großstädten mit mehreren Finanzämtern ergeben (§ 19 Abs. 3, 4 AO).

Für Streitentscheidungen in Steuersachen sind ausschließlich die FG berufen (§ 2 FGO; Art. 92, 20 Abs. 3 GG); die Finanzbehörden sind an diese Entscheidungen gem. § 110 AO gebunden. Gleichwohl sind "Nichtanwendungserlasse" grundsätzlich zulässig.[2] Steuern unterliegen dem Gesetzesvorbehalt[3], die Finanzverwaltung dem Legalitätsprinzip. Sie darf allgemeine Grundsätze nicht durch Erlass regeln. Nach § 85 S. 1 AO sind die Finanzbehörden verpflichtet, die Steuern nach Maßgabe der Gesetze festzusetzen und zu erheben.[4]

Die Finanzverwaltung kann aber Billigkeitsmaßnahmen im Wege der Einzelentscheidung gem. §§ 163, 227 AO treffen. Im Übrigen handelt die Finanzverwaltung durch Richtlinien (Art. 108 Abs. 7 GG), BMF-Schreiben, Ländererlasse und OFD-Verfügungen.

Der EuGH prüft die Vereinbarkeit inländischen Rechts mit den Grundfreiheiten und den Diskriminierungsverboten des EU-Vertrags.[5]

[1] Vgl. i. E. GemeindefinanzreformG i. d. F. der Bekanntmachung v. 14.8.2007, BStBl I 2007, 1912; geändert durch G. v. 8.5.2012, BGBl I 2012, 1030; zuletzt geändert durch Art. 6 des G. v. 17.12.2018, BGBl I 2018, 2522.
[2] Wieland, DStR 2004, 1; Spindler, DStR 2007, 1061; Weber-Grellet, in Schmidt, EStG, 2018, § 2 EStG Rz. 2.
[3] Drüen, in Tipke/Kruse,,AO/FGO, § 4 AO Rz. 50.
[4] BFH v. 28.11.2016, GrS 1/15, BFH/NV 2017, 498, dazu auch BMF v. 27.4.2017, IV C 6 – S 2140/13/10003, BStBl I 2017, 741; der Billigkeitserlass gem. BMF v. 27.3.2003, IV A 6-S 2140-8/03, BStBl I 2003, 240, ergänzt durch BMF v. 22.12.2009, IV C 6 – S 2140/07/10001-01, BStBl I 2010, 18, sog. Sanierungserlass, geändert durch BMF v. 5.4.2016, IV C 6 – S 2140/07/10001, BStBl I 2016, 458, verstößt gegen den Grundsatz der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung; ebenso BFH v. 23.8.2017, I R 52/14, BFH/NV 2017, 1644; BFH v. 23.8.2017, X R 38/15, BFH/NV 2017, 1669; hiergegen Nichtanwendungserlass des BMF v. 29.3.2018, IV C 6 – S 2140/13/10003, BStBl I 2018, 588; hiergegen wiederum BFH v. 16.4.2018, X B 13/18, BFH/NV 2018, 817; BFH v. 8.5.2018, VIII B 124/17, BFH/NV 2018, 822: Auch der Billigkeitserlass der Finanzverwaltung über die Anwendung des § 3a EStG verstößt gegen den Grundsatz der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung.
[5] Weber-Grellet, StbJb 09/10, 43; vgl. Übersicht über EU-widrige Normen Kessler/Spengel, DB-Beilage 1/17.

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