Bei Räumen, die nach ihrer Ausstattung und Funktion nicht einem Büro entsprechen, handelt es sich von vornherein nicht um ein häusliches Arbeitszimmer. Das bedeutet, dass z. B. diese Aufwendungen in vollem Umfang als Betriebsausgaben abgezogen werden können: Abziehbar sind somit die Aufwendungen für

  • eine Werkstatt,
  • ein Tonstudio,
  • die Notfallpraxis eines Arztes[1] oder
  • Praxisräume einer Sprachpädagogin.

Das gilt auch dann, wenn diese Räume in die häusliche Sphäre eingebunden sind.

In folgenden Fällen liegt kein häusliches Arbeitszimmer vor:

  • bei einer Arzt-, Steuerberater- oder Anwaltspraxis, die an das Einfamilienhaus angrenzt oder sich im selben Gebäude wie die Privatwohnung befindet, wenn diese Räumlichkeiten für einen intensiven und dauerhaften Publikumsverkehr geöffnet und z. B. bei häuslichen Arztpraxen für Patientenbesuche und -untersuchungen eingerichtet sind,
  • wenn es sich um eine ärztliche Notfallpraxis handelt, die für Patientenbesuche und Patientenuntersuchungen eingerichtet ist (gilt nicht, wenn der Raum für die Erstellung ärztlicher Gutachten genutzt wird), da hier ein betriebsstättenähnlicher Raum vorliegt,
  • wenn der Raum (ggf. auch Kellerraum) für andere Arbeiten als der Erledigung gedanklicher, schriftlicher oder verwaltungstechnischer Arbeiten genutzt wird, z. B. als Werkstatt, Waren- oder Materiallager
  • bei Anmietung einer nicht unmittelbar angrenzenden oder unmittelbar gegenüberliegenden Zweitwohnung in einem Mehrfamilienhaus,
  • Nutzung von Räumlichkeiten im Dachgeschoss, die nicht zur Privatwohnung gehören (Erdgeschoss als Wohnung und Dachgeschoss als Büro),
  • bei einem Geschäftshaus, wenn sich neben der Wohnung des Bäckermeisters die Backstube, der Verkaufsraum, ein Aufenthaltsraum für das Verkaufspersonal oder das Büro befindet, in dem die Buchhaltungsarbeiten durchgeführt werden (gilt auch für vergleichbare Konstellationen),
  • wenn zusätzlich ein Keller- oder Mansardenraum angemietet wird, der nicht zur eigenen Wohnung gehört.
 
Praxis-Tipp

Keine büromäßige Nutzung

Unternehmer sollten immer zuerst klären, ob es sich bei dem Raum, den sie betrieblich bzw. beruflich nutzen, tatsächlich um ein häusliches Arbeitszimmer handelt. Liegt kein häusliches Arbeitszimmer vor, weil es sich z. B. um eine Werkstatt handelt, können alle Kosten uneingeschränkt abgezogen werden. Es ist außerdem nicht erforderlich, die Aufwendungen gesondert aufzuzeichnen.

 
Praxis-Beispiel

Nutzung als Tonstudio

Ein Musikproduzent nutzt den ausgebauten Souterrainraum seines Wohnhauses als Tonstudio. Die Aufwendungen, die auf diesen Teil des Hauses entfallen, betragen im Jahr 4.998 EUR brutto einschließlich 798 EUR Umsatzsteuer.

Bei dem Tonstudio handelt es sich eindeutig nicht um einen Raum, der vorwiegend der Erledigung gedanklicher, schriftlicher oder verwaltungstechnischer Arbeiten dient. Der Musikproduzent kann daher die Aufwendungen, die ihm für den ausgebauten Souterrainraum entstanden sind, als Betriebsausgaben abziehen. Die Aufwendungen wurden von seinem privaten Konto abgebucht.

 
Konto SKR 03/04 Soll Kontenbezeichnung Betrag Konto SKR 03/04 Haben Kontenbezeichnung Betrag
4200/6305 Raumkosten 4.200      
1576/1406 Abziehbare Vorsteuer 19 % 798 1890/2180 Privateinlagen 4.998

Das Konto "Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer (abziehbarer Anteil)" ist nicht zu verwenden, weil es sich bei dem Tonstudio nicht um ein häusliches Arbeitszimmer handelt.

Das Übungszimmer eines Berufsmusikers hat der BFH als häusliches Arbeitszimmer eingestuft.[2] Ein häusliches Arbeitszimmer setzt – so der BFH – nicht zwingend voraus, dass es mit bürotypischen Einrichtungsgegenständen ausgestattet ist und nur für Bürotätigkeiten genutzt wird. Die Nutzung des Übungszimmers durch einen Berufsmusiker unterscheidet sich nach Auffassung des BFH nicht wesentlich von der büromäßigen Nutzung durch andere Berufe, wie z. B. bei Hochschullehrern, Dozenten oder Rechtsanwälten. Es könne keinen Unterschied machen, ob im Arbeitszimmer das "Aufführen der Musik im Rahmen eines Orchesters" oder Vorträge, Vorlesungen sowie Schriftsätze vorbereitet werden.

Auswirkungen des BFH-Urteils: Das BFH-Urteil macht die Abgrenzung schwerer, weil es nicht mehr allein auf die büromäßige Nutzung ankommt. Ob eine büromäßige Nutzung vorliegt, lässt sich leicht feststellen. Schwierig ist es aber festzustellen, welche Tätigkeiten sich nicht wesentlich von der büromäßigen Nutzung unterscheiden. Von diesem Urteil sind nicht nur Musiker betroffen. Auch andere Berufsgruppen müssen mit Einschränkungen rechnen.

 
Praxis-Tipp

Übungszimmer eines Musikers als häusliches Arbeitszimmer

Das Übungszimmer eines Musikers ist ein häusliches Arbeitszimmer, ein Tonstudio jedoch nicht. D. h., es kommt darauf an, dass der Raum bürountypisch ausgestattet ist, z. B. mit entsprechenden technischen Geräten (Mischpult, Aufnahmegeräte usw.).

Wichtig ist also, darauf zu achten, dass der Raum bürountypisch ausgestattet wird (möglichst ohne Schreibtisch und Regale, in denen Bücher und Ordner (Noten und Partituren) aufbewah...

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