Rz. 37

Stand: EL 123 – ET: 08/2020

In glaubensverschiedener Ehe kann das Besondere Kirchgeld erhoben werden, zB in NW (zB § 4 Abs 4 Nr 5 KiStG NW; § 6 Abs 1 Nr 5 KiStO NW) oder in HH (vgl § 3 KiStG). Das gilt auch, wenn der kirchenangehörige Ehegatte/Lebenspartner über kein eigenes > Einkommen verfügt. Ein BKirchG erhebt zB die Ev-Luth Kirche in BY (vgl die KiStBeschlüsse für BY) von einem mit seinem > Ehegatten / > Lebenspartner zusammenveranlagten Mitglied, wenn dessen Ehegatte/Lebenspartner keiner Religionsgemeinschaft angehört, die > Körperschaft des öffentlichen Rechts ist. Adressat der Steuerfestsetzung ist also ausschließlich das Kirchenmitglied (vgl zB EFG 2016, 312 für HH). Das BKirchG bemisst sich nach dem gemeinsamen, nach § 51a Abs 2 EStG um die Freibeträge für Kinder (vgl § 32 Abs 6 EStG) ermäßigten zvE (> Einkommen Rz 2) der > Ehegatten / > Lebenspartner. Zur Höhe des Besonderen Kirchgelds vgl die folgende Kirchgeldtabelle:

 
Stufe Bemessungsgrundlage
Euro
jährliches Kirchgeld
Euro
1 30 000–37 499 96
2 37 500–49 999 156
3 50 000–62 499 276
4 62 500–74 999 396
5 75 500–87 499 540
6 87 500–99 999 696
7 100 000–124 999 840
8 125 000–149 999 1 200
9 150 000–174 999 1 560
10 175 000–199 999 1 860
11 200 000–249 999 2 220
12 250 000–299 999 2 940
13 300 000 und mehr 3 600
 

Rz. 37/1

Stand: EL 123 – ET: 08/2020

Bei unterjähriger KiSt-Pflicht wird für jeden Kalendermonat mit Steuerpflicht ein BKirchG erhoben, welches einem Zwölftel des jährlichen Kirchgelds entspricht (vgl zB § 10 Abs 4 KiStO der Ev-Luth Kirche in Norddeutschland). Die KiSt vom > Einkommen (> Rz 32) wird mit dem BKirchG abgeglichen und der höhere Betrag festgesetzt (vgl die KiSt-Beschlüsse für TH).

 

Rz. 37/2

Stand: EL 123 – ET: 08/2020

Zudem wird der Jahresbeitrag angerechnet, den der Ehegatte/Lebenspartner des Kirchenmitglieds an eine Kirche, Religionsgemeinschaft oder weltanschauliche Gemeinschaft entrichtet, der er angehört, die keine KiSt erhebt (vgl zB KiStBeschlüsse BY und NW). Angerechnet wird auch dann, wenn die Beträge ohne Rechtspflicht entrichtet worden sind (BFH 217, 377 = BStBl 2008 II, 202).

 

Rz. 38

Stand: EL 123 – ET: 08/2020

Die Einbeziehung auch der Einkünfte des nicht kirchenangehörigen Ehegatten/Lebenspartners in die BMG (vulgo ‚Heidensteuer’) hat die Rechtsprechung gebilligt (vgl zB BFH/NV 2010, 1123, VerfB gemäß §§ 93a, 93b BVerfGG nicht zur Entscheidung angenommen, BVerfG vom 28.10.2010 – 2 BvR 816/10). Das BKirchG ist eine eigenständige Steuer, die verfassungsgemäß nach dem Aufwand für die > Lebensführung bemessen wird (BVerfG 19, 268 [282] vom 14.12.1965 – 1 BvR 606/60 = BStBl 1966 I, 196; BVerfG vom 30.08.1982 – 1 BvR 1109/81, HFR 1984, 73; BVerfG vom 23.10.1986 – 2 BvL 7/84, 2 BvL 8/84, NJW 1987, 943 = HFR 1987, 143; BVerwG 52, 104 vom 18.02.1977 – VII C 48.73= BB 1978, 439 = NJW 1977, 1304; BFH/NV 2014, 182; 2016, 591). Auch die Tatsache, dass das BKirchG nur bei der Zusammenveranlagung nach §§ 26, 26b EStG (> Ehegattenbesteuerung Rz 25–34) erhoben wird, führt nicht zur Verfassungswidrigkeit (BFH 211, 90 = BStBl 2006 II, 274; BFH/NV 2006, 821; Gehm, NVwZ 2007, 56; BFH/NV 2012, 452). Ferner verstößt die Erhebung des Besonderen Kirchgelds nach Urteil des EGMR vom 06.04.2017 – 10138/11, 16687/11, 25359/11 und 28919/11 (Klein ua/Deutschland), NJW 2018, 3295 nicht gegen die Europäische Menschenrechtskonvention; vgl dazu Kobus, NWB 2017, 2835. Es kann aber gegen den > Gleichheitssatz verstoßen, wenn (seinerzeit noch zwingend verschiedengeschlechtliche) > Ehegatten in diesem Bereich schlechter gestellt werden als eingetragene > Lebenspartner Rz 4 aE; vgl uE zutreffend den Vorlagebeschluss in EFG 2019, 1134 an das BVerfG (2 BvL 6/19) zum besonderen Kirchgeld in glaubensverschiedener Ehe in Sachsen.

 

Rz. 39

Stand: EL 123 – ET: 08/2020

Verlegt ein Stpfl, bei dem das BKirchG zu erheben ist, seinen > Wohnsitz (oder den gewöhnlichen > Aufenthalt) in ein Bundesland, in dem die FÄ kein Besonderes Kirchgeld erheben, bleibt die Zuständigkeit (§ 24 AO) für die Festsetzung und Erhebung des besonderen Kirchgelds – anders als für die ESt – bei dem die Steuerakten abgebenden FA (FinMin NI vom 18.04.1990, DB 1990, 1063; FinMin NW EStG-K KiSt 806). Das neu zuständige FA teilt dem abgebenden FA das gemeinsam zu versteuernde Einkommen der Ehegatten für die in Betracht kommenden VZ mit.

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