
Der Ärztemangel wird in vielen ländlichen Regionen immer spürbarer. Jetzt soll massiv gegengesteuert werden - mit Zulassungsbeschränkungen.
Mit dem sofortigen Zulassungsstopp für bestimmte Arztgruppen ist eine groß angelegte Reform für eine bessere Verteilung der Mediziner in Deutschland angelaufen. Somit soll es künftig auch wieder mehr Hausärzte auf dem Land geben - statt immer mehr hochspezialisierte Ärzte in den Städten. Die befristete Sperre wurde am 6.9.2012 vom Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken (G-BA) in Berlin verhängt.
Betroffene Arztgruppen
Sie betrifft unter anderem Jugendpsychiater, Nuklearmediziner, Strahlentherapeuten, Neurochirurgen, Humangenetiker, Laborärzte und Pathologen, die heute weitgehend ohne Beschränkung Praxen etwa in den Städten aufmachen können. "Bisher ist das für viele solcher Ärzte sehr lukrativ, ohne dass ein ständiger direkter Patientenkontakt besteht", sagte der G-BA-Vorsitzende Josef Hecken. Im Gegenzug sollen neue Niederlassungsmöglichkeiten für Haus- und Kinderärzte vor allem dort geschaffen werden, wo bereits heute Lücken klaffen.
Diese nun gesperrten Arztgruppen sollen am 1.1.2013 neu in die Bedarfsplanung einbezogen werden. Mit der befristeten Sperre soll nun ein überbordender Anstieg von Anträgen auf Zulassung für solche lukrativen Arztsitze quasi in letzter Minute verhindert werden.
Planungsgebiete passen nicht
Der größere Teil der Reform soll erst Anfang 2013 folgen – und weit größere Auswirkungen gegen den Ärztemangel haben. Denn anders als bei Spezialärzten gibt es bei Haus- und Kinderärzten heute nur wenige Zulassungsmöglichkeiten, obwohl sie in vielen ländlichen Regionen Ost- wie Westdeutschlands händeringend gesucht werden. Grund: Die Planungsregionen für Arztsitze – die 372 Kreise und kreisfreien Städte - gelten als zu groß. "Viele Ärzte arbeiten in den Städten, auf dem flachen Land fehlen sie häufig", sagte Hecken.
Künftig sollen für die Haus- und Kinderärzte die Planungsbezirke bei Bedarf geteilt werden und strukturschwache Gebiete zusätzliche Zulassungsmöglichkeiten bekommen. Eine in den Städten vorhandene Überversorgung kann dann besser festgestellt werden. Unterm Strich soll die Verteilung der Ärzte also besser werden.
VStG setzt Anreize für junge Ärzte
Gedreht werden nun zwar nur Stellschrauben in der Planung – Hecken erwartet dennoch Wirkungen. "Ärzte stehen dann also vor der Entscheidung: Entweder es gibt in einem Bereich eine Zulassung, in dem der Versorgungsbedarf auch tatsächlich besteht, oder es gibt überhaupt keine Zulassung", sagte er. In der Folge würden sich mehr junge Ärzte entscheiden, sich in bislang unterversorgten Regionen niederzulassen.
Die Koalition habe mit dem Versorgungsstrukturgesetz schließlich auch Anreize gesetzt. Es gebe Angebote an Ärzte, in offene - wirtschaftlich attraktivere - Planungsbereiche zu wechseln. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gehen über 40.000 Haus- und Fachärzte binnen 5 Jahren in den Ruhestand.
Schlagworte zum Thema: Versorgungsstrukturgesetz, Gemeinsamer Bundesausschuss, Ärztemangel
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