Verbotene Träume

Ein russisches Gericht hat einen russischen Influencer zur Zahlung einer Geldstrafe verurteilt, weil dieser unerlaubt vom ukrainischen Staatspräsidenten Selenskyj geträumt und über diesen Traum in einem Post berichtet hat.

Russischer Influencer postete Traum mit ukrainischen Staatspräsidenten

Ein in Russland nicht unbekannter sibirischer Influencer, der bei Instagram regelmäßig über seinen Alltag berichtet, schilderte in einem seiner Posts einen Traum. Er habe nach der vom Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Mobilmachung geträumt, er sei zur Front an der ukrainischen Grenze eingezogen und dort in ein Ausbildungscamp gebracht worden. Dort sei der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an ihm vorbeigegangen.

Ein Selfie mit Wolodymyr Selenskyj?

Der ukrainische Präsident habe mit ihm gesprochen und gesagt: „Oh, ich habe deine Instagram-Storys gesehen. Ruhm der Ukraine!“ Darauf habe er geantwortet: „Ruhm den Helden!“ Auf seine Bitte hin habe Selenskyj ihm dann noch ein Selfie für seine Instagram-Follower erlaubt.

Post diente allein der Publikumsbelustigung

Gegenüber dem Internetportal „Sibir.Realii“ erklärte der Influencer in einem Interview, er habe den Traum als komisch und lustig empfunden. Er habe den Traum deshalb mit seinen Followern teilen wollen. Angesichts der aktuellen Ereignisse hätten seine Follower ein Bedürfnis nach erfrischenden und lustigen Geschichten. Eine irgendwie geartete politische Intention habe hinter dem Beitrag nicht gesteckt. Es sei ihm ausschließlich um die Erheiterung seines Publikums gegangen.

Strafrechtliche Ermittlungen wegen eines verbotenen Traumes

Die zuständige Strafverfolgungsbehörde fand den Traum offensichtlich überhaupt nicht komisch. Sie nahm Ermittlungen auf und klagte den Influencer wegen des Traum-Posts und einiger weiterer Posts an. Das zuständige Strafgericht führte eine Hauptverhandlung durch, ohne den beschuldigten Influencer - so seine eigene Darstellung - rechtzeitig hierüber zu informieren. Er habe deshalb an der Hauptverhandlung nicht einmal teilnehmen können.

Diskreditierung der russischen Armee durch einen Traum

Das Strafverfahren endete mit einem Schuldspruch. Das Gericht befand den Beschuldigten der Diskreditierung der russischen Armee für schuldig und verurteilte ihn zur Zahlung einer Geldstrafe von 30.000 Rubel, umgerechnet ca. 452 Euro.

Influencer will sich nicht einschüchtern lassen

Nach der gerichtlichen Entscheidung erklärte der Influencer in einem Interview, das Verfahren mache ihn fassungslos. „Ich kann mir das nicht vorstellen: Irgendein 40-jähriger Geheimdienstler hat da mit ernstem Gesicht gesessen und meine Story darüber abgeschrieben, wie mir im Traum Selenskyi erschienen ist?!“ Seine Follower jedenfalls hätten die Geschichte so aufgenommen, wie sie gemeint gewesen sei, nämlich als lustigen Beitrag in ernsten Zeiten. Er selbst wolle sich durch seine Verurteilung auch nicht einschüchtern lassen. Er bleibe Influencer und veröffentliche auch im Jahr 2023 unterhaltsame Posts.