- Finden und gefunden werden – wie "Aktive Suche" Einzug in die Personalabteilungen hält
- Selbstbewusste Generation Y - Nachwuchsjuristen stellen den Arbeitsmarkt auf den Kopf
- Schwierige Nachwuchsgewinnung in Kanzleien - auch Folge eines Generationskonflikts?
- Durch wertebasiertes Employer Branding langfristig juristischen Nachwuchs finden
- Der Fachkräftemangel ist auch bei den Juristen längst angekommen

Über die Generation Y und deren Nachfolger, Generation Z, wird heute viel diskutiert, geschrieben, vor allem aber: Geschimpft! Sie seien überfordert, gierig und überschätzten sich. Wollen Sabbaticals, “Work-Life-Balance” und echten “Impact” statt Dienstwagen und legen mehr Wert auf Freiheit als auf Fleiß. Macht sich der Wertewandel der jungen Generation auch bei den Juristen bemerkbar und was bedeutet das für juristische Arbeitgeber?
Generation Y, Generation Z, gar Generation Greta fordern Chefs, die mehr coachen als kontrollieren und die hinterfragt werden dürfen. Was will sie eigentlich, die neue Generation, was bedeutet das für das künftige Recruiting von Juristen und vor welche Situation stellt es Arbeitgeber, die junge Juristen führen und an sich binden wollen?
Nachwuchs-Juristen haben andere Erwartungen an das Berufsleben
Generation Y, Millennials, Digital Natives: Die Generation der nach 1980 Geborenen begegnet dem Arbeitsmarkt mit völlig anderen Erwartungen, als dies bei Arbeitnehmern früherer Generationen der Fall war. Zu diesem Resultat kam kürzlich auch eine Studie von TalentRocket, eine Karriereplattform speziell für Juristen.
Im Zuge der Studie wurde das Nutzerverhalten der monatlich rund 100.000 Webseiten-Besucher analysiert. Gemeinsam mit den begleitenden Umfragen unter rund 200 Berufsanfängern zeichnete die Studie ein eindeutiges Bild: Auch in der Anwaltschaft wollen sich immer mehr junge Arbeitnehmer von Klischees der Branche – wie der 60-Stunden-Woche – zugunsten einer ausgewogenen Work-Life-Balance, distanzieren.
Generation “why?” – Von der großen Suche nach dem Sinn
Impact, Flexibilität, geregelte Arbeitszeiten. All dies sind Symptome, die die Nachwuchsjuristen des Landes kennzeichnen. Eine sinnvolle Aufgabe zu haben, ist das Wichtigste für die Millennials, sie wollen Erfüllung, Freude und Anerkennung und vor allem:
“Die Welt ein bisschen besser machen”.
Und das im Idealfall zwischen 9 und 18 Uhr. Dazu: Selbstverwirklichung. Dieser Generationentrend macht auch vor den Juristen nicht Halt: Eine zu hohe Arbeitszeit wäre demnach für weit mehr als die Hälfte der Teilnehmer der TalentRocket-Studie ein eindeutiger Grund für einen Jobwechsel. Auch eine angenehme Arbeitsatmosphäre und flache Hierarchien beeinflussen die Motivation der angehenden Juristen maßgeblich.
Karriere? Nicht mehr um jeden Preis.
Dass ein Wandel gewünscht ist und die Karriere bei vielen nicht mehr allein auf Platz eins der Lebensziele steht, haben manche Arbeitgeber inzwischen erkannt. So bieten Kanzleien wie Linklaters oder McDermott Will & Emery ihren Neueinsteigern neben dem klassischen Karriereweg in Vollzeit neue Beschäftigungsmodelle mit einer fest vereinbarten Wochenarbeitszeit an.
Bei CMS Hasche Sigle finden sich sogar auf Partnerebene zehn Juristen mit reduzierter Stundenzahl, was bundesweit ein absoluter Topwert ist. Bezeichnend ist aber, dass entsprechende Modelle auf dem juristischen Arbeitsmarkt immer noch eher die Ausnahme als die Regel sind, der Wunsch nach geregelten Arbeitszeiten unter den Nachwuchsjuristen aber längst zur Norm geworden ist.
Top Gehälter? Ja, bitte!
Während die Nachwuchsgeneration der Juristen viele neue Ansprüche an Arbeitgeber stellt und die Aufstiegschancen nicht mehr allein ausschlaggebend sind, hat sich eine Erwartung an juristische Arbeitgeber nicht im Kern gewandelt: Das Gehalt spielt für einen Großteil der Juristen auch weiterhin eine tragende Rolle bei der Wahl des Arbeitgebers.
Selbstbewusst, illoyal, realitätsfern?
Zeitgleich mit den gestiegenen Erwartungen der juristischen Nachwuchsgeneration sinkt deren Loyalität zu ihrem Arbeitgeber, wenn dieser nicht in der Lage ist, den Wünschen und Bedürfnissen adäquat zu begegnen.
So gaben fast 70 Prozent der Studienteilnehmer an, auch nach Jobbeginn beim juristischen Arbeitgeber weiterhin Ausschau nach Karrieremöglichkeiten bei der Konkurrenz zu halten. Fast 90 Prozent aller Volljuristen auf der Karriereplattform TalentRocket, die derzeit bei einem juristischen Arbeitgeber angestellt sind, sind auch nach Jobantritt auf der Plattform aktiv und informieren sich weiter über derzeitige juristische Vakanzen. Diese Realität mag juristischen Arbeitgebern bizarr erscheinen. Im Hinblick auf die aktuelle Marktsituation und den immer größeren Mangel an gut ausgebildeten Volljuristen können es sich Arbeitnehmer aber immer mehr leisten, vermeintlich realitätsferne Forderungen an den Arbeitsmarkt zu stellen.
Die Generation Y: Nicht Arbeitsmarkt-tauglich?
Ja, die Ys unter den Juristen sind freiheitsliebend, fordern Flexibilität vom Arbeitgeber und messen tradierten Werten wie Fleiß und Loyalität womöglich weniger Bedeutung bei. Gleichzeitig sind sie aber auch die Generation der technikaffinen Querdenker, sie schätzen die Herausforderung, wollen sich stetig weiterentwickeln und zeichnen sich durch starke interkulturelle Kompetenzen aus. Arbeitgeber, die diese wertvollen Eigenschaften in einer durch Digitalisierung und Globalisierung gekennzeichneten Welt schätzen und fördern, werden diejenigen sein, die auch den Werten der Mandanten langfristig gerecht werden können. Denn die Millennials und ihre Nachfolgegeneration – die Generation Z – sind für Kanzleien nicht nur die zukünftigen Mitarbeiter, sondern auch die künftigen Mandanten.
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