Achenbach - Bunter Hund der Kunstszene steht vor Gericht

Bei den Colours of Law muss natürlich irgendwann auch die Malerei auftauchen. Mit der Kunst tun sich Richter beruflich schwer. Ihre Bedeutung für den Einzelnen ist oft kaum zu bemessen. In der Kunstszene tummeln sich neben Künstlern auch geniale Fälschern und Vermarkter, Mäzene und Statusgierige. Die wahre Währung für Kunst, zwischen Eitelkeit, Blendwerk, Begabung und Zeitgeist, ist dem Gesetzbuch nur schwer zu entnehmen.

Am 11.11. gabe es vor dem Düsseldorfer Landgericht den Auftakt zu einer Reihe von Prozessen um den ehemaligen Kunsthändler Helge Achenbach. Achenbach hat vor mehr als 30 Jahren seinen Beruf selbst erfunden: Kunstberater. Nun ist er auf dem besten Wege, "seiner" Branche einen schweren Imageschaden zu verpassen.

Aldi gegen Achenbach - Kunst trifft auf Kommerz

Der Kunstberater Helge Achenbach war ein Tausendsassa der rheinischen Kunstszene, aber auch weit über die Grenzen des Rheinlandes hinaus bekannt. So hat er – ehemals Präsident von Fortuna Düsseldorf – das WM-Quartier der Nationalmannschaft in Santo André in Brasilien mit Kunstwerken ausgestattet, die eine kreative, anregende Atmosphäre für die Spieler schaffen sollten. Aus der Sicht von Aschenbach hatte diese Aktion aber sicher auch einen erheblichen Promotion-Effekt.

Erfinder des Art Consulting

Das „Art Consulting“ ist seine Schöpfung. Für den Verkauf und das Sammeln von Kunstwerken hatte er u.a. die Firma „State of the Art“ gegründet. Einer seiner vielen Glanzstücke war es, eine Kooperation zwischen dem Volkswagen Konzern und dem New Yorker Museum of Modern Art einzufädeln.

Womöglich ging es nicht bei allen Geschäften mit rechten Dingen zu. Am 10. Juni 2014 jedenfalls wurde Achenbach bei seiner Rückkehr aus Brasilien auf dem Düsseldorfer Flughafen auf Antrag der Staatsanwaltschaft verhaftet und befindet sich seither in Untersuchungshaft.

Kunstbetrug im großen Stil?

Die Witwe des verstorbenen Aldi-Nord-Inhabers, Babette Albrecht, hat ein Gutachten erstellen lassen, nachdem Achenbach ihrem verstorbenen Mann zu Lebzeiten 21 Kunstwerke und 7 Oldtimer verkauft hat, deren tatsächlicher Wert nach Darstellung des Gutachters weit unter den Kaufpreis lag.

Nicht abgesprochene Preisaufschläge

Christian Boehringer, Vorsitzender des Gesellschafterausschusses des Pharma-Unternehmens Boehringer-Ingelheim hatte ebenfalls Kunstwerke von Aschenbach erstanden. Er warf Achenbach nicht abgesprochene Preisaufschläge vor, worauf Aschenbach einlenkte und Boehringer einen Teil des Kaufpreises zurückzahlte. Erst auf einen entsprechenden Hinweis Boehringers entschloss Babette Albrecht sich zur Einleitung gerichtlicher Schritte gegen Achenbach.

Babette Albrecht fordert knapp 20 Mio Schadenersatz

Das LG Düsseldorf verhandelt deshalb über die zivilrechtliche Klage auf Schadensersatz von Babette Albrecht. Die Anwälte Achenbachs weisen die Vorwürfe zurück. Nach ihrer Darstellung hat der Gutachter den Wert der Kunstwerke deutlich zu niedrig angesetzt. Außerdem seien die erstandenen Bilder jährlich im Wert gestiegen. Ein Schaden sei der Witwe keinesfalls entstanden.

Mehr Kumpel als Kunstberater?

Aus Gesellschaftskreisen wird darüber hinaus kolportiert, Berthold Albrecht habe in dem Wissen, nicht mehr lange zu leben, die Gesellschaft mit Helge Achenbach genossen. Auf den von Achenbach organisierten Partys sei Albrecht aufgelebt. Albrecht habe es nicht interessiert, ob er für ein Kunstwerk ein paar 100.000 Euro mehr oder weniger bezahlt habe.

Halbseidenen, genial und gerissen?

Kasper König – ehemals Direktor des Museums Ludwig in Köln – charakterisierte Achenbach als „halbseidenen Typ, genial und gerissen“ (FAZ vom 10.7.2014). Gegenüber der Süddeutschen Zeitung hat Achenbach, der Sozialpädagogik studiert hat, demgegenüber erklärt: „Die Gier nach Gewinn degradiert die Kunst“ und „Ich bin immer noch ein Linker“. Vor dem Landgericht dürften Achenbach diese Statements wenig nützen

Anklage umfasst nicht nur den Albrecht-Fall 

Unangenehmer als das zivilrechtliche Verfahren dürfte für den Kunsthändler und -berater die strafrechtliche Seite sein. Die StA Essen hat Anklage erhoben wegen Betrugs und verschiedener anderer Delikte. Dabei geht es nicht nur um den Fall Albrecht.

Die Kunstsammlung „Rheingold“ hat ebenfalls Strafanzeige gestellt. Rheingold unterstellt Achenbach, als früherer Geschäftsführer 445.000 Euro zu Unrecht für sich vereinnahmt zu haben. Die Rheingold-Sammlung enthält mehr als 750 Kunstwerke und kooperiert mit verschiedenen Museen in Deutschland. Die StA geht zur Zeit von einem Gesamtschaden von ca. 23 Millionen Euro aus.

Achenbach-Gruppe in der Insolvenz

Wirklich reich ist Achenbach nicht mehr – arm aber möglicherweise auch nicht. Ein Großteil seiner Kunstwerke ist arrestiert. Seine Ehefrau, Dorothee Achenbach, wehrt sich gerichtlich gegen die Arrestierung  eines Teils der Kunstwerke, die nachweislich ihr gehören sollen.

Gattin klagt auch, Sohn stellt Insolvenzanträge

Auch sie hat ein zivilgerichtliches Verfahren anhängig gemacht. Die zur Achenbach-Gruppe gehörenden Gesellschaften „State of the Art AG“, „Achenbach Kunstberatung“ und „Monkey`s“ haben bereits im August beim AG Düsseldorf Insolvenzantrag gestellt. Die Insolvenzanträge hat der Sohn Achenbachs, der Vorstand Benjamin Achenbach, gestellt, der die gerichtlichen Arrestierung der Kunstwerke als Grund für die eingetretene Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaften nennt.

Zukunft ungewiss

Insgesamt ist die Gemengelage noch äußerst unübersichtlich. In Düsseldorfer Kunst- und Gesellschaftskreisen – und auch darüber hinaus – werden die Vorgänge rund um Helge Achenbach jedenfalls mit Spannung beobachtet. Als Freund Achenbachs  will aber neuerdings fast keiner mehr bezeichnet werden.


Schlagworte zum Thema:  Betrug, Rechtsanwalt, Justiz, Juristen, Richter