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Eine smart repair ist eine kostengünstigere Reparaturmethode. Der Beitrag[1] beschäftigt sich mit dem Anwendungsgebiet bei Regulierung von Kfz-Schäden im Haftpflichtrecht. Erläutert wird, ob und unter welchen Voraussetzungen der Haftpflichtversicherer den Geschädigten bei konkreter und fiktiver Abrechnung auf eine solche verweisen bzw. sich der Geschädigte darauf berufen darf, um eine seinem Integritätsinteresse stärker entsprechende Abrechnung zu erreichen. Eingegangen wird darüber hinaus auf die Rolle des Kfz-Sachverständigen.

[1] Bei dem Beitrag handelt es sich um eine um Fußnoten ergänzte Kurzfassung des am 4. DAV-VerkehrsAnwaltsTag am 25.4.2015 gehaltenen Vortrags. Der Tagungsband der auf dem 53. VGT 2015 im AK IV gehaltenen Vorträge lag im Zeitpunkt der Abgabe des Manuskripts noch nicht vor; die Verfasser haben jedoch ihre Manuskripte bzw. Präsentationen zur Verfügung gestellt, wofür ich sehr herzlich danke.

A. Wirtschaftliche Bedeutung

Spektakulär sind im Rahmen der Kfz-Schadensregulierung der 130 %-Schaden eines Porsches[2] oder der merkantile Minderwert eines Ferraris[3] mit jeweils beträchtlichen Streitwerten und hohen Gebührenwerten für die mit der Regulierung befassten Anwälte; in der Lebenswirklichkeit dominiert freilich die Delle beim Opel Corsa sowie der Kratzer beim Fiat Uno. Ob bei solchen Schäden freilich nach smart repair oder herkömmlicher Reparaturmethode abgerechnet wird, das ist für die Kfz-Haftpflichtversicherer eine Millionenfrage.

[3] OLG Jena v. 28.4.2004 – 3 U 221/03, NZV 2004, 476.

B. Definition des Begriffs und Einsparungspotenzial

Bei Wikipedia[4] liest man, dass darunter "sanftes Richten" zu verstehen sei. Es handle sich um einen "Sammelbegriff für Reparaturmethoden, die zur Beseitigung von Kleinschäden an Kraftfahrzeugen zum Einsatz kommen." Die Kosten sind dabei wesentlich geringer. Nach Nugel[5] kommt es mitunter sogar zu einer Kostenersparnis von 70 %. Kaskoversicherer sehen in ihren Bedingungen für den Fall der Akzeptanz einer smart repair einen Verzicht auf den Selbstbehalt vor. Versicherer verteilen – anders als die Caritas socialis – nicht mildtätige Gaben, sondern maximieren ihren Gewinn. Man kann davon ausgehen, dass bei einer smart repair deren Ersparnis den Selbstbehalt, auf den sie verzichten, typischerweise übersteigt.

[5] Smart Repair zur Schadensbeseitigung, NZV 2015, 12.

C. Zentraler Anwendungsbereich in der Haftpflichtversicherung

Nach Angaben von Hermann auf dem VGT 2015[6] geht es um folgende Anwendungsfelder: Das Ausbeulen von Metallanbauteilen, die Kunststoffreparatur von Außenteilen, die Spot-Lackierung sowie die Reparatur von Windschutzscheiben. Keine oder eine untergeordnete Rolle spielen Reparaturen an der Inneneinrichtung des Fahrzeugs, der Polsterung oder der Konsole. Gemeinsam ist der smart repair, dass es zu keinem Austausch von Teilen kommt, sondern die Reparatur am Stück (spot) erfolgt. Die Folge sind geringere Materialkosten: Instandgesetzt wird bloß das betreffende Stück, man braucht kein (neues) Ersatzteil. Zudem fallen geringere Arbeitszeitkosten an: Es entfällt der Aus- und Einbau. Die Kosten der Lackierung, soweit überhaupt erforderlich, sind jedenfalls geringer. Die Kostenersparnis ist unterschiedlich hoch: Beim Ausbeulen erspart man gegenüber der herkömmlichen Reparaturtechnik ⅔, bei der Kunststoffreparatur ⅓, bei der Spotlackierung 40 %[7] und bei der Scheibenreparatur gar 6/7. Es geht somit um mehr als eine quantité négligeable.

[6] Alternative Reparaturmethoden, VGT 2015.
[7] Dazu LG Wuppertal v. 18.12.2014 – 9 S 134/14, jurisPR-VerkR 5/2015 Anm. 2 (Nugel): Knapp 1/3 günstiger.

D. Wegen der wesentlich geringeren Kosten eine minderwertige Billigreparatur?

I. Vorzüge einer von einem Fachmann durchgeführten smart repair

Hingewiesen wird sogar auf Vorzüge der smart repair gegenüber einer herkömmlichen Reparaturmethode:[8] Es gibt ein geringeres Problem, den gleichen Farbton zu erwischen. Es unterbleibt ein Eingriff in die Festigkeit des Fahrzeugs. Die Korrosionsbeständigkeit ist höher, weil der Karosserieverbund des Fahrzeugs erhalten bleibt. Und schlussendlich wird die Vernetzung mit der Elektronik des Fahrzeugs nicht beeinträchtigt. Es geht dabei um die Spurhaltesysteme, die Regensensoren sowie die Kamerasysteme.

Nach Aussage von Hermann sei die smart repair gleichwertig, wenn diese von einem Fachmann durchgeführt werde; dafür gebe es auch Herstellervorgaben nahezu aller Fahrzeughersteller. Auf dem Verkehrsgerichtstag wurde indes behauptet, dass beim Ausbeulen das nur für 2 von 40 Herstellern zutreffe. Eine Detailbetrachtung zeitigt zudem ein etwas differenzierteres Bild: Die Freigabe beim Kunststoffschweißen einer Kunststoffreparatur wird von Daihatsu bejaht, von Audi wird es geprüft, jedoch von BMW, Chrysler, Citroen und Mercedes/Benz verneint.

[8] Hermann, VGT 2015.

II. Kritische Beobachtungen eines technischen Laien

Bei der Kunststoffreparatur gibt es erhebliche Divergenzen in Bezug auf das Anwendungsfeld: Mercedes/Benz erlaubt eine solche nur bei der Stoßfängerverkleidung und der Stoßfängerschutzleiste. Während bei Audi eine smart repair nur bei Rissen mit 10 cm Länge möglich ist, liegt die Grenze bei Citroen bei einer Länge von 15 cm.

Bei der Spotlackierung wird gesagt, dass ...

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