Die Entwicklung neuer Fortbewegungsmittel verbunden mit anwachsender Verbreitung im Alltag birgt stets Gefahren für die Verkehrssicherheit. Mit seit Jahren zunehmenden Verkaufszahlen muss die Frage beantwortet werden, ob die zu beobachtende stärkere Nutzung von Pedelecs und E-Bikes im Straßenverkehr mit einer wachsenden Verkehrsunfallbeteiligung korreliert. Erst seit dem Kalenderjahr 2014 wird angesichts der etablierten Meldepflichten ein Verkehrsunfalllagebild für die Bundesrepublik Deutschland erstellt,[54] somit kann zum jetzigen Zeitpunkt der Versuch eines annähernden Langzeitvergleichs vorgenommen werden. Im Zeitraum von 2014 bis 2016 stieg die Anzahl der verunglückten Pedelecfahrer auf 3.901 Personen, dies stellt einen Zuwachs von 75 % dar.[55] Die Anzahl der verunglückten E-Bike-Fahrer vergrößerte sich auf 440 Menschen (+ 43 %).[56]
Die gesonderte Erhebung von verunglückten Pedelec-Nutzern führt nicht zu einem Rückgang verunglückter fahrradfahrender Personen, ihre Anzahl stieg allerdings nur um 1,8 %.[57]
Statistisch bisher nicht bewiesen ist die These, dass Senioren ein besonders hohes Risiko haben, in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden.[58] Unkritisch bleibt allerdings die Feststellung, dass bei dieser Zielgruppe die nach einem Verkehrsunfall erlittenen Folgen schwerwiegend sind. Ein Drittel aller Verkehrstoten im Jahr 2016 war 65 Jahre oder älter, mehr als die Hälfte der getöteten Radfahrer waren Senioren.[59]
Tatsächlich scheint das Verunglückungsrisiko älterer Menschen unter Nutzung eines Pedelec höher zu sein als beim klassischen Radfahren.
Das ausgewertete Datenmaterial lässt den Schluss auf ein sich weiterhin rasant entwickelndes Verkehrsunfallphänomen zu.
Auf diese Entwicklung müssen nun alle im Orchester der Verkehrssicherheitsarbeit mitwirkenden Organisationen angemessen reagieren.[60]
Autor: Polizeihauptkommissar Bernd Huppertz und Polizeidirektor Joachim Kern, Köln/Bielefeld
zfs 5/2018, S. 249 - 254
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