Trotz eines beeindruckenden Detaillierungsgrads hinsichtlich der Verkaufszahlen[30] lässt sich die Verkehrsbeteiligung getrennt nach Altersgruppen und Geschlecht erst seit der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2014 darstellen.[31] Vielfach verbreitete Thesen, dass ältere Menschen die größte Gruppe der E-Bike-Käufer darstellen[32] oder ältere Fahrer die Hauptnutzergruppe bilden, waren plakativ und werden heute bedingt relativiert.[33]

Die bereits 2011 vermuteten Gefahren für Benutzer von Elektrofahrrädern[34] schienen sich durch Forschungsergebnisse nicht durchgängig zu bestätigen. Die Unfallforschung der Versicherer untersuchte gemeinsam mit der Technischen Universität Chemnitz die Mobilität, die Geschwindigkeit und die Verkehrssicherheit von Elektroradfahrern im Vergleich zu Fahrradfahrern in Deutschland. Im Rahmen dieses Projekts wurden Aspekte des Mobilitäts- und Sicherheitsverhaltens von Zweiradfahrern in einer sog. Naturalistic Cycling Study beleuchtet.[35]

Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass Pedelec-Nutzer im Vergleich zu Fahrradfahrern keinem erhöhten Sicherheitsrisiko unterliegen.

Eine in der Schweiz durchgeführte, vergleichende Untersuchung von Verkehrsunfällen unter der Beteiligung von 504 E-Bikern und 871 Radfahrern in den Jahren 2011 und 2012 führte zu der Erkenntnis, dass in Bezug auf die Verletzungsschwere zwischen den Nutzern keine klare Unterscheidungsaussage getroffen werden kann.[36]

Im Vergleich zu den o.g. Resultaten konnte in den Niederlanden durch eine Verletztenbefragung ermittelt werden, dass die Nutzer von elektrounterstützten Fahrrädern häufiger an einem Verkehrsunfall, der eine Notfallbehandlung erfordert, beteiligt sind als klassische Fahrradfahrer. Stürze mit Elektrofahrrädern sind gleichermaßen schwerwiegender als Crashs mit klassischen Fahrrädern.[37]

Eine vergleichende Untersuchungsstudie wurde mit Unterstützung des Niederländischen Ministeriums für Infrastruktur und Umwelt initiiert.[38] Nachdem zunächst willkürlich 1.000 Briefe an Haushalte rund um Den Haag verschickt wurden, rekrutierten die Forscher aus den Rückläufern geeignete Freiwillige, die mit je 29 Teilnehmern paritätisch den Alterskohorten der 30- bis 40-Jährigen bzw. der über 65 Jahre alten Personen angehörten. Diese führten in einem zuvor definierten Parcours im öffentlichen Verkehrsraum Fahrversuche sowohl mit konventionellen Fahrrädern als auch mit E-Bikes[39] durch, auf dem einfache und komplexe Verkehrssituationen zu bewältigen waren. Es wurde festgestellt, dass ältere Verkehrsteilnehmer in einfachen Verkehrssituationen mit einem Elektrofahrrad 3,6 km/h schneller fahren als auf einem herkömmlichen Fahrrad; in komplexen Verkehrssituationen reduziert sich die Geschwindigkeitsdifferenz auf 1,7 km/h.

 
über 65 Jahre     30-45 Jahre

Wesentlich für die Verkehrssicherheit scheint die Feststellung zu sein, dass die relativ hohe Geschwindigkeit der älteren Versuchsteilnehmer auf Elektrofahrrädern in komplexen Verkehrssituationen in Verbindung mit einer relativ hohen geistigen Arbeitsbelastung das Verkehrsunfallrisiko erhöhen.[40]

Bereits in der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 0/Die Grünen[41] findet sich der Hinweis auf ein von der BASt gefördertes Forschungsprojekt "Potentielle [sic] Einflüsse von Pedelecs auf die Verkehrssicherheit".[42] Mit diesem Vorhaben wird den Empfehlungen des Arbeitskreises VI des 50. VGT entsprochen.[43] Das Projekt wurde Anfang 2014 abgeschlossen; seit September 2015 stehen die Inhalte der interessierten Allgemeinheit zur Verfügung.[44]

In dieser Studie[45] sollten Antworten auf u.a. mögliche Sicherheitsrisiken aus der zunehmenden Nutzung elektromotorisch unterstützter Fahrräder sowie Ausprägungen für einzelne Nutzergruppen, wie z.B. Senioren, gefunden werden.[46]

Insbesondere die Verhaltensbeobachtungen generieren wesentliche Erkenntnisse für die Verkehrssicherheit. In Cuxhaven, Bremen und Tübingen wurden in den Jahren 2012/2013 durch Zufallsauswahl gewonnene 290 Pedelecfahrer unter Einsatz von Video- und GPS-Technik hinsichtlich Geschwindigkeit und Bewältigung kritischer Situationen bei Fahrten im Straßenverkehr begleitet. Als Vergleichsgruppe zu den Pedelec-Nutzern im Seniorenalter wurden in Bremen 85 Senioren mit konventionellen Fahrrädern beobachtet.[47] Die durchschnittlichen Geschwindigkeiten von Senioren mit Pedelecs bei Benutzung der Fahrbahn lagen hier 2–3 km/h höher als die von Senioren mit konventionellen Fahrrädern. Auch die V85[48] von Senioren mit Pedelecs übersteigt die V85 von Senioren mit konventionellen Fahrrädern um etwa 3–4 km/h. Auf benutzungspflichtigen Radwegen erreichten Pedelec-Nutzer 2–4 km/h höhere Geschwindigkeiten als klassisch Radfahrende.[49] Hingegen liegen die durchschnittliche Geschwindigkeit und die V85 der beobachteten Pedelec-Nutzer aller Altersgruppen insgesamt in der Höhe, die auch Fahrer konventioneller Fahrräder erreichen; dies ist stark durch den hohen Senioren-Anteil unter Pedelecfahrern beeinflusst.[50]

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