"… [6] Das angegriffene Urteil hält revisionsrechtlicher Überprüfung nicht stand."

[7] 1. Die Klage ist nicht wegen fehlender Bestimmtheit des Klagegrundes unzulässig.

[8] a) Nach § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO muss die Klageschrift neben einem bestimmten Antrag eine bestimmte Angabe des Gegenstandes und des Grundes des erhobenen Anspruchs enthaften. Damit werden der Streitgegenstand abgegrenzt und die Grenze der Rechtshängigkeit und der Rechtskraft festgelegt sowie Gegenstand und Umfang der Entscheidungsbefugnis des Gerichts bestimmt. Eine ordnungsgemäße Klageerhebung erfordert eine Individualisierung des Streitgegenstandes. Der Kl. muss die gebotene Bestimmung des Streitgegenstandes vornehmen und kann sie nicht zur Disposition des Gerichts stellen (vgl. BGH, Beschl. v. 24.3.2011 – I ZR 108/09; BGHZ 189, 56, Rn 9 – TÜV I). Eine an sich schon in der Klage gebotene Klarstellung kann von der Partei noch im Laufe des Verfahrens, auch noch in der Revisionsinstanz, nachgeholt werden (vgl. BGH, Urt. v. 17.8.2011 – I ZR 108/09, GRUR 2011, 1043, Rn 37 – TÜV II). Der Mangel der Bestimmtheit des Klageantrags wie des Klagegrunds ist auch im Revisionsverfahren von Amts wegen zu beachten (vgl. BGH, a.a.O., Rn 36 zum Klageantrag).

[9] b) Bei einem Anspruch aus eigenem und einem Anspruch aus fremdem Recht handelt es sich auch bei einheltlichem Klageziel um unterschiedliche Streitgegenstände (vgl. BGH, Urt. v. 8.5.2007 – XI ZR 278/06, NJW 2007, 2560, Rn 16 f.; v. 23.7.2008 – XII ZR 158/06, NJW 2008, 2022, Rn 19; Beschl. v. 27.11.2013 – III ZR 371/12, juris Rn 2 m.w.N.). Hier kommen danach zwei Streitgegenstände in Betracht, nämlich das für die Kl. fremde Recht der Leasinggeberin aufgrund gewillikürter Prozessstandschaft einerseits sowie ein eigener Anspruch der Kl. wegen Verletzung ihres Besitzrechts als Leasingnehmerin andererseits (vgl. zu mehreren Ansprüchen, die wirtschaftlich auf das Gleiche gerichtet sind, BGH, Beschl. v. 3.3.2016 – IX ZB 33/14, NJW 2016, 1818, Rn 27 f.; zur Unzulässigkeit der alternativen Klagehäufung BGH, Beschl. v. 24.3.2011 – I ZR 108/09, BGHZ 189, 56, Rn 11 – TÜV I).

[10] c) Die Kl., die zunächst in der Klageschrift ihr Klagebegehren auf ein undifferenziertes Gemenge beider prozessualer Ansprüche ohne Angabe einer Prüfungsreihenfolge gestützt hatte, hat nach einem Hinweis des AG auf einen deliktischen Schadensersatzanspruch wegen Verletzung des Besitzrechts erklärt, dass sie eigene absolute Rechte, nämlich ihr Recht zum Besitz im Rahmen des § 823 BGB geltend mache. Sie hat aber auch ausgeführt, dass es hier um fahrzeugbezogene Ansprüche gehe, die von ihr im eigenen Namen und auf eigene Kosten geltend gemacht würden und sich damit auf eine zwischen den Parteien streitige Ermächtigung des Prozessstandschafters zur gerichtlichen Verfolgung der Ansprüche des Leasinggebers bezogen. Nach diesem Vorbringen ist von einer alternativen Klagehäufung auszugehen.

[11] Eine alternative Klagehäufung verstößt zwar gegen das Gebot des § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO, den Klagegrund bestimmt zu bezeichnen (BGH, Urt. v. 12.1.2017 – I ZR 253/14, GRUR 2017, 397, Rn 26 ff. – World of Wareraft B; Beschl. v. 24.3.2011 – I ZR 108/09, BGHZ 189, 58, Rn 8 – TÜV I). Die klagende Partei kann jedoch noch in der Revisionsinstanz von der alternativen zur eventuellen Klagehäufung wechseln und die Reihenfolge bestimmen, in der sie die prozessualen Ansprüche geltend machen will (vgl. BGH, Beschl. v. 24.3.2011 – I ZR 108/09, BGHZ 189, 56, Rn 13 – TÜV I; BGH, Urt. v. 17.8.2011 – I ZR 108/09, GRUR 2011, 1043, Rn 37 – TÜV II; v. 27.11.2014 – I ZR 1/11, GRUR 2015, 689 [BGH 27.11.2014 – I ZR 91/13] Rn 14 – Parfumflakon III, m.w.N.). Die Kl. hat in der Revisionsverhandlung klargestellt, dass sie in erster Linie einen Schadensersatzanspruch wegen Verletzung des Besitzes aus eigenem Recht und hilfsweise einen Schadenersatzanspruch aus dem fremden Recht der Leasinggeberin geltend macht. Da sie ihr Klagebegehren damit vorrangig aus dem Streitgegenstand herleitet, den das BG seiner Verurteilung zugrunde gelegt hat, begegnet die Wahl dieser Reihenfolge nach dem auch im Verfahrensrecht geltenden Gebot von Treu und Glauben keinen Bedenken (vgl. dazu BGH. Urt. v. 12.1.2017 – I ZR 253/14, GRUR 2017, 397, Rn 28 – World of Warcraft II; Beschl. v. 24.3.2011 – I ZR 108/09, BGHZ 189, 56, Rn 13 – TÜV I).

[12] 2. Mit der Begründung des BG kann aber der Kl. der geltend gemachte Zahlungsanspruch nicht zuerkannt werden.

[13] a) Nach ganz herrschender Auffassung in Rspr. und Literatur wird der berechtigte unmittelbare Besitz an einer Sache durch § 823 Abs. 1 BGB als sonstiges Recht geschützt (st. Rspr., vgl. nur Senatsurteile vom 26.3.1974 – VI ZR 103/72, BGHZ 62, 243, 248; vom 13.7.1976 – VI ZR 78/75, VersR 1976, 943; vom 4.11.1997 – VI ZR 348/96, BGHZ 137, 89, 98; BGH, Urt. v. 21.2.1979 – VIII ZR 124/78, BGHZ 73, 355, 362; vom 21.1.1981 – VIII ZR 41/80, BGHZ 79, 232, 236 ff.; MüKo-BGB/Wagner, 7. Aufl., § 823 Rn 288; BeckOK-BGB/Förster, 48. Ed., § 823 Rn 143, 155 ff.: BeckOGK/Spin...

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