"[5] I. Das BG hat zur Begründung seiner Entscheidung ausgeführt, das AG habe zu Recht den vom Kl. geltend gemachten Schadensersatzanspruch verneint. Der Kl. habe zwar einen Schadensersatzanspruch gem. §§ 7, 17 StVG in Verbindung mit § 115 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 VVG nach Grund und Höhe schlüssig dargelegt. Das AG habe aber zutreffend angenommen, dass die Bekl. die Unfallbeteiligung des bei ihr versicherten Kfz zulässigerweise mit Nichtwissen habe bestreiten können und der Rechtsstreit daher auf dieser (streitigen) Grundlage zu entscheiden gewesen sei. Die hier entscheidungserhebliche, strittige und höchstrichterlich noch ungeklärte Frage, ob der alleinverklagte Haftpflichtversicherer den Unfallhergang bzw. die Beteiligung des bei ihm versicherten Fahrzeugs an dem behaupteten Verkehrsunfall in Fällen wie dem vorliegenden mit Nichtwissen bestreiten dürfe, sei zu bejahen. Da die Geständniswirkung des § 138 Abs. 3 ZPO somit nicht eingreife, sei der beweisbelastete Kl. für die Unfallbeteiligung des bei der Bekl. versicherten Kfz beweisfällig geblieben. Insoweit seien Beweiserhebung und Beweiswürdigung durch das AG nicht zu beanstanden."

[6] II. Diese Erwägungen halten im Ergebnis den Angriffen der Revision stand. Es ist aus Rechtsgründen nicht zu beanstanden, dass das BG das Bestehen eines Direktanspruchs des Kl. gegen die Bekl. nach § 115 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 i.V.m. §§ 122, 95 Abs. 1 VVG verneint hat, weil der Kl. die Anspruchsvoraussetzungen nicht nachweisen konnte.

[7] 1. Das BG ist zutreffend davon ausgegangen, dass die Unfallbeteiligung eines bei der Bekl. nach § 1 PflVG haftpflichtversicherten Kfz notwendige Voraussetzung für den gegen die Bekl. geltend gemachten Direktanspruch ist. Nur in diesem Fall kann sich hier ein etwaiger Schadensersatzanspruch des Kl. nach §§ 7, 17, 18 StVG oder § 823 BGB gegen einen VN der Bekl. oder gegen einen Mitversicherten richten, wie es § 115 Abs. 1 VVG erfordert (vgl. Senarsurt. v. 5.12.1978 – VI ZR 233/77, VersR 1979, 256, 258, juris Rn 10; v. 31.1.2012 – VI ZR 43/11, BGHZ 192, 261 Rn 6; v. 8.12.2015 – VI ZR 139/15, BGHZ 2018, 140 Rn 20; v. 27.2.2018 – VI ZR 109/17, VersR 2018, 624 Rn 15; Beckmann in Bruck/Möller, VVG, 9. Aufl., § 115 Rn 23 f. m.w.N.; Lennartz in Freymann/Wellner, jurisPK-Straßenverkehrsrecht, 2016, § 115 VVG Rn 21 m.w.N.).

[8] 2. Anders als die Revision meint, hat das BG die behauptete Unfallbeteiligung des bei der Bekl. haftpflichtversicherten Kfz zu Recht seitens des insoweit beweisbelasteten (vgl. König in Hentschel/König/Dauer, 45. Aufl., StVG § 7 Rn 48 m.w.N.; Kaufmann in Geigel, Der Haftpflichtprozess, 27. Aufl., Kapitel 25 Rn 249 m.w.N.) Kl. für beweisbedürftig gehalten. Die Bekl. durfte sich zu dieser Behauptung gem. § 138 Abs. 4 ZPO mit Nichtwissen erklären, so dass sie nicht nach § 138 Abs. 3 ZPO als zugestanden gilt.

[9] a) Nach § 138 Abs. 4 ZPO ist eine Erklärung mit Nichtwissen – also die Einlassung, die Richtigkeit oder Unrichtigkeit der Behauptungen des Gegners nicht zu kennen (vgl. BGH, Urt. v. 12.11.2015 – I ZR 167/14, WRP 2016, 985 Rn 124) – nur über Tatsachen zulässig, die weder eigene Handlungen der Partei noch Gegenstand ihrer eigenen Wahrnehmung gewesen sind; bei einer juristischen Person kommt es insoweit auf ihre Organe an (vgl. BGH, Urt. v. 8.1.2019 – II ZR 139/17, VersR 2019, 815 Rn 34; v. 22.4.2016 – V ZR 256/14, WM 2016, 1384 Rn 20; v. 19.4.2001 – I ZR 238/98, NJW-RR 2002, 612, 613, juris Rn 28 m.w.N.; v. 7.10.1998 – VIII ZR 100/97, MDR 1999, 26, 27, juris Rn 14 m.w.N.).

[10] Eine Erklärung mit Nichtwissen ist auch außerhalb des Bereichs der eigenen Handlungen und eigenen Wahrnehmung der Partei unzulässig, wenn und soweit eine Informationspflicht der Partei hinsichtlich der vom Gegner behaupteten Tatsachen besteht (vgl. nur BGH, Urt. v. 8.1.2019 – II ZR 139/17, VersR 2019, 815 Rn 34; v. 22.4.2016 – V ZR 256/14, WM 2016, 1384 Rn 20; v. 2.7.2009 – III ZR 333/08, NJW-RR 2009, 1666 Rn 16; jeweils m.w.N.). Die Partei trifft eine solche Erkundigungspflicht, sofern die maßgebenden Tatsachen Personen bekannt sind, die unter ihrer Anleitung, Aufsicht oder Verantwortung tätig geworden sind (vgl. nur BGH, Urt. v. 8.1.2019 – II ZR 139/17, VersR 2019, 815 Rn 34; v. 22.4.2016 – V ZR 256/14, WM 2016, 1384 Rn 20; v. 12.11.2015 – I ZR 167/14, WRP 2016, 985 Rn 124; v. 17.9.2009, Xa ZR 2/08, BGHZ 182, 245 Rn 20; v. 19.4.2001 – I ZR 238/98, NJW-RR 2002, 612, 613, juris Rn 30; jeweils m.w.N.). Auch im Fall des Forderungsübergangs ist der BGH davon ausgegangen, dass der Neugläubiger in Ausübung seines Auskunftsrechts nach §§ 412, 402 BGB Erkundigungen anstellen muss, bevor eine Erklärung mit Nichtwissen in Betracht kommt (Urt. v. 18.3.1992 – XII ZR 1/91, NJW 1992, 1624, 1626, juris Rn 19 m.w.N.). Ein Insolvenzverwalter darf eine Tatsache, zu der sich Erkenntnisse aus den Unterlagen des Schuldners oder von diesem selbst ergeben können, mit Nichtwissen nur bestreiten, wenn er ohne Erfolg die Unterlagen gesichtet und notfalls den Schuldner befragt hat und wenn er da...

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