zfs 01/2010, Rezension

Paul Kuhn, Schadensverteilung bei Verkehrsunfällen

7. Aufl. 2010, 632 Seiten, 44 EUR, DeutscherAnwaltVerlag, Bonn 2010

In der nunmehr schon 7. Aufl. erscheint das von dem viel zu früh verstorbenen Rechtsanwalt Bernd Splitter gegründete und von Kuhn fortgeführte Werk.

Herrn Rechtsanwalt Kuhn vorzustellen hieße "Eulen nach Athen tragen".

Er ist seit 1979 als Rechtsanwalt und seit 1981 als Mitarbeiter der Juristischen Zentrale des ADAC in München, Vorstandsmitglied von PEOPIL sowie zahlreicher anderer Gremien, Referent des Verkehrsgerichtstages in Goslar und Autor zahlreicher Fachveröffentlichungen, u.a. in der 1. Aufl. 2009 "Handbuch der Kfz-Schadensregulierung" von Himmelreich/Halm, tätig.

Um es vorwegzunehmen:

Das vorliegende Werk verdient es uneingeschränkt, in jeder Kanzlei eines Fachanwalts für Verkehrsrecht ebenso wie bei Sachbearbeitern von Versicherungen oder Richtern zu finden zu sein. Wenn man an Publikationen zu Schadensquotierungen denkt, so denkt man zunächst mit Recht u.a. im Besonderen an die umfassende Zusammenstellung der Rechtsprechung von Christian Grüneberg, inzwischen auch schon in der 11. Aufl. publiziert. Das vorliegende Werk von Kuhn beschreitet gegenüber sonstigen Darstellungen und Urteilssammlungen in Fachkommentaren oder auf EDV-Basis einen anderen, hervorzuhebenden Weg. Neben der selbstverständlichen Übersicht über alle wesentlichen Fälle und Entscheidungen vermittelt es auch den optischen Eindruck der jeweiligen Unfallsituation. Auszugsweise werden Tatbestände und Entscheidungsgründe wiedergegeben und gleichzeitig wird die Unfallsituation bildlich dargestellt. Dadurch wird die Rechtsprechung noch verständlicher gemacht und dem Anwender besser die Möglichkeit gegeben zu entscheiden, ob der dargestellte Fall seiner zu bearbeitenden Fallkonstellation entspricht.

Nach einer kurzen und prägnanten Einführung zu den Haftungsgrundlagen und besonders wichtigen Problemen des Beweises für das Unfallgeschehen liefert Kuhn einige wichtige Tabellen wie die Zeit-Weg-Berechnung, eine Überholwegtabelle, eine solche zur Berechnung der Bremswege, aber auch eine Blutalkoholtabelle.

Sodann gliedert er seine Darstellung in Hauptstichwörter, daran schließen sich weitere Stichwörter an, die sich auf den konkret dargestellten Fall beziehen. Besonders schön und im hohen Maße lobenswert ist es, dass Kuhn sich bemüht hat, einen mehrfachen Abdruck desselben Falles unter verschiedenen Hauptwörtern (wie beispielsweise Fußgänger-Kind-Abstand) zu vermeiden, dafür aber sehr anwenderfreundlich ein ausführliches Stichwortregister liefert, damit alle erfassten Beispielsfälle aufgefunden werden können. Die einzelnen Urteile gliedern sich dann nach dem Rang des Gerichtes (BGH, OLG, LG) und innerhalb dieser Ordnung nach dem Gerichtsstand und dem Entscheidungsdatum. Kuhn hat die in den gängigen Publikationen veröffentlichten Entscheidungen bis September 2009 erfassen können, wobei er mit Recht ausdrücklich betont, dass die dargestellten Fälle keinen Anspruch auf abschließende thematische Vollständigkeit erheben können. Nach klassischen Unfallsituationen beim Ein- bzw. Abbiegen und sog. Abstandsfällen werden selbstverständlich auch weitere "Klassiker" der Kfz-Schadensregulierung wie Alkoholverstöße oder Auffahrunfälle, auch solche auf der Autobahn, erfasst. Das mit hoher Sorgfalt aufbereitete Buch ermöglicht einen schnellen Überblick über weitere grundsätzliche Haftungssituationen wie Verkehrsunfälle mit Fußgängern, auf der Gegenfahrbahn, im Kreisverkehr, unter Beteiligung von Lichtzeichenanlagen und Linienbussen. Verkehrsunfälle mit Militärfahrzeugen und motorisierten Zweiradfahrern werden ebenso wie Parkunfälle und solchen unter Beteiligung von Mobiltelefonen bzw. Autoradios dargestellt. Ein besonderer Verdienst sind die Darstellungen zu Beteiligung von Radfahrern und sog. "Kinderunfällen", die einen besonderen Umfang einnehmen. Hier kommt Kuhn sicherlich seine Tätigkeit als Projektleiter der Untersuchung "Kinderschutz im Straßenverkehr in Europa" und die dort gewonnenen besonderen Erkenntnisse zugute. Unfälle unter Beteiligung von Straßenbahnen und Streufahrzeugen werden ebenso dargestellt wie Tierunfälle bzw. solche beim Vorbeifahren und Überholen.

Nachdem sogar eine Unfallkonstellation "Unfallhelfer" dargestellt wird, nehmen einen breiten Raum diverse Schadenskonstellationen unter dem Hauptstichwort "Verkehrssicherungspflicht" und folgend sog. "Vorfahrtsfälle" ein. Abgerundet wird das Werk durch das bereits erwähnte und für seine Anwendung erforderliche, ausführliche und übersichtliche Stichwortverzeichnis.

Allen mit einer Quotenbildung befassten Rechtsanwälten, Sachbearbeitern bei Versicherungen und Richtern wird auch durch die erwähnte grafische Darstellung eine fundierte Grundlage für ihre Einzelfallentscheidungen geboten. Neben der von Kuhn selbst erwähnten Darstellung von Grüneberg ist das Werk von Kuhn nicht nur auf Grund seiner hohen Aktualität ein nahezu unverzichtbarer Bestandteil und sollte auf keinem Schreibtisch eine...