Legal Tech ist kein Teufelszeug und wird die Tätigkeit der Anwälte auch nicht überflüssig machen! Man muss sich nur damit beschäftigen. Beste Beispiele dafür sind in der Vergangenheit zu finden. Was wurden das Fax oder die E-Mail als Unsinn und technischer Schnickschnack verschrien! Doch diese Rufe verhallten schnell, als man erkannte, welche ungeheure Effektivität diese technischen Neuerungen in die Kanzleien brachten.
Denkt man über den Einsatz von Legal-Tech-Produkten nach, sollte unbedingt der erste Schritt sein, sich die eigenen Prozesse in der Kanzlei anzusehen und zu prüfen, wo genau die Zeitfresser sind, die mit solcher Technik eliminiert werden können. Als Kanzleiinhaber muss ich mir die Fragen stellen:
- Wo kann ich Technik einsetzen?
- Was bringt mir das?
- Was spare ich dadurch?
- Welches Personal ist dadurch betroffen?
- Muss ich ggf. Kündigungen aussprechen?
- Welche neuen Anforderungen an Personal bringt der Einsatz der Legal-Tech-Produkte?
- Welches Changemanagement brauche ich dafür?
- Ist meine Bürotechnik fit genug für Legal Tech?
- Welche Investitionen muss ich tätigen?
Allein diese wenigen Fragen zeigen auf, dass Legal Tech und der Einsatz in der Kanzlei nicht nur Beschäftigung mit der neuen Technik erfordert, sondern vor allem eine Frage des Kanzleimanagements ist. Kritisches Hinterfragen dessen, wie ich meine Kanzlei als Anwalt führe, ist der beste Schritt, entscheiden zu können, welches der Legal-Tech-Angebote für meine Kanzlei passen.
Die erfolgreiche Umsetzung setzt dann allerdings voraus, dass alle Mitarbeiter in der Kanzlei mitgenommen werden. Dort wo die Tools und Arbeitshilfen eingesetzt werden, werden Kapazitäten frei, die anderswo gebraucht werden. Rechtsanwaltsfachangestellte können z.B. vermehrt für Gebühren-, Kosten- und Vollstreckungssachen eingesetzt werden. Auch die Weiterbildung des Personals in technischen Fragen ist nicht zu vernachlässigen, um Probleme vor Ort schnell lösen zu können.
Alles in allem ist die Digitalisierung und das Zulassen von Legal-Tech-Produkten die Chance, die eigene Kanzlei zu durchleuchten, neu zu strukturieren und damit zukunftsfähig zu machen.
Autor: Rechtsanwältin Sabine Ecker, Nürnberg
ZAP F. 23, S. 1317–1322
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