Eine der inzwischen bekanntesten möglichen Folgen einer andauernden psychischen Fehlbelastung am Arbeitsplatz ist das Burnout-Syndrom. Hierfür existiert keine einheitliche Definition oder Schreibweise. Nach der WHO ist das Burnout-Syndrom keine eigenständige Krankheit, sondern ein Faktor, der den Gesundheitszustand beeinflusst und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führt (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme 10. Revision, Version 2016). Einfacher ist die Definition, wie sie im großen Wörterbuch der Psychologie aufgenommen wurde. Danach ist das Burnout-Syndrom ein "emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfungszustand nach vorangegangenem Prozess hoher Arbeitsbelastung, Stress und/oder Selbstüberforderung" (Schrader, Großes Wörterbuch der Psychologie 2007, Grundwissen von A–Z, Definition zum Wort "Burnout").

Burnout ist stets ein Prozess und kein statischer Zustand, der sich meist über einen Zeitraum von sechs Monaten und länger entwickelt. In dieser Zeit führt eine andauernde psychische Überlastung dazu, dass der Betroffene in einen psychischen und körperlichen Zustand gerät, in dem er einer erhöhten Aufmerksamkeit sowie einem sich selbst unbewusst auferlegten Schaffenszwang deshalb nicht mehr widerstehen kann, weil er oft das Ziel hat, die überlastende Situation durch Abarbeiten wieder verlassen zu können. Ein zwingendes Merkmal ist dies nicht, aber ein sich wiederholender Erfahrungswert in Bezug auf den Burnout-Prozess, der durch die Situation am Arbeitsplatz ausgelöst werden kann (Freudenberger, Journal of Social Issues, 1/1974, 159–165). Ab einem gewissen Punkt sind die Psyche und der Körper nur noch darauf eingestellt, weiter zu funktionieren, um irgendwann einmal mit den Aufgaben fertig zu werden.

 

Hinweis:

Mit klarem Blick ist leicht zu erkennen, dass der Betroffene durch dieses ständige Weitermachen sein Ziel natürlich nicht erreichen kann. Für den Arbeitsplatz gilt sogar oft das Gegenteil. Solange der Arbeitnehmer, der in einen Burnout-Prozess geraten ist, weitermacht, stabilisiert er die entgleiste Arbeitsorganisation im Unternehmen. Die Notwendigkeit, etwas zu ändern, wird für den Arbeitgeber auf diese Weise nicht rechtzeitig sichtbar. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt, den die Betroffenen erfahren müssen und der den Blick auf die Situation häufig ändern kann.

Während des Burnout-Prozesses erfährt der Betroffene mehr und mehr sich verstärkende Symptome wie Müdigkeit, Schlafstörungen, ansteigende Vergesslichkeit, Desinteresse an früher in der Freizeit angestrebten Tätigkeiten, depressive Verstimmungen und nach und nach einsetzende körperliche Symptome. Hier geht es nicht um spezielle Erkrankungen. Der Körper sucht sich seine "Ventile" wie Migräne, Tinnitus, Hörsturz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nervenerkrankungen und Zustände, die nicht klar zuzuordnen sind (Freudenberger, a.a.O.). Der Burnout-Prozess selbst ist jedoch keine Krankheit, sondern ein Prozess, der zu einer ernst zu nehmenden Erkrankung führt: dem Chronischen Erschöpfungssyndrom.

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