(1) 1Als gemeiner Wert ist der Betrag anzusetzen, den ein Käufer für den Erwerb eines Anteils aufwenden würde. 2Bei der Bemessung des Kaufpreises wird ein Käufer im allgemeinen neben dem Vermögenswert auch die Ertragsaussichten berücksichtigen. 3Die Ertragsaussichten beurteilt er weniger nach der Verzinsung des Nennkapitals der Gesellschaft als vielmehr nach der Rendite des Kapitals, das er zum Erwerb des Anteils aufwenden muß. 4Er wird deshalb die auf den Anteil entfallenden Erträge der Gesellschaft mit den Zinsen vergleichen, die das von ihm aufzuwendende Kapital, falls er es in anderer Weise anlegt, erbringen würde. 5Im allgemeinen wird er nur insoweit bereit sein, einen über dem Vermögenswert liegenden Kaufpreis zu bezahlen, als in einem übersehbaren Zeitraum die Erträge des Anteils den Betrag dieser Zinsen übersteigen. 6Er wird entsprechend weniger bezahlen, wenn die Erträge des Anteils unter diesem Betrag liegen. 7Es kann davon ausgegangen werden, daß ein Käufer, der sein Kapital in anderer Weise angelegt hätte, nach den wirtschaftlichen Verhältnissen vom Stichtag mit einer Verzinsung von etwa 9 v. H. rechnen konnte. 8Bei den anschließenden Berechnungen ist von einem Zinssatz von 9 v. H. auszugehen. 9Als noch übersehbar ist ein Zeitraum von 5 Jahren anzunehmen.

 

(2) 1Der gesuchte, in einem Hundertsatz ausgedrückte gemeine Wert eines Anteils (X) ergibt sich demnach aus dem Vermögenswert des Anteils (V), erhöht oder gemindert um den Unterschiedsbetrag zwischen dem Ertragshundertsatz des Anteils, berechnet auf 5 gedachte Jahre (5 E), und der Verzinsung des aufzuwendenden Kapitals, ebenfalls berechnet auf 5 gedachte Jahre. 2Da die Höhe des aufzuwendenden Kapitals gleich dem gesuchten gemeinen Wert ist, ist dieser letztere Hundertsatz mit

3Insgesamt ergibt sich folgende Gleichung:

4Die Auflösung der Gleichung ergibt:

5Der Hundertsatz von 68,97 wird zur Vereinfachung auf 68 abgerundet. 6Als gemeiner Wert sind also 68 v. H. der Summe aus Vermögenswert und fünffachem Ertragshundertsatz anzusetzen. 7Der den gemeinen Wert ausdrückende Vomhundertsatz ist auf einen vollen Punkt nach unten abzurunden.

Beispiel:

Stammkapital     90 000 DM
Vermögen     120 000 DM
Vermögenswert

120 000 DM

90 000 DM
= 133,33 v. H.
Jahresertrag     9 000 DM
Ertragshundertsatz

9 000 DM

90 000 DM
= 10 v. H.
Gemeiner Wert 68 x (133,33 v. H. + 5 x 10 v. H.) =
100
  68 x 183,33 v. H. = 124,66 v. H.
  100
abgerundet   124 v. H.
 

(3) 1Besondere Umstände, die in den bisherigen Berechnungen nicht hinreichend zum Ausdruck gekommen sind, können durch Zu- und Abschläge zu dem Vomhundertsatz nach Absatz 2 berücksichtigt werden. 2Ein Abschlag ist z. B. bei den Gesellschaften geboten, bei denen nachhaltig unverhältnismäßig geringe Erträge einem großen Vermögen gegenüberstehen. 3Bei der Entscheidung, ob unverhältnismäßig geringe Erträge vorliegen, sind die Erträge aus Beteiligungen mit zu berücksichtigen, denn die Höhe der Verzinsung richtet sich nach der nachhaltigen Verzinsung des eingesetzten Gesamtkapitals. 4Unverhältnismäßig geringe Erträge werden unterstellt, wenn die Rendite, d. h. das Verhältnis von Ertragshundertsatz zu Vermögenswert, weniger als 4,5 v. H. ausmacht. 5In diesem Fall beträgt der Abschlag jeweils 3 v. H. des gemeinen Werts vor Abschlag für eine Renditenminderung von 0,45 v. H. 6Hiernach ergeben sich folgende Abschläge:

bei einer Rendite Abschlag in v. H.
unter 4,50 v. H. bis 4,05 v. H. 3
unter 4,05 v. H. bis 3,60 v. H. 6
unter 3,60 v. H. bis 3,15 v. H. 9
unter 3,15 v. H. bis 2,70 v. H. 12
unter 2,70 v. H. bis 2,25 v. H. 15
unter 2,25 v. H. bis 1,80 v. H. 18
unter 1,80 v. H. bis 1,35 v. H. 21
unter 1,35 v. H. bis 0,90 v. H. 24
unter 0,90 v. H. bis 0,45 v. H. 27
unter 0,45 v. H. 30

7Demgemäß ergibt sich bei einem Ertragshundertsatz von 0 v. H. ein gemeiner Wert von 47,6 v. H. des Vermögenswerts, abgerundet auf einen vollen Punkt nach unten.

Beispiel:

Vermögenswert   133,33 v. H.
Durchschnittsertrag – 2 700 DM  
Ertragshundertsatz   0 v. H.
Gemeiner Wert vor Abschlag  
68 x (133,33 v. H. + 0 v. H.) = 90,66 v. H.
100
Abschlag bei Rendite von 0 v. H.  
30 v. H. von 90,66 v. H. = – 27,20 v. H.
  63,46 v. H.
abgerundet 63 v. H.
 

(4) 1Die schwere Verkäuflichkeit der Anteile und die Zusammenfassung aller oder mehrerer Anteile in einer Hand begründen nicht ohne weiteres einen Abschlag oder einen Zuschlag. 2Umstände, die auf den persönlichen Verhältnissen der Gesellschafter beruhen, müssen bei der Wertermittlung außer Betracht bleiben (BFH-Urteil vom 10. 12. 1971, BStBl 1972 II S. 313). 3Bei der Bewertung der Anteile einer Familien-GmbH, bei der sich die nahe verwandten Anteilseigner gegenseitige Beschränkungen bei Veräußerung und Vererbung der Anteile auferlegt haben, kommt wegen dieser Beschränkungen kein Abschlag in Betracht (BFH-Urteil vom 11. 7. 1967, BStBl III S. 666). 4Sind am Stichtag außer Gründungsgesellschaftern auch andere Anteilseigner an der Gesellschaft beteiligt, kommt ein Abschlag bei den später eingetretenen Gesellschaftern in Betra...

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